0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf
ruhig. Ich denke an ihn. Ich will ihn warnen. Er soll nicht in die Hölle.«
»So ist es richtig, Lucille. Und nun versuche, seine Gedanken zu finden. Sieh zu, dass du erfährst, woran er denkt und warum er so denkt. Steht er mit der Hölle in Verbindung? Kann er sich wehren? Bitte…«
Schweigen. Selbst Tanith hielt den Atem an. Würde das Experiment gelingen? Sie hatte bereits ähnliche Versuche durchgeführt. Da hatte es immer geklappt. Aber da waren Gegenstände in der Nähe des anderen gewesen, die irgendetwas mit Magie zu tun gehabt hatten. Gegenstände, die die geistigen, suchenden Verbindungen intensivierten, so dass sie auch zum Erfolg führten. Von dem Fremden wusste sie überhaupt nichts.
Lucille lag still da. Wie eine Tote. Aber Tanith wusste, dass sie jetzt ihre Gedanken darauf konzentrierte, den Fremden zu finden und vor allen Dingen mit ihm in Kontakt zu treten. Sie sollte ihn warnen, sie musste ihn warnen.
»Was empfindest du Lucille?«
Zuerst erhielt Tanith keine Antwort. Erst nach einer Weile hörte sie ihr Medium sprechen.
»Ich empfinde kaum etwas. Nur eine Leere, eine absolute Leere. Keine Gedanken, keine Strömungen, alles leer, so schrecklich leer…«
Die Worte drangen nicht flüssig, sondern stockend über ihre Lippen. Tanith kannte das Spiel. Sie wollte auf keinen Fall aufgeben. Lucille sollte weitermachen.
»Suche ihn. Suche weiter, kleine Lucille. Las ihn nicht im Stich. Er muss gefunden werden.«
»Er ist so weit weg. So unendlich weit…«
Die Antwort klang wie ein Hauch.
»Lebt er auf der Erde, oder befindet er sich bereits in einer anderen Dimension?«
»Auf der Erde…«
»Dann mach weiter. Bitte.«
»Es ist so schwer…«
Tanith ließ sie jetzt in Ruhe. Sie wusste wirklich, dass es schwer war, die Entfernung zu überbrücken. Lucille musste die Gedanken irgendeines fremden Menschen erkennen und finden. Eine fast unlösbare Aufgabe. Minuten vergingen. Lucille blieb nicht ruhig. Sie atmete mal stärker, mal schwächer. Sie befand sich in einer Unruhe, wie man sie sonst bei Hypnotisierten kaum fand. Irgendetwas schien sie zu stören, funkte dazwischen. Vielleicht eine starke, geistige oder magische Gegenströmung.
Plötzlich richtete sie sich auf. Das war noch nie geschehen, und Tanith kannte ihr Medium schon lange. Durch das Hinsetzen war ihr Sichtkontakt unterbrochen, aber die Verbindung bestand trotzdem, das bewiesen Lucilles nächste Reaktionen.
»Ich habe ihn gesehen!« flüsterte sie. »Ich weiß jetzt, wer er ist und wo er wohnt. John Sinclair Geisterjäger London der Kelch des Feuers ist das Verbindungsglied. Vorsicht er ist gefährlich Gefahr! Gefahr! Hier, andere, die Teufelstochter schlägt zu jetzt!«
Das letzte Wort endete in einem furchtbaren Schrei. Lucille war völlig durcheinander wie auch Tanith. Und der Schrei hallte noch im Raum nach, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und das Verhängnis über die beiden Frauen hereinbrach…
***
Asmodina war noch unzufriedener geworden! Sie hatte stark mit Asmodis Unterstützung gerechnet, aber er hatte sie im Stich gelassen. Der Teufel hatte genügend eigene Probleme, denn auch seine Macht war nicht mehr so gefestigt. Asmodina lachte heiser auf, als sie an Asmodis dachte. Viele Menschen glaubten, dass er der absolute Herrscher der Hölle wäre, doch sie irrten sich. Es war anders, ganz anders. Viel komplizierter und kaum zu begreifen. Allerdings war ihr eines klargeworden: Sie musste mit den Dingen allein fertig werden.
Zwei große Probleme hatte die Teufelstochter. Das eine hieß Solo Morasso und die Mordliga, das andere John Sinclair, der Geisterjäger. Und diese beiden Probleme wollten sie mit einem Streich aus der Welt schaffen und es ihrem Vater beweisen. Vor den Erfolg haben aber auch die Höllengötter den Schweiß gesetzt, es war selbst für Asmodina nicht einfach, an beide heranzukommen. Dr. Tod hatte sich ausgezeichnet geschützt. Er besaß in dem Würfel des Unheils eine so starke Waffe, gegen die selbst Asmodina nichts ausrichten konnte. Er und damit der Todesnebel umgaben ihn und die Mordliga wie ein gewaltiger Schutzschild.
Blieb noch Sinclair! Welche Waffen besaß er? Einmal das Kreuz, seine stärkste Waffe, dann die Beretta mit den Silberkugeln, auch den Dolch und Desteros Schwert. Damit konnte er etwas ausrichten. Wenn er die Waffen richtig einsetzte, konnte er manches Höllenreich zum Wanken bringen. Aber er wusste es nicht und bohrte immer nur an der Oberfläche herum. Ein paar Mal
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