0200 - Gangster, Girls und heißes Gold
Papiere zurück.
»Wir werden einen Haftbefehl gegen James Chaldeway beantragen müssen.« Ich setze nicht gern einen alten Mann hinter Gitter, aber ich habe schon Siebzigjährige erlebt, die schwere Verbrechen begangen hatten. Ich füllte das Formular aus und beantragte einen unbefristeten Haftbefehl gegen James Chaldeway.
Ich ging in das Verhandlungszimmer, in dem der Alte noch saß.
»Sie werden in Untersuchungshaft genommen, Mr. Chaldeway«, erklärte ich ihm. »Ihre Firma wird versiegelt.« Ich hatte einen Zusammenbruch erwartet, aber er behielt die Nerven.
»Sie werden mir nichts nachweisen können«, sagte er. »Ich bin unschuldig.« Inzwischen hatten wir alle Leute, die in irgendeinem Zusammenhang mit dem Goldtransport standen, vernommen, bis auf Chaldeways Neffen. Genaugenommen gehörte Bannister eigentlich nicht zu diesem Kreis. Er war ja schon vor Monaten aus der Firma ausgeschieden. Trotzdem fuhren wir zu dem Lokal, das der Hausmeister uns bezeichnet hatte.
Ein Kellner antwortete auf unsere Frage nach Jack Bannister:
»Der Herr dort am Tisch, der die Zeitung liest.«
Bannister las eine Abendausgabe. Balkendick prangte die Überschrift: »Goldraub durch raffinierten Trick!« In gewisser Weise war es bemerkenswert, daß Mr. Bannister eine Zeitung las, denn an seiner Seite saß eine Dame, die eigentlich die volle Aufmerksamkeit eines Mannes hätte beanspruchen können. Sie war schwarzhaarig und sah aus wie Dorothy Lamour in ihren besten Jahren. Die Dame nippte an einem Gläschen Sekt und ließ die Blicke ihrer grauen Augen im Lokal herumzischen wie ein Feuerwerk. Sie bemerkte uns sofort, als wir den Tisch ansteuerten zupfte Bannister am Ärmel.
Ich kann nicht behaupten, daß Chaldeways Neffe ein Gesicht besaß, daß mir gefiel. Im landläufigen Sinne mochte er als hübscher Junge gelten, aber ich mag Männer nicht, die aussehen, als wären sie einem Modejournal entstiegen. Bannister besaß die vorgeschriebenen silbernen Schläfen, ein makellos rasiertes Kinn, einen Strich von einem Schnurrbart und eine Fünfzehn-Dollar-Krawatte. Er mochte die Vierzig gerade überschritten haben.
»Darling«, flötete Dorothy Lamour, »du bekommst Besuch.«
Bannister musterte uns gelangweilt. »Ich nehme an, Sie sind die G.-men, die nach mir gefragt haben. Der Hausmeister informierte ' mich. — Nehmen Sie Platz!« Er wies auf zwei Stühle, dann auf die Frau. »Das ist Miß Ann Laiter.«
Miß Laiter schickte ein Lächeln und eine dezente Parfümwolke zu uns hinüber.
»Ich nehme an, Sie wünschen Auskünfte über die Chaldeway-Company«, legte Bannister sofort los. »Sie wissen, daß ich seit mehreren Monaten aus der Firma ausgeschieden bin?«
»Das ist bekannt.«
»Nun, ich kann Ihnen aus diesem Grunde nichts erzählen, das für Sie interessant sein könnte. Ich wußte nichts von dem Transport.«
Mr. Bannisters Vorwegnahme aller Fragen war etwas überraschend. Ich! ließ mich nicht einschüchtern.
»Sie schieden wegen einiger Differenzen mit Ihrem Onkel aus der Firma aus?«
Die Finger des Mannes begannen auf der Tischplatte zu trommeln.
»Ja, es gab Meinungsverschiedenheiten. Alt und jung verträgt sich nicht gut miteinander.« '
»Sie nahmen sich ein gewisses Verfügungsrecht über die Firmenkasse, nicht wahr?«
Bannister brauste auf. »Ich weiß, daß mein Onkel mich der Ünterschlagung beschuldigt, aber das ist eine infame Lüge. Ich habe lediglich…«
»Rege dich nicht auf, Jackie. Deine alten Geschichten interessieren , die G.-men überhaupt nicht. Denen geht es nur um das verschwundene Gold.«
»Nicht nur darum, Madam«, sagte Phil höflich, »sondern auch um die endgültige Aufklärung eines brutalen Mordes und zweier Mordversuche. Das ist uns wichtiger als selbst eine Tonne Gold.«
Das Lächeln verschwand aus Miß Laiters Gesicht.
»Jack, hat damit nichts zu tun«, antwortete sie, und es klang gar nicht -freundlich.
Ich wandte mich wieder an Bannister. »Können Sie uns irgendwelche Hinweise geben?«
Er nahm sich nicht einmal die Mühe, so zu tun, als dächte er nach.
»Nein«, entgegnete er kurz.
»Stehen Sie noch in Verbindung mit Angestellten der Chaldewav-Company?«
Wieder ein kurzes »Nein«.
Ich stand auf. »Tut mir leid, daß wir Sie belästigt haben.« Ich verbeugte mich vor der Frau, aber Phil, der ebenfalls auf gestanden war, fragte sanft:
»Wovon leben Sie eigentlich, Mr. Bannister?«
Chaldeways Neffe zuckte nervös mit den Augenlidern.
»Ich verstehe nicht…« sagte er
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