02
klingen konnte. Ihm wurde bewusst, dass Falco das gleiche Gespräch womöglich bereits mit der Co-Präsidentin geführt hatte, um sich bei ihr über Gearys Anwesenheit zu beklagen und ihr vorzuschlagen, gemeinsam gegen ihn zu arbeiten. Er fragte sich, ob Rione ihm davon etwas sagen würde, falls er sie darauf ansprach.
Falco beugte sich vor und hob den Zeigefinger. »Wenn diese Flotte in Allianz-Gebiet zurückkehrt, dann können ihre Anführer selbst über ihre eigene Zukunft bestimmen. Das ist Ihnen sicher klar. Uns bietet sich die historische Gelegenheit, die Richtung vorzugeben, wie die Allianz diesen Krieg vorantreiben und wie sie Entscheidungen treffen soll. Dadurch wird es uns möglich, die Bedingungen zu schaffen, die diesem Krieg ein Ende bereiten werden. Sie werden jemanden an Ihrer Seite benötigen, der mit den aktuellen Verhältnissen vertraut ist. Jemand, der Ihnen hilft, sich gegen die Politiker zur Wehr zu setzen, die alles Menschenmögliche getan haben, um die Allianz in den Ruin zu treiben und sie hilflos den Syndiks zu überlassen.«
Geary sah ihn einfach nur an, ohne eine Miene zu verziehen. Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Captain Falco bei der Rückkehr ins Allianz-Gebiet eine Presseerklärung herausgeben wird, in der er sich diesen Erfolg zuschreibt und mich bestenfalls auf eine Nebenrolle reduziert? »Captain Falco, Sie haben eine Weile in einem Arbeitslager der Syndiks zugebracht. Ihr eigenes Wissen über die aktuellen Verhältnisse hinkt der Realität zwanzig Jahre hinterher.«
Falcos Lächeln hatte jetzt nicht nur etwas Vertrauliches, sondern auch etwas Verschwörerisches. »Ich habe Freunde, die mich umgehend auf den neuesten Stand bringen können. Immerhin habe ich deutlich weniger Jahrzehnte nachzuholen als Sie, nicht wahr?«
»Captain Falco, ich bin für jeden nützlichen Ratschlag dankbar. Aber meine vorrangige Aufgabe ist es, diese Flotte sicher nach Hause zu bringen. Wenn wir dort angekommen sind, werde ich die Flotte der gewählten Führung der Allianz übergeben, ganz gleich, was ich von deren Entscheidungen halte. Wenn ich rechtmäßige Entscheidungen der Allianz-Führung nicht guten Gewissens mittragen kann, dann ist es meine Pflicht, von meinem Posten in dieser Flotte zurückzutreten.«
»Der Erhalt der Allianz ist wichtiger als irgendwelche Vorrechte von Politikern«, meinte Falco abfällig.
»Captain Falco, in der Zeit, aus der ich komme, bedeutete der Erhalt der Allianz, dass man das bewahrte, wofür die Allianz stand: den Erhalt der individuellen Rechte und des Wahlrechts.« Falco gab sich erkennbar Mühe, nicht schon wieder die Stirn in Falten zu legen. »Ich möchte weiterhin auf konstruktive Weise mit Co-Präsidentin Rione zusammenarbeiten. Und ich hoffe darauf, dass Sie hinter all meinen Entscheidungen stehen.«
Falco musterte ihn mit einem Hauch von Skepsis in seinen Augen, obwohl er unverändert lächelte. »Ein solcher Rückhalt hat seinen Preis.«
Na, was für eine Überraschung! »Ich fürchte, ich kann Ihnen im Gegenzug nicht mehr bieten als das Wohlergehen der Flotte und der Allianz.«
»Das ist alles, was mich interessiert!« Es klang ehrlich, und vermutlich war es auch so gemeint. Falco glaubte, er könne die Allianz retten und bessere Entscheidungen treffen als die gewählten Führer der Allianz. »Die Allianz braucht eine starke Führungspersönlichkeit. Ich muss wissen, ob Ihr Handeln kurzund langfristig dem Wohl der Allianz dienen wird, und im Augenblick habe ich ehrlich gesagt das Gefühl, dass Ihnen nicht klar ist, wie dramatisch sich die Lage in den vielen Jahren zugespitzt hat, die Sie im Kälteschlaf verbrachten.«
Es war leichter gewesen, Falco für einen Opportunisten zu halten. Stattdessen jedoch wurde er allem Anschein nach von der ehrlichen Überzeugung angetrieben, dass nur er allein die Allianz retten konnte. In gewisser Weise machte ihn das zu einem noch gefährlicheren Mann, überlegte Geary. Niemand sonst konnte an sein Idealbild von der besten Führungspersönlichkeit heranreichen, weil dieser Posten in seiner Welt ausschließlich für Falco reserviert war. Und genauso konnte auch niemand etwas richtig machen, wenn Falco etwas dagegen einzuwenden hatte.
Geary versuchte, so sachlich wie möglich zu reden. »Ich verstehe, dass Sie um das Wohlergehen der Allianz besorgt sind. Wir mögen auch von Zeit zu Zeit geteilter Meinung sein, was die richtige Vorgehensweise betrifft. Aber das Schicksal und mein Dienstgrad haben mich zum
Weitere Kostenlose Bücher