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02 Winter am Ende der Welt

02 Winter am Ende der Welt

Titel: 02 Winter am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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einziges wunderbares ausgiebiges Ease-up.
    Und mein Leben hat endlich wieder eine Perspektive.
     
    Beim Frühstück besprechen wir die Details. Wir werden größtenteils auf Carls Farm wohnen. Kann ja auch sein, dass Anna mir ihr Haus hier vermietet, jetzt, wo sie so selten hier ist, weil sie mit Miguel in Porto wohnt und außerdem ja noch ihren Hof in Monsanto hat. Ich werde sie mal fragen. Miguel ist ja nicht so der Typ, der hier in der Wildnis glücklich werden würde. Miguel ist ein Typ für die Stadt, da ist er ganz anders als Jan, und das ist vermutlich auch gut so. Carl und ich könnten natürlich auch eine Wohnung in der Stadt mieten, in Courtney oder Campbell River, und dann abwechseln zwischen Stadt und Land. Wir könnten an den Tagen, wo das Museum geschlossen ist, in der Stadt wohnen. Wir planen und träumen und träumen und planen.
    Plötzlich wohne ich in Kanada. Bis gestern war ich Touristin, jetzt plane ich meine Zukunft hier, habe hier eine neue Liebe gefunden und schon bin ich keine Touristin mehr, sondern eine – ja was? Eine Auswanderin beziehungsweise eine Einwanderin? Ja, irgendwie schon. Carl wird mit seiner Familie besprechen, wie wir das mit der Aufenthaltsgenehmigung regeln. Er sagt, das kriegen sie schon hin, die Tochter seiner Tante, also einer entfernten Tante, die Tochter dieser Tante, damit eine noch entferntere Kusine, ist Anwältin in Toronto und wird das regeln. Er wird nächste Woche nach Toronto fliegen, da können sie das alles besprechen und einreichen und dann können wir so richtig mit der Renovierung durchstarten, dann wären wir zur Saison fertig und im Mai könnten dann die ersten Besucher kommen.
    Draußen hat der Regen aufgehört. Alles ist noch nass. Die Sonne steht hoch am Himmel (ja, wir sind spät aufgestanden, kann ja vorkommen) und Rugged Mountain steckt seine Spitzen zackig in einen blauen Himmel. Nach dem Frühstück gehen wir Hand in Hand mit Peppermint an der Leine die North Maquinna runter bis zur Müllkippe und zurück. Und wenn ich heute hier abgenagte Karibuknochen finden würde – so what? – jetzt mit Carl an meiner Seite wäre mir das völlig egal.
     
    Während Carl in Toronto unsere Zukunft regelt, während meine Schwiegermutter sich von Joana New York zeigen lässt, während Peppermint wieder ihre Knochen bei Frauchen April abnagt und April und Jeff ganz vorsichtig anfangen sich zu trauen, an ein neues Glück zu glauben, nähe ich die Umrandung an meinen Quilt. Die Umrandung ist staubfarben wie der Staub von The Road. Die Umrandung gibt dem Quilt den richtigen Rahmen und hält das Ganze visuell zusammen. Nicht nur visuell, auch materiell, übrigens, denn nur so bleiben die Teile auch an Ort und Stelle.
    Der Nachteil dieser Umrahmung: man muss sie mit der Hand nähen. Das ist aufwändig und dauert ewig. Man näht sie mit der Maschine an, aber man muss es mit der Hand festnähen. Staffieren, wie es korrekt heißt, dieser kleine Stich, der die Umrandung unsichtbar an der Unterseite befestigt. Das würde mit der Maschine genäht einfach nicht gut aussehen, also mache ich mir doch wirklich die Mühe und nähe es mit der Hand. Mary von der Post (übrigens keine Post da für mich) sagt, sonst sieht es einfach nicht so professionell aus. Und wenn Mary das so sagt, dann stimmt das auch. Mary ist nämlich the Queen of Quilting hier im Dorf.
    Zwischendurch schicke ich eine Mail an Clara: Was ist denn nun eigentlich mit Schneeweißchen und Rosenrot? Wie geht es aus? Wer bekommt den Bären??? Und ist es wirklich ein verwunschener Prinz? LG vom EdW nach HB und bjs – Jasmin

XII
     
    Es klopft, das wird Carl sein, zurück aus Toronto. Ich laufe die Treppe runter und mache die Tür auf. Da stehen Carl und Jorge.
    Wie jetzt?
    Das war so ein Spruch von Nicole, als sie klein war. Weil es vielleicht nicht immer so geordnet zugeht in einem Haushalt mit zwei sturen Erwachsenen und zwei trotzigen Kleinkindern. Da werden Pläne schon mal geändert. Da will man erst in den Estrela Park und dann zur Oma oder ins Kino oder doch vielleicht lieber erst ins Kino und dann in den Park und zur Oma oder umgekehrt und landet dann in Cascais am Strand und isst Eis. Und da stand die Nicole dann manchmal hilflos im Flur und wusste nicht ein und aus und sagte: Wie jetzt ?
    Und so geht es mir in diesem Moment.
    Wie jetzt?
    Ich halte es zunächst für eine Vision. Aber nein, da stehen sie beide vor der Tür. Die beiden Autos parken vor dem Haus. Carls Van parkt in der Einfahrt. Und ein

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