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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er sprach? Und warum hilft er uns? Er ist ein Händler, und durch seine Hilfe wird er Zeit verlieren.«
    Fenrir hatte sich neben ihrem Lager ausgestreckt und die Pfoten lang gemacht.
    Er weiß selbst nicht viel über das, was er entdeckt hat. Ich konnte nichts Konkretes erkennen. Und warum er hilft? Er hat damals Zamorra geholfen und fühlt sich ihm vielleicht immer noch verbunden. Und damit auch dir, die du seine Gefährtin bist.
    »Also warten wir bis morgen«, murmelte Nicole und schloß die Augen.
    Der Wolf erhob sich wieder, drehte sich zweimal im Kreis, wie es wölfische Art ist, um in der Steppe das Gras niederzutreten, dann rollte er sich ebenfalls zusammen.
    Und schnarchte fast lauter, als ein Mensch es je vermocht hätte.
    ***
    In den frühen Morgenstunden verließen sie die Herberge. Tane Carru hatte Nicole eines seiner Pferde zur Verfügung gestellt, und etwas unzufrieden hatte Nicole feststellen müssen, daß die Händler keine Sättel benutzten. Damals, als sie Söldnerpferde benutzten, um in die große Schlacht zwischen Grex und Rhonacon einzugreifen, hatten sie Sättel besessen.
    Nicole warf also ihren Regenbogenumhang als Satteldecke auf den Pferderücken und folgte Tane Carru, während Fenrir im Wolfstrott neben den Pferden herlief, die vor dem Wolf seltsamerweise nicht scheuten. Offenbar gab es seine Art in der SdG nicht, so daß die hiesigen Pferde den Wolf nicht als natürlichen Feind kannten.
    Nur mit ihren Stiefeln und dem siebenzackigen Stern bekleidet, kam sich Nicole etwas nackt vor, gewöhnte sich aber schnell daran, nachdem sie feststellte, daß Tane Carru von ihrem Körper kaum Notiz nahm. Zudem wurde es schon früh ziemlich warm; in der Straße der Götter war Sommer.
    »Was ist das nun für eine Spur, die du mir zeigen willst?« drängte sie, als sie eine Weile geritten waren. Das Land war bretteben und von Steppengras übersät.
    Tane Carru zügelte sein Pferd und streckte den Arm aus.
    »Wir sind fast da«, sagte er. »Siehst du es blinken?«
    Vor ihnen, am Horizont, blitzte tatsächlich etwas auf. So, als ob Metall das Sonnenlicht reflektierte. Nicole begann zu überlegen. Metall? Was hatte Ansu Tanaar mit Metall zu tun? Sollte es sich um ein Schwert handeln?
    Sie ritt wieder an. Da begann Fenrir jämmerlich zu jaulen. Entgeistert starrten Nicole und die Händler den Wolf an. »Was hast du, Fenrir?« stieß Nicole hervor.
    Aber Fenrir antwortete diesmal nicht. Er sprang auf und jagte in weiten Sprüngen dorthin, wo es im Sonnenlicht hell aufblitzte, und gab dabei weiterhin sein klagendes Heulen von sich. Es ging Nicole durch Mark und Bein.
    Klang es nicht wie eine Totenklage?
    So schnell sie auch ritten, sie holten den Wolf nicht ein. Fenrir jagte mit weiten Sprüngen ihnen voraus, dem Blitzen und Glitzern entgegen. Und dabei stieß er ständig sein schauriges Heulen aus.
    Mehr und mehr verdichtete sich in Nicole das Gefühl, etwas im höchsten Grade Unangenehmes zu sehen.
    Ihr Ziel lag auf einer leichten Anhöhe. Von hier nahm das Reflektieren des Sonnenlichts seinen Ausgang. Und als der Karawanenführer und Nicole die Stelle erreichten, kauerte Fenrir längst dort, den Hals langgereckt und den Wolfsschädel gen Himmel gerichtet. Er heulte.
    Das hohe Gras verbarg fast alles. Carru sprang aus dem Sattel und ging die letzten Meter zu Fuß, das Pferd am Zügel hinter sich her ziehend. Nicole folgte seinem Beispiel. Und dann sah sie es. Unwillkürlich wurde sie bleich. »Das ist die Spur, die du mir zeigen wolltest?« fragte sie bestürzt.
    Der Händler nickte. »Ich selbst kann nichts damit anfangen, und ich weiß nicht, wie lange es hier schon liegt - länger wahrscheinlich, als es sein dürfte, wenn es sich um die von dir gesuchte handelt.«
    Langsam kauerte Nicole sich vor dem Gegenstand nieder, der ihr Grauen einflößte.
    Golden leuchtete er in der Morgensonne. Ein goldenes Skelett…
    Vorsichtig glitten Nicoles Finger tastend über das Gerippe. Es funkelte in jenem prachtvollen Goldton, der auch Ansu Tanaars Haut gekennzeichnet hatte. Aber es blieben immer noch Zweifel, und Nicole wollte nicht wahrhaben, daß es wirklich Ansu war, die hier lag.
    Und deren Schädel fehlte!
    Keine Spur davon war zu sehen. Nur der Rest des Skeletts, menschlich bis in die letzte Einzelheit, aber schillernd wie blankes Gold. Langsam richtete Nicole sich auf.
    Abermals heulte Fenrir.
    »Es kann nicht Ansu Tanaar sein«, murmelte Nicole. »Ein toter Körper braucht lange Zeit, um so weit zu zerfallen,

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