Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
Vom Netzwerk:
Gesicht. Die beiden Hydriten, die an einem der Durchgänge Wache hielten, waren ein wenig größer und kräftiger gebaut als Quart'ol. Ihre Schuppen glänzten Metallicblau und die Flossen an ihren Handgelenken waren noch nicht so ausgeprägt, was wohl darauf hindeutete, dass sie um einiges jünger waren als der Wissenschaftler. In den Händen hielten sie dünne, etwa meterlange Stäbe aus einem undefinierbaren Material - Waffen zweifellos…
    Als sie Matt erblickten, verrieten ihre starr blickenden Augen keine Regung.
    Offenbar hatten sie schon öfter Menschen gesehen, empfanden ihren Anblick nicht als ungewöhnlich.
    »Kommen Sie«, forderte Quart'ol Maddrax auf, »ich möchte Ihnen etwas zeigen,…«
    Die Wächter traten zur Seite, gaben das kreisrunde Schott frei, das sich mit leisem Zischen öffnete.
    Dahinter lag eine weitere Kugelkammer, in die Quart'ol seinen Gast führte. Als Matt sah, was sich darin befand, gab er einen Laut der Verblüffung von sich.
    Es waren Menschen, ein knappes Dutzend, Frauen und Männer.
    »Maddrax!«, rief einer von ihnen, als er den Besucher erblickte, und sprang von der Pritsche auf, auf der er gehockt hatte.
    »Nerk!«, entfuhr es Matt, der gleichzeitig erstaunt und erleichtert darüber war, dass der junge Mann noch lebte. »Wie kommst du hierher? Was ist passiert?«
    »Es war ganz seltsam«, berichtete Nerk aufgeregt. »Wir rannten durch den Wald, und ich konnte nicht mehr. Ich blieb zurück, um mich ein wenig auszuruhen, als ich plötzlich merkte, dass ich verfolgt wurde. Ich begann zu rennen und lief geradewegs in eine Falle. Dort lag ich, bis diese Fischmenschen kamen. Sie haben mich mit einem kleinen Pfeil getroffen, und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, war ich hier.«
    »Genau wie ich«, bestätigte Matt. Er nahm die anderen Menschen, die sich in der Kammer aufhielten, in Augenschein. Es waren ausnahmslos Sklaven aus Emrocs Schar - all jene, die in den Nächten verschwunden und nicht wieder aufgetaucht waren.
    »Geht es euch gut?«, erkundigte sich Matt.
    »Wir sind in Ordnung«, gab einer von ihnen zurück. »Die Fishmanta'kan behandeln uns gut.«
    Matt schürzte die Lippen. Diese Wendung kam ziemlich überraschend, und er wusste nicht, was er davon halten sollte.
    »Wird mir Maddrax nun Glauben schenken?«, erkundigte sich Quart'ol mit sanfter Stimme.
    »Das muss ich wohl«, gab Matt zurück.
    »Aber wieso das alles? Warum diese Ent- führungen? Was bezweckt ihr damit?«
    Quart'ol nickte, holte geräuschvoll Luft.
    »Unsere Späher«, begann er dann zu erklären, »haben uns berichtet, was auf dem Festland vor sich geht. Sklavenzüge wagen sich nur selten in unser Territorium, deshalb haben wir Beobachter ausgesandt.«
    »Und?«
    »Wir merkten schon bald, dass etwas nicht stimmte. Etwas Böses treibt im Wald sein Unwesen, das euch alle bedroht. Ihr wart Gefangene, hattet keine Möglichkeit, euch zu wehren. Also haben wir so viele wie möglich von euch gerettet.«
    »Ihr habt…Aber warum habt ihr uns nicht einfach gewarnt?«
    »Hättet ihr uns denn geglaubt?«, hielt Quart'ol dagegen. »Nach meiner Erfahrung reagieren die Menschen auf alles, was sie nicht kennen, mit Abneigung, Hass und Gewalt.«
    Matt biss sich auf die Lippen - was hätte er darauf auch erwidern sollen?
    »Wir wollten uns nicht selbst gefährden - außerdem ging es uns darum, die Legende von den Fishmanta'kan aufrecht zu erhalten«, erläuterte der Hydrit weiter. »Sie ist der einzige wirksame Schutz, den wir vor den Menschen haben.«
    »Ich verstehe«, meinte Matt.
    Er ließ sich alles, was Quart'ol gesagt hatte, noch einmal durch den Kopf gehen - und kam zu dem Schluss, dass der Fischmann keinen Nutzen daraus zog, wenn er ihn belog. Hätte er ihn oder die anderen Menschen töten oder ihnen schaden wollen, hätte er dies längst tun können. Es gab nur eine logische Schlussfolgerung: Quart'ol sprach die Wahrheit. So unglaublich es sich auch anhören mochte, die gefürchteten Fishmanta'kan waren in Wirklichkeit Freundeder Menschen !
    »Es tut mir Leid«, sagte-Matt gepresst. »Ich wollte Sie und Ihr Volk nicht beleidigen, Quart'ol. Es ist nur…«
    »Ich weiß«, gab der alte Hydrit zurück und seufzte wissend. »Es sind unruhige Zeiten, in denen wir leben.«
    »Dieses Böse, von dem Sie sprachen - ist es noch immer da draußen?«
    »Noch immer«, bestätigte Quart'ol ernst.
    »Wie ein Raubtier durchstreift es die Wildnis, auf der Suche nach Beute. Es tötet nicht aus Notwehr oder

Weitere Kostenlose Bücher