02
die Augenbrauen hoch. »Ah, doch. Vor einer halben Stunde haben mehrere Luftfahrzeuge die Basis verlassen und sind zur nächstgelegenen Gebirgskette geflogen. Das System konnte sie verfolgen.«
»Die oberste Führungsebene. Die Herren Offiziere wollen sich in ihren Kommandobunker zurückziehen, um in Sicherheit und Luxus unseren Vergeltungsschlag abzuwarten«, erklärte er.
Desjani nickte zustimmend.
»Ich will diesen Bunker ausfindig machen.«
Sie grinste.
»Ich nehme an, wir haben genügend kinetische Salven, um damit ein Loch in massiven Fels zu sprengen, oder?«
»Ja, die haben wir, Sir«, erwiderte Desjani strahlend. Geary hatte soeben den Wunsch durchblicken lassen, Syndiks zu töten, und damit war ihre Welt wieder in Ordnung.
Ein ganzer Schwarm Shuttles hatte die Allianz-Flotte verlassen und senkte sich wie ein großer Insektenschwarm auf Sutrah V herab. Über ihnen waren die Schiffe der Flotte zu einer kompakten Formation zusammengeschlossen, die dennoch einen weitläufigen Bereich in Anspruch nahm. Geary wusste, dass die Bewohner von Sutrah V in diesen Sekunden ängstlich zum Himmel aufblickten, da sie wussten, dass diese Flotte den Tod auf sie herabregnen lassen und den ganzen Planeten binnen kürzester Zeit völlig unbewohnbar machen konnte.
Das virtuelle Display, das die Positionen der Shuttles anzeigte, schwebte gleich neben Gearys Platz. Die begleitenden Marines wurden daneben wie auf Sammelkarten dargestellt. Mit einer Bewegung seiner Finger konnte er mit jedem von ihnen in direkten Kontakt treten oder mittels Helmsensoren das sehen, was sie selbst sahen. Aber der einzige Marine, den er rief, war Colonel Carabali, da er niemanden in der Befehlskette übergehen wollte, auch wenn die technischen Möglichkeiten ihm genau das verlockend einfach machten.
»Die Erkundung sshuttles haben rings um das Arbeitslager keine Hinweise auf Nuklearwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen finden können«, meldete Carabali. »Wir suchen noch einmal alles ab, dann landen die Erkundungsteams.«
»Können Sie bestätigen, dass die angegebene Zahl an Gefangenen zutrifft?«, fragte er sie.
»Sieht ganz so aus«, meinte sie grinsend. »Und von hier oben betrachtet, wirken sie ziemlich fröhlich.«
Geary lehnte sich lächelnd zurück. Seit seiner Rettung war er in viele Situationen geraten, mit denen er nie gerechnet hätte, und die meisten von ihnen waren unangenehm gewesen. Die Pflicht war für ihn eine schwere Last, doch jetzt waren da einige tausend Menschen, die niemals mit einer Befreiung gerechnet hatten, und die sahen nun die Flotte aus Shuttles, die sich ihnen näherte. Menschen, die vielleicht schon seit Jahrzehnten hier gefangen waren und keine Hoffnung mehr auf Rettung besaßen. Diese Flotte, seine Flotte würde sie retten, und das war ein gutes Gefühl.
Wenn die Syndiks bloß nicht noch einen weiteren Trick versuchten. Es war immer noch möglich, dass Tausende, die kurz vor ihrer Befreiung standen, doch sterben mussten.
»Erkundungsshuttles gelandet«, meldete Carabali und bestätigte damit die Anzeige auf Gearys Display, das er auf das Lager ausgerichtet hatte. »Teams gehen von Bord.«
Geary konnte der Versuchung nicht widerstehen und rief einen der Offiziere aus Carabalis Team auf. Ein Fenster öffnete sich, das den Blick vom Helm des Mannes aus darstellte. Staub und Schmutz waren ebenso zu sehen wie ramponierte Bauwerke. Der Himmel zeigte ein verwaschenes Blau, das zu Grau tendierte und so trostlos wirkte, wie das Leben in diesem Arbeitslager gewesen sein musste. Syndik-Wachen waren nirgends zu sehen, aber die Gefangenen hatten sich in Reihen aufgestellt, die Offiziere vor ihnen, während sie nervös und auch ein wenig benommen zusahen, wie die Marines an ihnen vorbeieilten, um nach Hinweisen auf mögliche Gefahren zu suchen.
Der Marine, durch den Geary das Geschehen mitverfolgte, blieb vor einer Gruppe von Gefangenen stehen und wandte sich der Frau an deren Spitze zu. »Wissen Sie, ob hier irgendwo Waffen verborgen sind? Irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten?«
Die dünne ältere Frau, deren Haut ledrig geworden war, nachdem sie ohne entsprechende Schutzkleidung wohl den größten Teil ihres Lebens hier zugebracht hatte, antwortete ruhig und präzise: »Nein, Lieutenant. Wir wurden letzte Nacht in unsere Quartiere geschickt und konnten nichts von dem beobachten, was draußen vor sich ging, aber wir hörten, wie die Wachen vor Sonnenaufgang in aller Eile das Lager verließen. Wir haben alles
Weitere Kostenlose Bücher