020 - Das Schiff der schwarzen Piraten
ich zurück. Das stimmte natürlich nicht. So leicht wie eine Feder war der Gnom auch wieder nicht. »Das Schwerste an dir ist dein Dreizack«, behauptete ich.
»Seht mal!« rief im nächsten Moment Roxane gepreßt aus. Sie wies auf einen tiefen Einschnitt im Felsen, an dessen Ende wir ein seltsames Gebilde entdeckten.
»Die Wolkenburg«, sagte Cruv hinter mir.
»Du kennst sie?« fragte ich erstaunt.
»Soltaff, der Mord-Magier, hat von ihr gesprochen.«
Die Burg schien tatsächlich aus vielen kleinen schwarzen Wolken erbaut worden zu sein. Ich erfuhr, daß ein Zauber diese Wolken gehärtet hatte, wodurch man sie wie Gestein verwenden konnte.
Hoch ragte die schwarze Wolkenburg auf. Das seltsamste Bauwerk, das ich je gesehen hatte. Es wirkte bedrohlich, war gut versteckt und so gebaut, daß es von Feinden kaum einzunehmen war.
»Müssen wir dorthin?« fragte ich.
»Zum Glück nicht«, antwortete der Gnom.
»Wer wohnt auf dieser Burg?« wollte ich wissen.
»Die grausamen 5 vom schwarzen Kelch«, sagte der Gnom.
»Mächtige Magier-Dämonen. Sie herrschen auf Coor mit unvorstellbarer Grausamkeit. Aber sie beschränken sich nicht nur auf dieses Gebiet. Sie tauchen auch auf anderen Welten auf.«
»Waren Sie auch schon mal auf der Erde?«
»Das weiß ich nicht. Es ist aber durchaus möglich. Ihr Anführer nennt sich Höllenfaust. Er soll der Schlimmste von allen sein. Sie jagen mit abgerichteten Satansfalken.« Der Gnom schüttelte sich.
»Ich möchte nicht, daß mich diese grausamen Blutvögel einmal verfolgen.«
Ich blieb nicht stehen. Während wir mit großen Schritten weitermarschierten, war mein Blick unentwegt auf die schwarze Wolkenburg gerichtet. Cruv erzählte mir, daß Asmodis persönlich diese Magier-Dämonen geschaffen hatte. Zuerst sollte es nur den schwarzen Kelch gegeben haben. Aus ihm hatte Asmodis dann die Herrscher von Coor gehoben und sie als seine Vertreter auf dieser Prä-Welt eingesetzt.
Auch ich war nicht erpicht darauf, mit Höllenfaust und seinen Freunden aneinanderzugeraten. Wir hatten im Augenblick schon genug Schwierigkeiten am Hals.
Schotter bedeckte den Schluchtboden. Man konnte schlecht darauf gehen. Die klappernden Steine gaben nach, rutschten weg und ich atmete auf, sobald wir das Schotterfeld hinter uns hatten.
Die grausamen 5 vom schwarzen Kelch gingen mir nicht aus dem Kopf. Wenn sie die Erde nicht heimsuchten, war es sehr unwahrscheinlich, daß ich ihnen jemals begegnen würde, und ich war ehrlich gesagt nicht traurig darüber.
Es bestand nur die Gefahr, daß wir jetzt auf sie trafen, daß sie sich uns in dieser Schlucht in den Weg stellten, damit wir den Tunnel der Kraft nicht erreichten.
Mit Höllenfaust hatte mir Cruv einen verdammt unangenehmen Floh ins Ohr gesetzt. Meine Spannung wuchs. Ich war aufmerksamer denn je, damit die grausamen 5 vom schwarzen Kelch uns nicht überrumpeln konnten.
»Wie weit ist es noch bis zum Tunnel?« wollte ich wissen.
Niemand konnte mir diese Frage beantworten. Auch Cruv nicht.
Für ihn war diese Schlucht genauso Neuland wie für uns. Aber er hatte schon mehr über sie gehört als wir.
Ich vernahm plötzlich einen schaurigen, langgezogenen Laut. Es hörte sich an, als würde ein Wolf heulen. Doch Cruv sagte: »Das sind die Höllenhunde! Sie haben unsere Spur gefunden! Jetzt sind wir verloren!«
***
»Schnauze, Cruv!« sagte Mr. Silver scharf. »Verdammt noch mal, wann wirst du endlich deinen Pessimismus ablegen? Haben wir bisher nicht alle Gefahren gemeistert?«
»Das war alles nichts gegen die Höllenhunde«, preßte der Gnom heiser hervor. »Das ist ein riesiges Rudel. Kraftstrotzende Tiere. Wer sie auf seinen Fersen hat, der lebt nicht mehr lange.«
»Ich werde dir das Gegenteil beweisen, und jetzt laß dir endlich mal ein paar aufbauende Sprüche einfallen, Knirps! – Komm, Tony, gib mir den Kleinen. Ich glaube, ich kann mit ihm schneller rennen als du.«
Das Geheul hallte unheimlich durch die enge Schlucht. Ein zweiter und ein dritter Höllenhund fielen in dieses Heulen ein. Ich gebe zu, ich bekam davon eine Gänsehaut, so schaurig hörte sich das an.
Unsere neuen Gegner schienen unsichtbar zu sein. Jedenfalls konnte ich keinen Höllenhund entdecken. Cruv wechselte von mir zu Mr. Silver hinüber. »Ich bin für euch ein Klotz am Bein«, klagte der Gnom.
»Nicht am Bein, aber auf dem Rücken«, sagte Mr. Silver.
»Roxane! Tony! Kommt, wir nehmen die Beine in die Hand.«
»Die Höllenhunde sind schnell und
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