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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er.“
    „So haben die Comanchen einen großen Fehler begangen. Ich kenne diesen Mann. Er ist ein Bösewicht und hat die Lüge auf seiner Zunge. Die Krieger der Comanchen werden es bereuen, ihn unter ihren Schutz genommen zu haben.“
    „Mein Bruder irrt sich sehr. Das Bleichgesicht hat uns die Wahrheit gesagt. Wir wissen, daß Winnetou den ‚Guten Mann‘ gebracht hat und dann über den Avathono (Großer Fluß, Rio Grande) entkommen ist. Aber wir eilen ihm nach und werden ihn für den Marterpfahl einfangen. Wir wissen, daß der ‚Gute Mann‘ an einem Arm und einem Bein verwundet ist. Wir wissen sogar ganz genau den Ort, an welchem er sich befindet.“
    „Wenn das wahr ist, so sage mir denselben!“
    „Man steigt von hier aus zweimal in die Tiefe des Hauses hinab, bis wo es viele Türen rechts und links von einem schmalen Gang gibt. Dann öffnet man zur linken Hand die letzte Tür. Dort liegt der Apache auf dem Lager, welches zu verlassen er keine Kräfte hat.“
    „Das Bleichgesicht hat dich belogen. Du würdest an dem beschriebenen Ort keinen Apachen finden.“
    „So laß uns hinabsteigen, um nachzuforschen, wer die Wahrheit spricht, du oder das Bleichgesicht.“
    „Das werde ich freilich nicht. Dieses Haus ist da für diejenigen Leute, welche es mit der Erlaubnis des Besitzers betreten, nicht aber für solche, welche es feindlich überfallen.“
    „Nach diesen deinen Worten müssen wir glauben, daß der Apache sich hier befindet. Der ‚Weiße Biber‘ hat uns befohlen, ihn zu holen, und wir werden gehorchen.“
    „Du irrst wieder. Ich verweigere euch die Erfüllung deines Wunsches nicht, weil sich der Apache etwa hier befindet, sondern weil dein Verlangen eine Beleidigung für mich ist. Wenn Old Death euch sagt, daß ihr belogen worden seid, so habt ihr es zu glauben. Wollt ihr euch trotzdem den Eingang erzwingen, so versucht es immerhin! Seht ihr denn nicht ein, daß ein einziger von uns genügt, den Eingang zu verteidigen? Wenn er hier unten an der Treppe steht, so kann er jeden von euch niederschießen, welcher es wagen wollte, da hinabzusteigen. Ihr habt uns in feindlicher Absicht überfallen; darum weisen wir euch zurück. Geht hinunter vor das Tor und bittet um Einlaß, wie es sich gehört, so werden wir euch vielleicht als Freunde empfangen!“
    „Der ‚Alte Tod‘ gibt uns einen Rat, welcher sehr gut für ihn selbst ist, aber nicht für uns. Wenn er ein gutes Gewissen hat, so mag er uns in das Haus steigen lassen. Tut er das nicht, so werden wir hier an dieser Stelle bleiben und einen Boten absenden, um die ganze Schar der Comanchen herbei zu holen. Dann wird er wohl gezwungen sein, uns eintreten zu lassen.“
    „Gewiß nicht! Selbst wenn tausend Comanchen kämen, so könnte doch immer nur einer hier hinab und müßte es augenblicklich mit dem Leben bezahlen. Übrigens wird es dir nicht gelingen, einen Boten abzusenden, denn sobald er den Schutz der Mauer nicht mehr hat, werde ich ihm von hier aus mit meiner Kugel niederstrecken. Ich bin ein Freund der Comanchen; aber ihr seid als Feinde gekommen und werdet als solche behandelt.“
    Während des ganzen Herüber- und Hinüberredens waren unsere Gewehre auf die Indianer gerichtet gewesen. Obgleich es ihnen gelungen war, die Plattform zu ersteigen, befanden sie sich gegen uns doch im Nachteil. Das sah ihr Anführer gar wohl ein, und darum begann er wieder leise mit ihnen zu verhandeln. Aber auch unsere Lage war keine beneidenswerte. Old Death kratzte sich bedenklich hinter den Ohren und sagte:
    „Die Geschichte ist außerordentlich fatal. Die Klugheit verbietet uns, die Comanchen feindlich zu behandeln. Holen sie die andern herbei, so ist es um uns geschehen. Ja, wenn wir den Apachen verstecken könnten, daß es unmöglich wäre, ihn zu finden! Aber ich kenne dieses Haus genau und weiß, daß kein solches Versteck vorhanden ist.“
    „So schaffen wir ihn hinaus!“ sagte ich.
    „Hinaus?“ lachte der Alte. „Seid Ihr des Teufels. Sir? Auf welche Weise denn?“
    „Habt Ihr die beiden heimlichen Türen vergessen? Sie befinden sich auf der hintern Seite, während die Comanchen vorn stehen und also nichts bemerken können. Ich schaffe ihn hinaus in das Gebüsch am Fluß, bis sie fort sind.“
    „Dieser Gedanke ist freilich nicht schlecht“, sagte Old Death. „An diese Türen habe ich gar nicht gedacht. Hinaus zu bringen wäre er wohl; aber wie nun, wenn die Comanchen draußen Wächter aufgestellt haben?“
    „Das glaube ich nicht. Viele

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