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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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vorn an der Klippe stehen und bedachte sie mit einem missbilligenden Blick.
    »Wir werden hier noch alle verrecken«, raunte er Arzak zu, der in typischer Wulfanen Haltung am Boden kauerte, um Kräfte zu sammeln.
    »Dieses Weibsbild wird keine Ruhe geben, bis wir alle von diesen Fischkreaturen gefressen worden sind.«
    »Sie ist Maddrax' Gefährtin«, stellte Arzak fest. »Sie würde alles für ihn tun.«
    »Ach ja? Wie rührend!« Grath verdrehte die Augen. »Wenn sie sich deshalb für ihn umbringen lassen will, ist das ihre Sache. Aber wir beide, Arzak, sollten klug genug sein, ihr nicht in den Tod zu folgen!«
    Der Wulfane schaute auf und musterte Grath mit einem undeutbaren Blick. »Hast du einen Plan?«, erkundigte er sich.
    »Ich denke schon.« Grath nickte. »Diese Barbarin ist verrückt. Sie hat den Verstand verloren. Mit ihren Zaubertricks wird sie die Fishmanta'kan noch zu uns rufen. Wenn wir sie nicht los werden, wird sie unser beider Verderben sein.«
    »Was schlägst du vor?«, erkundigte sich Arzak mit gedämpfter Stimme. Der Wind wehte landeinwärts, sodass Aruula nicht hören konnte, was sie sprachen.
    »Na ja…« Grath spuckte aus und bedachte die junge Frau, die vorn an der Klippe stand, mit einem abschätzigen Blick. »Es braucht nicht viel dazu. Ein Stoß über die Kante und wir sind das Problem ein für allemal los. Dann können wir nach Nordosten gehen und unsere Haut retten.«
    Arzak erwiderte nichts. Der Wulfane schaute Grath lange und durchdringend an. Schließlich nickte er. »Ich bin einverstanden.«
    »Mehr wollte ich nicht hören.« Grath grunzte erfreut, erhob sich langsam und pirschte sich in gebückter Haltung an Aruula heran.
    Die junge Frau stand auf dem Fels. Der raue Wind der See fuhr durch ihr langes Haar. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht hörte, wie sich ihr das Verderben näherte.
    Schon breitete Grath seine Pranken aus, nahm Anlauf, um Aruula mit einem kräftigen Stoß vom Fels zu fegen und in die gähnende Tiefe der-Bucht zu stürzen…
    Aruula sah ihn nicht kommen. Ahnungslos stand sie da und murmelte leise Gebete. Ihr Herz war schwer.
    »Maddrax«, hauchte sie, »wo bist du nur…?« Sie konnte, wollte sich nicht vorstellen, dass sie ihn für immer verloren haben sollte, dass die grausamen Fishmanta'kan ihn zerfleischt und sein Herz heraus gerissen hatten. Die Trauer drohte sie zu übermannen.
    Plötzlich hörte sie hinter sich das Knacken eines morschen Zweigs, das wie ein Hammerschlag durch ihren Dämmerzustand brach.
    Ihre Reflexe übernahmen die Kontrolle und sie wirbelte herum, sah gerade noch, wie Grath auf sie zusprang, um sie mit Wucht von der Klippe zu stoßen.
    Aruula gab einen entsetzten Schrei von sich, doch sie war zu erschöpft und müde, um dem Angriff auszuweichen. Graths Stoß hätte sie geradewegs über den Rand der Klippe befördert - wäre in diesem Augenblick nicht ein grauer Schatten heran gefegt, der Grath von hinten packte.
    Es war Arzak!
    Mit seinen mächtigen Pranken bekam er Grath zu fassen, änderte die Richtung seines wütenden Ansturms und lenkte ihn selbst auf den Rand der Klippe zu.
    »Nein!«, rief Grath entsetzt aus, als sich der gähnende Schlund des Abgrunds vor ihm öffnete. Hilflos ruderte er mit den Armen. Er bekam Arzaks Arm zu fassen, klammerte sich panisch daran fest.
    »Du bist ein mieser Verräter, Grath«, stellte der Wulfane mit kaltem Blick fest. »Du hast keine Ehre im Leib.«
    Damit riss er sich von dem Hünen los. Graths Augen drohten aus ihren Höhlen zu quellen, als ihm klar wurde, dass dies das Ende war. Panisch griff er um sich, bekam aber nichts zu fassen als Luft. Mit einem grellen Schrei auf den Lippen kippte er ins Leere - und stürzte hinab in die gähnende Tiefe.
    Arzak und Aruula, die entsetzt zugesehen hatte, blickten hinab und sahen, wie sich Grath mehrmals überschlug und dann kopfüber zwischen den Felsen ins aufgewühlte Wasser stürzte.
    »Er hat das Ende bekommen, das er verdient hat«, stellte Arzak ungerührt fest. »Er wollte dich hinterrücks ermorden. Ihm war nicht zu trauen.«
    Aruula blickte den Wulfanen prüfend an, wusste nicht, ob sie sich bedanken sollte. Arzak schien nichts dergleichen zu erwarten - er hatte nur getan, was er für richtig gehalten hatte. Schulterzuckend wandte er sich ab.
    »Suchen wir weiter«, sagte er leise.
    Als sie erneut an den Platz kamen, wo Aruula Matt zum letzten Mal gesehen hatte,überschwemmte eine Flut von Erinnerungen und Gefühlen ihr Bewusstsein.

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