0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf
einer Frau. Sie nennt sich Wahrsagerin und Astrologin. Sie hat die Kugel damals erhalten, aber sie weiß nicht genau, woher sie wirklich stammt, nämlich aus der Hölle.«
»Ich verstehe das nicht«, gab Asmodina zu. Der Teufel grinste.
»Das brauchst du auch nicht. Kugel und Kelch gehörten einmal zusammen. Die Teufelsmönche haben ihren Terror damit aufgebaut, aber ich habe die Kugel verschwinden lassen.«
»Ist der Kelch des Feuers nicht dem Guten geweiht?« hielt die Teufelstochter dagegen.
»Man kann ihn manipulieren. Nicht so stark wie den Würfel, aber es geht. Er bleibt harmlos, solange er nicht aktiviert wird, aber wehe, es entsteht die Verbindung, dann ist sein Besitzer den Kräften der Hölle ausgeliefert.«
Asmodina lachte laut. Es hallte durch die Leere des Raums und brach urplötzlich ab, denn Sinclair war ebenso schnell verschwunden.
»Er ist weg!«
Auch Asmodis starrte jetzt auf diesen großen magischen Bildschirm, der leer vor ihm lag. Er zeigte eine graue Farbe, und nur noch ein letztes Flimmern war zu erkennen.
»Wie kann das sein?« Asmodina zeigte sich nervös.
»Etwas hat gestört!«
»Was?«
»Gedanken. Andere Gedanken, die des Mediums. Es weigert sich, es lehnt sich auf. Es steht nicht auf unserer Seite.«
»Auf unserer? Heißt das, du willst wieder mit mir zusammengehen, Asmodis?«
Der Teufel drehte ihr seinen Ziegenbockkopf zu. Der Mund wurde zu einem Rechteck, als er ihn öffnete.
»Ja, wir gehen wieder zusammen. Ich habe es mir überlegt.«
»Dann können wir Sinclair gemeinsam vernichten.«
»Genau.«
»Und auch Solo Morasso?«
»Ist er nicht dein Problem?«
»Nein, jetzt nicht mehr. Deine Sorgen sind auch meine Sorgen. Und eine Sorge werde ich dir abnehmen, Asmodis. Wo befindet sich dieses Medium? Hast du es herausfinden können?«
»Ja, ich weiß es. In Paris. Bei einer gewissen Tanith, der Wahrsagerin, die auch die Kugel besitzt.«
Asmodina nickte. »Dann weiß ich genau, was ich zu tun habe. Ich muss eingreifen, bevor das Medium John Sinclair auf gedanklichem Wege warnen kann…«
***
Ich wusste von alledem nichts, was sich über meinem Kopf zusammenbraute. Ich ahnte wohl, dass einiges in Bewegung geraten war, doch wie es im Einzelnen lief, das konnte ich nicht sage. Für mich war es wirklich eine Qual, untätig herumzusitzen, doch es musste sein. Ich selbst konnte bei der Fahndung nach den drei Kreuzdieben nicht helfen. Wenn meine Kollegen einen Erfolg hatten, dann würden sie mir Bescheid geben. Suko war mit Shao in die Wohnung nebenan gegangen. Er brauchte nicht bei mir zu bleiben und den Babysitter zu spielen. Wenn sich eine Gefahr anbahnte oder sich etwas Neues ergab, würde ich es ihm sagen.
Ich hatte mich mit Waffen versorgt und trug den Dolch bei mir, eine Gemme, die magische Kreide. Auch Desteros Schwert lag griffbereit auf der Couch.
Mit dem Feierabend war es vorbei. Wie gern hätte ich mir einen ruhigen Abend gemacht, doch ich konnte nicht ahnen, dass meine Gegner ausgerechnet jetzt zuschlugen.
Wenn ich darüber nachdachte, wer hinter allem steckte, fiel mir nur ein Name ein. Dr. Tod!
Er hatte zuletzt Xorron geholt, der unter dem Central Park in New York begraben worden war.
Damit stand seine Mordliga. Und wir rechneten damit, dass er zu einem großen Schlag ausholen würde. Wir hatten verzweifelt versucht, sein Versteck herauszufinden.
Jetzt war es uns gelungen. In Feuerland hatte er sich verkrochen. Dass wir dies überhaupt wussten, hatten wir einzig und allein Sir James Powell zu verdanken. Durch langes und intensives Nachdenken war er darauf gekommen, die westlichen Geheimdienste mit einzuspannen. Deren Agenten saßen überall, und durch eine Kette von Ereignissen war es uns schließlich gelungen, das Versteck des Dr. Tod zu lokalisieren.
Ich konnte es kaum fassen. Am liebsten wäre ich selbst nach Feuerland geflogen und hätte die Höhle des Löwen gestürmt. Aber ich war nicht lebensmüde.
Solo Morasso hätte eiskalt zurückgeschlagen und mich praktisch zermalmt. So musste ich abwarten. Mein Kreuz hatte ich verloren. Eine verdammt schlimme Tatsache, und auch ein Zeichen, dass Morasso nicht untätig war. Selbst über Tausende von Meilen hinweg operierte er gegen mich. Er hatte eben zu gute Beziehungen. Ich ging in die Küche und holte eine Flasche Bier. Mein Durst war groß geworden, die trockene Heizungsluft sorgte dafür.
Draußen wurde es immer kälter, und der Schnee fiel wie ein dichter Vorhang aus den grauen Wolken. Im
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