02
abgesucht, Waffen haben wir allerdings keine gefunden. Das Verwaltungsgebäude ist dieses dort drüben.«
Der Marine hielt kurz inne und salutierte. »Vielen Dank, Commander.«
Geary zwang sich, dieses Fenster zu schließen und stattdessen die gesamte Flotte im Auge zu behalten.
»Sieht ruhig aus«, ließ Desjani ihn wissen. »Die einzige feststellbare Aktivität sind die Kolonnen mit Evakuierten, die sich von den Zielen entfernen. Ein Trümmerstück der Monde bewegt sich auf eine Stelle zu, die rund dreihundert Kilometer vom Lager entfernt liegt«, fügte sie an und deutete auf das Display. »Rings um die Absturzstelle wird alles verwüstet werden, aber im Lager dürften sie davon wohl nur einen dumpfen Knall und die Ausläufer der Druckwelle mitbekommen.«
Geary las die Berechnung für den Aufprall durch. »Und vielleicht werden sie ein Zittern im Boden spüren. Immer, wenn wir bislang geglaubt haben, dass in diesem System Ruhe herrscht, warteten die Syndiks mit einer neuen bösen Überraschung auf. Was könnten wir diesmal übersehen haben?«
Desjani schürzte die Lippen und grübelte. »Die Marines untersuchen die Gefangenen, ob sie biologischen Kampfstoffen ausgesetzt wurden, die erst mit Verzögerung ihre Wirkung entfalten. Die Gefangenen selbst müssten bemerkt haben, wenn irgendetwas im Lager vergraben worden wäre. Die einzigen Syndik-Schiffe im System sind - von ein paar Frachtern abgesehen - die drei Jäger, die wir seit unserer Ankunft im Auge behalten und die alle mehr als eine Lichtstunde von uns entfernt sind. Ich würde ihnen zutrauen, dass sie den ganzen Planeten in die Luft jagen, nur um uns schwere Verluste zuzufügen, aber es gibt keine Waffe, die so etwas bewerkstelligen kann.« Vor Geary öffnete sich ein Fenster, und Colonel Carabali salutierte. »Ich schicke jetzt die Hauptgruppe rein, Captain Geary. Bislang keine Bedrohung entdeckt.« Auf seinem Display konnte er mitverfolgen, wie der Pulk der Shuttles zur Landung ansetzte; viele davon außerhalb des Lagers, da nicht genug Platz vorhanden war. Marines stürmten heraus und wirkten in ihrer Gefechtsausrüstung selbstbewusst und todbringend.
Geary empfand den Anblick jedoch als besorgniserregend. Fast alle Marines der Flotte waren dort unten. Wenn ihnen etwas zustieß, würde er eine sehr wichtige Kampfeinheit verlieren, die zugleich jenen Teil der Flotte darstellte, auf deren Gehorsam er sich verlassen konnte. Im nächsten Moment gab er sich im Geist eine Ohrfeige, dass er die möglichen Verluste allein danach bemaß, anstatt daran zu denken, wie viele gute Männer und Frauen er verlieren würde.
Co-Präsidentin Rione schien Gearys Unbehagen zu teilen. »Nach all diesen Fallen, die uns die Syndiks hier gestellt haben, geht das jetzt fast schon eine Spur zu glatt.«
Geary nickte. »Aber im Lager ist nichts zu finden. Die Gefangenen sagten, sie hätten es selbst abgesucht, und sie müssten wissen, wenn sich dort etwas Ungewöhnliches befände.«
Wieder meldete sich Colonel Carabali. »Wir haben das Verwaltungsgebäude eingenommen und gehen jetzt die Akten durch. Alle Gefangenen sind mit Implantaten versehen, um ihre Position zu überwachen, außerdem verläuft um das Lager herum eine virtuelle Mauer, damit sie nirgendwo hingehen, wo sie nichts zu suchen haben. Wir deaktivieren derzeit die Implantate und die Mauer.«
»Gut.« Geary sah zurück zum Display. »Wenn die virtuelle Mauer abgeschaltet ist, können die Gefangenen das Lager verlassen und sich zu den Shuttles begeben«, sagte er zu Desjani.
»Verdammt!«
Abrupt drehte er sich auf seinem Platz herum, da ihn Riones lauter und untypischer Fluch völlig unvorbereitet getroffen hatte. Sie zeigte auf die Displays. »Außerhalb des Lagers, Captain Geary! Sie alle halten Ausschau nach Bedrohungen, die im Lager auf Sie warten könnten, aber die meisten Ihrer Shuttles sind außerhalb des Lagers gelandet!«
Geary spürte, wie sich sein Magen verkrampfte, als ihm klar wurde, was Rione meinte. Er tippte auf seine Kontrollen, um Carabali zu rufen. »Außerhalb des Lagers, Colonel! Dort konnten die Gefangenen nicht hingehen, also konnten sie da auch nicht suchen! Wir haben uns bei unserer Suche ganz auf das eigentliche Lager konzentriert. Etliche Shuttles stehen da draußen, und dort sollen die Gefangenen hingebracht werden.«
Carabali presste die Lippen aufeinander. »Verstanden.«
Geary sah, wie das Kommando- und Kontrollnetzwerk der Marines aufleuchtete, als Carabali mit ihren Leuten Kontakt aufnahm.
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