0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf
Spuk.«
Der Teufel lachte schallend. »Um den Spuk?« höhnte er. »Ist er nicht dein Freund? Hat er dir nicht geholfen, die Seele des Dr. Tod zu holen?«
»Das schon. Er stand auch immer auf meiner Seite, aber jetzt nicht mehr. Der Spuk meutert!« Das Gesicht Asmodis verzerrte sich. »Er meutert also, dieser Wicht. Wieso?«
»Er will meine Macht nicht anerkennen.«
»Dann sorge dafür, dass er es tut!« zischte Asmodis.
Als Asmodina keine Antwort gab, fragte er lauernd: »Oder bist du zu schwach, meine Tochter?«
»Ich fürchte ja.« Für einen Moment schwieg Asmodis.
Dann begann er zu lachen. Das war ein wahres Höllengelächter. Es schallte und hallte, wanderte weiter durch die Dimensionen und trieb als schauriges Echo hinaus in die Unendlichkeit des Dämonenreiches. Der Teufel konnte sich kaum beruhigen, und als er schließlich sein Lachen abbrach, da stieß er ein tiefes Knurren aus.
»Du bist lächerlich, meine Tochter. Habe ich dich erschaffen, damit du kapitulierst? Ich hatte mir mehr von dir erwartet, besonders deshalb, weil du dir ja deine Diener geholt hast. Der Spuk, Dr. Tod, die Mordliga was ist mit ihnen? Sind aus den Zauberlehrlingen Meister geworden?«
»So ähnlich«, gab die Teufelstochter zu.
»Dann vernichte sie.« Wieder nahm das Gesicht von Asmodina einen grünen Schimmer an. Ein Zeichen, wie nahe ihr die Worte ihres Vaters gingen.
»Es geht nicht mehr so einfach. Sie sind mir zu mächtig geworden. Ich bekomme sie nicht so ohne weiteres klein. Morasso allein, ja, aber er hat sich Helfer geholt, die eine nie gekannte Stärke aufweisen. Sie entstammen zum Teil anderen Mythologien, gegen die ich nichts ausrichten kann, auch Apep nicht, wie du aus der fernen Vergangenheit selbst weißt.«
»Ja, ja, das kenne ich alles.« Der Teufel grinste hässlich. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Du sollst mir helfen!«
»Ich?« Kreischend lachte Asmodis auf. Er lachte so sehr, dass aus seinen kalten Augen dunkle Tränen rollten.
»Ich werde dir nicht helfen. Du bist ein selbständiges Geschöpf, und du hast mir immer erzählt, dass du mit deinen Problemen, unter die ja auch ein gewisser John Sinclair fällt, allein fertig wirst.«
»Du bist nur zu feige!« schrie Asmodina. »Du bist viel zu feige, denn gegen den Geisterjäger kommst auch du nicht an.«
»Hüte deine Zunge!« zischte der Teufel.
»Stimmt es etwa nicht? Soll ich dein ganzes Imperium zerstören, das doch nur auf einer Lüge aufgebaut ist? Die Menschen hast du die Jahrhunderte über getäuscht. Du bist nicht der oberste Herrscher der Hölle. Nein, das bist du nicht. Es verhält sich alles ganz anders, und wenn es die Menschen wüssten, würde ihr gesamter Glaube wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, das kann ich dir versprechen. Wenn du mir nicht hilfst, dann werde ich…«
Auf einmal schossen Flammen aus seinem Maul. Sie fuhren zischend in Asmodinas Gesicht, wo sie die Haut verbrannten. Die Teufelstochter brüllte. Zum ersten Mal verspürte sie Schmerzen. Es schien ihr, als würde glühendes, flüssiges Metall ihre Haut zerfressen, als der Kopf von den Rammen umhüllt wurde. Sie merkte, wie etwas mit ihrer Gesichtshaut geschah, konnte jedoch nicht sehen, was. Erst als das Feuer abkühlte, hatte sie wieder freie Sicht und schaute Asmodis an.
»Noch einmal diese Worte, und ich werde dich ganz verbrennen!« drohte dieser. »So ist es nur dein Gesicht!«
Aus dem Nichts erschien ein Arm und damit eine braune Klaue mit langen Nägeln. Die Klaue hielt eine schwarze, polierte und spiegelnde Fläche umklammert, die tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Spiegel hatte. Asmodina sah sich darin.
Es war ein dämonischer Spiegel, der ihr Gesicht zeigte. Nichts war von der kalten Pracht geblieben. Die Haut war völlig verbrannt. Schwarz und aufgeraut präsentierte sie sich, und die Teufelstochter sah innerhalb des Spiegels jedes Detail. Nur die Augen blickten hell. Sie erinnerten an zwei Kugeln. Die Haare hatten ebenfalls die Farbe behalten. Nach wie vor leuchteten sie rot. Sie schufen einen harten Kontrast zum Schwarz des Gesichtes.
»Reicht dir das als Antwort?« fragte Asmodis. Seine Tochter entgegnete nichts. Denn sie hätte nicht anders gehandelt als Asmodis.
Bei Dämonen und Wesen der Finsternis gab es keine Beziehungen wie bei den Menschen. Jeder dachte nur an seinen eigenen Vorteil. Er spielte diesen eiskalt aus. Wie Asmodis.
Es dauerte eine Weile, bis sich die Teufelstochter wieder gefangen hatte. Dann sagte sie: »Ich habe deine
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