020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
das Lokal. Larry
hatte den Eindruck, dass der müde Wirt erleichtert war, als sie die Zeche
bezahlten.
Iwan machte Larry den Vorschlag, noch ein Striptease-Lokal aufzusuchen. »So
jung kommen wir nicht mehr zusammen, Towarischtsch!«.
»Davon bin ich überzeugt, Brüderchen«, sagte Larry mit etwas schwerer
Zunge.
Die Straße, auf der sie gingen, war leer.
Sie sahen hinter dem Nebel die dunklen Umrisse der Mülltonnen und die
reifbedeckten Wagen am Rande des Bürgersteiges. Auf der anderen Straßenseite
befand sich eine Bar. Das rote verwaschene Licht über dem schmalen Eingang
drang kaum bis zu ihnen herüber.
Die beiden PSA-Agenten entschlossen sich, ihren Nachtbummel abzubrechen,
bis zur nächsten Straßenecke zu laufen und ein Taxi anzuhalten.
Nach einigen Schritten mussten sie eine schmale Seitenstraße überqueren.
Alte hohe Häuser, wie sie für dieses Wohnviertel typisch waren, ragten in den
trüben, grauen Dunst.
X-RAY-3 und X-RAY-7 waren in ein Gespräch vertieft, als sie Schritte auf
der gegenüberliegenden Straßenseite vernahmen.
Eine dunkle Gestalt im Trenchcoat, den Kragen hochgeschlagen, hastete quer
über die Straße. Der Mann trug eine Aktentasche unter dem Arm. Er hatte noch
nicht die Straßenmitte erreicht, als es geschah.
Ein Wagen, der an der Straßenecke stand, erwachte plötzlich zum Leben. Der
Motor röhrte auf, das Auto schoss nach vorne – genau auf den Mann zu, der in
diesem Augenblick die Straße überquerte!
Larry erkannte mit der ihm eigenen Geistesgegenwart die Situation und die
geringe Chance, die er hatte, um noch einzugreifen. Er warf sich nach vorn und
stieß den Fremden mit voller Wucht zur Seite. X-RAY-3 spürte einen Schlag gegen
die Hüfte und wurde zur Seite geschleudert. Der unbeleuchtete Wagen streifte
ihn um Haaresbreite und raste davon. Das Motorengeräusch verebbte in der Ferne.
Iwan war sofort neben Larry, der sich aufrappelte und dabei einen stechenden
Schmerz in der rechten Hüfte verspürte.
»Der Wagen, hast du das gesehen?« Nichts an der Stimme des Russen wies
darauf hin, dass er über den Durst getrunken hatte.
Sein Freund nickte, während er sich gleichzeitig abwandte und sich um den
Mann kümmerte, der reglos in der Gosse lag. Die dunkle Aktentasche hatte er wie
ein kostbares Gut fest an seinen Körper gepresst.
Das unbeleuchtete Auto ist ein Krankenwagen gewesen, schoss es Larry durch
den Kopf. Er hatte das rote Kreuz an beiden Seitentüren noch registriert.
Unbewusst hatte er auch versucht, sich das polizeiliche Kennzeichen zu merken,
doch der Wagen besaß keines.
Der Mann am Boden war bewusstlos. Ein dünner Blutfaden lief aus einer
kleinen Platzwunde an der Stirn.
»Ich habe versucht, das Gesicht des Fahrers zu erkennen«, flüsterte Iwan.
»Hinter dem Steuer saß niemand, Towarischtsch!« Larry Brent schluckte. »Es ging
alles zu schnell. Du hast dich getäuscht.« Iwan schüttelte den Kopf. »Das
Innere des Krankenwagens war vollkommen dunkel. Da war niemand.«
Der Mann auf dem Asphalt rührte sich. Misstrauisch starrte er auf die
beiden Fremden, die neben ihm hockten. Sofort schlossen sich seine Hände um die
Aktentasche, die er bei sich trug. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er heiser.
»Sie wären beinahe überfahren worden«, sagte Larry ruhig und beobachtete
weiter den Verunfallten, dessen Gesicht schmal und fein geschnitten war. Mit
einer fahrigen Bewegung tastete sich der Verletzte über die blutende Stirn und
erhob sich. Nervös strich er seine Kleidung zurecht, aber nur mit der linken
Hand. Die Rechte hielt weiterhin die Tasche umfasst. »Ich danke Ihnen«, sagte
er leise. »Ich war in Gedanken versunken und mir fiel nicht auf, dass sich ein
Wagen näherte. Sie haben mich noch rechtzeitig auf die Seite gezogen. Nochmals
vielen Dank!« Es schien, als wolle er die ganze Angelegenheit so schnell und so
reibungslos wie möglich hinter sich bringen.
»Sie irren«, erwiderte X-RAY-3. »Der Fahrer des Wagens hatte Sie erwartet.
Es war kein Unfall! Sie sollten getötet werden, Mister ...« Er erwartete, dass
der Mann seinen Namen nennen würde. Doch der tat ihm nicht den Gefallen.
»Auf mich gewartet? Unsinn!«, murmelte er. Sein bleiches Gesicht verzerrte
sich. »Sie sind betrunken, meine Herren«, fügte er mit Abscheu in der Stimme
hinzu.
In der Tat waren Larrys und Iwans Fahnen nicht zu leugnen.
Der Fremde ließ sie einfach stehen, drehte sich um und ging rasch davon,
ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Seine Schritte
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