020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
einmal
versuchen. Ein Eldin Jameson gibt nicht auf.«
Er lächelte flüchtig und blickte dann wieder verklärt, als hätte er einen
wunderbaren Gedanken erfasst.
Iwan Kunaritschew erkannte seine Lage. Wenn er nichts tat, war er verloren.
Andererseits jedoch bot sich gerade durch diesen Irren die Chance, wieder ans
Tageslicht zu kommen.
Stone kannte wie kein zweiter diese Umgebung, jeden Gang und jede Kammer.
Iwan war auf der Hut und ließ ihn nicht aus den Augen. Er machte einen
kurzen Schritt nach vorn, und es gelang ihm, den Sarkophag mit dem Skelett
hinter sich zu bringen. Sein Angriff erfolgte rasch, aber überlegt. Wie ein
Panther schnellte der kräftige Russe auf Stone zu. Ehe dieser begriff, was sich
ereignete, hielt Iwan dessen Pistole in der Hand.
»Vielleicht sollten wir einen kleinen Spaziergang machen, Mister Jameson,
finden Sie nicht auch? Sie hatten viel Zeit, mich und mein Verhalten zu
studieren. Ich bin überzeugt davon, dass es jetzt ausreicht.« Iwans Stimme war
messerscharf. »Sie kennen sich hier gut aus? Führen Sie mich, aber unterlassen
Sie es, mich zu hintergehen. Vielleicht wissen Sie auch etwas über meinen
Freund! Wir waren zu zweit, als wir hier eindrangen.«
Pit Stone zog die dünnen Augenbrauen hoch und machte ein wichtiges Gesicht.
»O ja, Ihr Freund – er hatte Pech und rannte in eine Nische. Es gibt hier noch
viele Fallen.« Er zuckte die Achseln. »Wollen Sie ihn sehen?«
Als Iwan Kunaritschew nickte, ging Stone voran. Die Pistole in seinem
Rücken schien ihn wenig zu beeindrucken, dennoch gehorchte er. Es schien ihm
eine Freude zu machen, zu beweisen, dass er hier »Herr im Hause« war. Die
Fackel spendete erträgliches Licht. Ein Weg von etwa fünf Minuten lag vor
ihnen. Stone ging schnell. Dann kamen sie in eine breite Nische und Iwan sah,
auf welche Weise sein Begleiter Achman ums Leben gekommen war. Er stand an der
Wand, in der Stirn einen langen, spitzen Pfeil, der seinen Kopf förmlich an das
Gemäuer nagelte. Achman war in seiner überhasteten Flucht in eine noch
funktionierende Falle der alten Erbauer dieser heimtückischen Pyramide
gelaufen.
Iwan wollte so schnell wie möglich heraus. Stone schien dafür Verständnis
zu haben. Er änderte die Richtung, ging nach links – der Weg führte aufwärts.
Stone meinte, nachdem er den Russen zu einem der Ausgänge geschleust habe,
wolle er seine Forschungsarbeit im Innern wieder aufnehmen. Das alles hörte
sich vernünftig an. Und doch brütete sein umnachtetes Gehirn eine Teufelei aus.
Stone wollte den Russen loswerden und kannte eine Stelle, die er schon
untersucht hatte, und die ...
In seiner Aufmerksamkeit hatte X-RAY-7 keinen Deut nachgelassen und
bemerkte die Veränderung in der Bewegung des Vorangehenden. Dieser bog um die
Ecke – wollte sofort nach links ausweichen.
Iwan Kunaritschew sollte rechts an ihm vorübergehen. Doch der Russe
reagierte für Stone zu schnell, packte zu und riss Stone auf die andere Seite
herüber. Im selben Augenblick sah er, welches Schicksal der Irre eigentlich ihm
zugedacht hatte. Aus der kahlen, düsteren Mauer schossen links und rechts zwei
lange, gedrehte Dolchspitzen, durchbohrten die Lenden. Gurgelnd brach Pit Stone
zusammen. Er war auf der Stelle tot.
●
Mit größter Vorsicht versuchte Iwan aus dem Labyrinth der tödlichen Gänge
zu entkommen. Er hielt die halb herabgebrannte Fackel in der Rechten, die
erbeutete Pistole in der Linken. Das Licht wurde schwächer, bald würde er sich
wieder in völliger Finsternis bewegen müssen. Er ging sehr langsam, er achtete
auf die geringste Unebenheit in der Wand, denn er wusste, dass jeder Schritt
den Tod bringen konnte. Die Fackel erlosch, Schwärze hüllte ihn ein. Doch er
gab nicht auf und tastete sich weiter.
Es kam ihm vor, als wären Stunden vergangen, als er endlich Stimmen hörte.
Stimmen, die seinen Namen riefen?!
»Kunaritschew – Iwan Kunaritschew!« Er zuckte zusammen. Narrte ihn ein
Spuk? Wurde er wahnsinnig?
Stimmen riefen erneut seinen Namen.
Und Iwan antwortete: »Hier!«, rief er. »Hier bin ich!«
Er schrie so laut er konnte, und merkte nicht, dass er nur noch krächzte.
Er war am Ende seiner Kraft. Dann sah er Lichter über die Wände huschen und
war geblendet von der Helligkeit die plötzlich vor ihm herrschte.
»Da ist er!«, hörte er eine Stimme.
Er hob die Waffe, es wurde ihm aber schnell bewusst, dass er nicht in
Gefahr war. Aufklärende Worte drangen in sein Bewusstsein. Der Bericht, den
Weitere Kostenlose Bücher