0200 - Gangster, Girls und heißes Gold
aber es bleiben noch drei. Wenn wir auch nur einen Mann dazurechnen, der die Informationen geliefert hat, so kommen wir auf acht Personen, die alle eine Scheibe von der Beute haben wollen.«
»Macht immer noch mehr als hunderttausend Dollar für jeden«, warf Phil ein.
»Das interessiert im Augenblick nicht. Ich denke daran, daß acht Männer von der Tat wissen. Einen von ihnen brauchen wir nur zu finden. Der Rest erledigt sich dann fast von selbst.«
»Die Leute von der Bank wären froh, wenn wir wenigstens ihr Gold fänden«, warf Ted ein.
»Ich bin überzeugt, daß sich die Ladung noch in New York befindet. Zwischen der Alarmierung der Polizei und der Abfahrt des falschen Chaldeway-Wagens vom Hof der Bank liegt eine Zeitdifferenz von zehn Minuten. Rechne noch eine halbe Stunde zu, bis die Straßensperren standen, so blieben den Gangstern nur vierzig Minuten, um New York zu verlassen. Dieses Risiko sind sie nicht eingegangen. Sie haben den Wagen und das Gold an einem vorbereiteten Ort, der wahrscheinlich sogar in der Nähe der Bankfiliale liegt, versteckt. Sie wissen, daß wir die Straßensperren nicht länger als höchstens eine Woche aufrechterhalten können. Dann erst werden sie damit beginnen, das Zeug zu Dollars zu machen. Vielleicht versuchen sie, es über die Grenzen zu schaffen. Vielleicht auch begnügen sie sich damit, es in kleinen Portionen innerhalb New Yorks an den Mann zu bringen.«
Wir fuhren ins Hauptquartier zurück. Von den Sperren lagen keine Meldungen vor. Es gab nur eines, was wir tun konnten: schlafen.
***
Ich weiß nicht, ob Sie gut schlafen können, wenn Sie eine Sache zu erledigen haben, von der Sie nicht wissen, wie Sie sie anfassen sollen. Ich bekomme in solchen Fällen selbst dann nicht ein Auge zu, wenn ich hundemüde bin.
Ununterbrochen wälzte ich Gedanken, Ideen und Kombinationen in meinem Schädel. Wer hatte den Tip geliefert? Das war und blieb die entscheidende Frage. Irgendwie kam es mir zu billig vor, dem alten Chaldeway die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben, nur weil er knapp bei Kasse war und der einzige zu sein schien, der den Weg des Wagens wußte. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit für einen Dritten, an die Karte mit der eingezeichneten Route heranzukommen.
Ich dachte daran, daß Phil zwischen Jack Bannister und Claire Bright eine Verbindung vermutete. Chaldeways Sekretärin wußte über alles Bescheid, was in der Firma geschah, auch über den Goldtransport. Sie sah zwar nicht so aus, als käme sie für die Beteiligung an einem Verbrechen in Betracht, aber manches Girl hat schon aus Liebe eine massive Dummheit begangen. Ich beschloß, mir Claire Bright am anderen Morgen noch einmal vorzunehmen.
Energisch drehte ich mich auf die Seite, und nachdem es mir gelungen war, auch den letzten Gedanken an Lessy Waine zu verscheuchen, schlief ich endlich ein.
Ich kann nicht behaupten, daß ich am anderen Morgen prächtig ausgeschlafen und randvoll mit Energie geladen war. Ich fühlte mich zerschlagen und durchaus nicht in Form. Auch ein G.-man braucht nun einmal sein normales Quantum Schlaf.
Ich rief das Hauptquartier an und erfuhr, daß keine Meldungen von den Sperren Vorlagen. Nur der Verkehrsdezernent hatte angefragt, wann wir diese vertrackte Behinderung des Verkehrs aufzuheben gedächten. Ich hinterließ eine Nachricht für Phil, daß ich später ins Büro käme, nahm im Drugstore an der Ecke ein spärliches Frühstück ein und fuhr dann zu Claire Brights Wohnung.
Ihre Privatadresse hatte sie uns bei den Vernehmungen angegeben. Sie wohnte in einem riesigen Appartementhaus der 33. Straße, in einer dieser Burgen, die aus kleinen Wohnungen zusammengesetzt sind wie Bienenwaben. Ich mußte mir vom Hausverwalter die Bewohnerliste zeigen lassen, um Miß Brights Zelle zu finden.
Ihr Appartement trug die Bezeichnung Stock 9, Plain C 8366. Die Türen in den endlosen Korridoren sahen alle gleich aus. Es war kurz nach acht Uhr, wahrhaftig nicht die richtige Zeit, um eine Dame zu besuchen. Ich hätte mich nicht gewundert, die Sekretärin mit Lockenwicklern in den Haaren anzutreffen.
Nichts dergleichen. Sie öffnete auf mein Läuten sofort und war völlig normal angezogen. Ihr Gesicht schien mir noch bleicher geworden zu sein, und die Lider ihrer Augen waren rot entzündet, als hätte sie nicht geschlafen.
»Tut mir leid, Sie so früh stören zu müssen, Miß Bright«, begann ich, »aber ich muß Ihnen noch einige Fragen stellen.«
Wortlos gab sie mir den Weg frei
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