Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
020 - A.S. der Unsichtbare

020 - A.S. der Unsichtbare

Titel: 020 - A.S. der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
dachte mir schon, daß das passieren würde, Hilda. Du mußt nun verständig sein und etwas für mich tun.
    Als ich erfuhr, was er von mir verlangte, wollte ich meinen Ohren nicht trauen. Ich sollte Mr. John tatsächlich heiraten!
    Aber das geht doch nicht - ich bin doch schon verheiratet!
    Es wird niemand etwas davon erfahren. Du bist mit mir doch in einem anderen Stadtteil getraut worden. Ich verspreche dir, daß er dich an der Kirchentür verläßt und du ihn nie wieder siehst. Tue das für mich, ich werde dir hundert Pfund geben.
    Er fügte noch hinzu, daß wir beide genug für unser ganzes Leben verdienen würden, wenn ich Mr. John heiratete. Aber er gab mir keine nähere Auskunft.
    Er konnte immer sehr überzeugend sprechen, und ich war so verwirrt, daß ich nicht mehr wußte, ob ich bei klarem Verstand war. Er konnte Schwarz zu Weiß machen, wie man so sagt, und schließlich willigte ich ein.
    Ich habe mir später oft überlegt, ob er mich auf diese Weise loswerden wollte, aber das war es nicht; denn dann hätte er mich ja überhaupt nicht zu heiraten brauchen. Jetzt bin ich zu der Ansicht gekommen, daß er ein hübsches Mädchen im Haus haben wollte, das alle seine Wünsche erfüllen würde. Er hat wohl nie erwartet, daß mir Mr. John einen Heiratsantrag machen würde, aber er hatte vielleicht etwas viel Schlimmeres kommen sehen. Er war ein gemeiner, kaltblütiger Schuft.
    Am Tag vor der Trauung hatte ich noch eine Unterredung mit Miss Janet.
    Hilda, sagte sie, morgen werden Sie also meinen Neffen heiraten. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich auf diese Heirat nicht stolz bin, und gebe Ihnen den Rat, Ihre Meinung für sich zu behalten. Was nun die Zukunft angeht, so können Sie nicht erwarten, daß ein Gentleman wie Mr. John seinen Freunden ein Mädchen Ihrer Art vorstellt. Sie sind vollständig ungebildet, und wenn auch Ihr Wesen nett und liebenswürdig ist, so ist doch Ihre Sprache unmöglich.
    Es ist merkwürdig, daß ich mich noch an jedes Wort erinnere, das Miss Janet damals sprach, obgleich inzwischen über dreißig Jahre vergangen sind. Ich war sehr empört, aber ich beherrschte mich und fragte, was sie denn mit mir vorhabe.
    Ich werde Sie in ein erstklassiges Institut schicken, wo Sie erst noch einiges lernen sollen. Sie werden dort bleiben, bis Sie zweiundzwanzig Jahre alt sind. Dann werden Sie imstande sein, den Platz an der Seite Ihres Gatten einzunehmen, ohne ihn oder sich zu kompromittieren.
    Irgendwie paßte dieser Vorschlag ganz gut zu Alberts Versprechen. Ich glaubte sogar, daß er alles so eingerichtet hatte. Aber ich weiß jetzt, daß er einen ganz anderen Plan verfolgte und daß Miss Janet aus eigenem Willen so handelte.
    Erst als ich am Donnerstag in der St.-Pauls-Kirche stand, sah ich Mr. John wieder. Ich weiß heute noch nicht, was zwischen ihm und seiner Tante vorgegangen war. Er sah sehr blaß aus und war zurückhaltend, aber höflich. Es waren nur vier Leute in der Kirche, und die Zeremonie ging schneller vorüber, als ich erwartet hatte. Warum mich Mr. John überhaupt geheiratet hat, weiß ich nicht. Ich kann schwören, daß nichts zwischen uns beiden vorgefallen ist. Er hatte mich nur einmal geküßt, als er zuviel getrunken hatte. Aber er heiratete mich. Es erscheint mir auch heute noch merkwürdig. Bevor ich zur Kirche ging, gab mir Miss Janet fünfzig Pfund und die Adresse. Die Schule lag in Eastbourne, Victoria Drive. Sie schrieb mir auch die Abfahrtszeiten der Züge auf.
    Ich verabschiedete mich von Mr. John nach der Trauung und ließ ihn mit seinem Freund allein. Miss Janet war nicht erschienen. Ich habe ihn nie wiedergesehen.
    Albert wollte mich nach der Trauung treffen und zum Essen mitnehmen. Er wartete vor dem King's-Cross-Restaurant auf mich. Ich erzählte ihm alles, was geschehen war.
    Gib mir den Trauschein, sagte er, und ich gab ihm die Heiratsurkunde. Wir sprachen nicht mehr viel über die Eheschließung, obgleich ich ein wenig nervös war. Ich wollte nicht nach Eastbourne, ich hatte überhaupt nie die Absicht gehabt, fortzugehen. Aber ich war nun von Albert abhängig. Ich wußte, er würde irgendeinen Plan für mich haben, und er erzählte mir auch später davon. Aber er hatte nicht die Absicht, wie ich gehofft hatte, mit mir irgendwohin aufs Land zu ziehen - das hatte er mir versprochen, als ich meine Einwilligung zu der Heirat mit Mr. John gab - und unsere Ehe nun wirklich zu beginnen.
    Als wir unser Mahl beinahe beendet hatten, zog er einen großen

Weitere Kostenlose Bücher