0201 - Der Teufelsschatten
Tür schwang quietschend nach innen auf. Ein heller Lichtbalken fiel herein - so hell wie die Nacht draußen. Dann flammte der Lichtkegel einer starken Stablampe auf, wanderte einmal quer durch das Innere der Hütte und blieb auf der Druidin haften, wanderte an ihr empor und stach ihr in die Augen. Geblendet schloß sie die Lider und riß schützend die Hände vor die Augen.
Ein schriller Pfiff ertönte, dann ein häßliches Lachen.
»Einen hübschen Käfer haben wir da«, sagte eine rauhe Stimme. »Eigentlich viel zu schade für das Blutopfer! Läßt sich da nicht vorher etwas arrangieren?«
Wieder das meckernde Lachen.
Der starke Lichtstrahl tastete die Druidin ab, die bis an die Wand zurückgewichen war. Sie trug nicht mehr am Leib als ein knapp geschnittenes Tangahöschen aus silbern fluoreszierendem Material, und der Lichtstrahl riß Zentimeter für Zentimeter ihres aufregend gewachsenen Körpers aus der Dunkelheit.
»Genug«, sagte die andere Stimme. »Mit dem Teufel läßt sich nicht spaßen.«
Teri hatte die Augen wieder geöffnet. Der Lichtstrahl traf ihr Gesicht nicht mehr. Jetzt schob sich eine Gestalt vor das Licht und kam auf sie zu. »Laß sie mich doch einmal näher ansehen«, sagte die rauhe Stimme. »Ob sie noch Jungfrau ist?«
Eine Sekunde später stieß der Mann einen erschrockenen Schrei aus. Jemand packte ihn, und Teri sah, wie er durch die Hütte geschleudert wurde und schwer gegen die Blechwand prallte. Sofort wirbelte der Lichtkegel herum und riß die grauenerregende Gestalt eines der beiden Skelette mit seinem grimmigen Echsenschädel aus der Düsternis.
Noch ein Schrei.
Teri begriff, daß die beiden Männer von der Anwesenheit ihrer Bewacher nichts gewußt hatten. Sie waren überrascht, vielleicht geschockt - und das beschloß sie zu nutzen.
Sie schnellte sich förmlich nach vorn, spurtete auf die Tür zu. Etwas prallte dumpf gegen sie. Sie schlug mit der Handkante zu und fühlte, wie der Mann vor ihr zusammenbrach. Sie wand sich an ihm vorbei; die Taschenlampe zersprang auf dem Boden, der Lichtkegel erlosch. Vor ihr schimmerte das helle Rechteck der offenen Tür. Sie schnellte sich hindurch.
Im Sprung umklammerte etwas Hartes ihr Bein, ihren Knöchel. Sie fühlte Skelettfinger und verlor das Gleichgewicht. Aber sie schlug nicht auf.
Mit einem heftigen Ruck, der ihr fast die Besinnung raubte, wurde ihr Körper im Sprung, in der Luft, gestreckt und in die Hütte zurückgerissen. Sofort waren da noch weitere Hände, die sie auffingen, ehe sie den Boden berühren konnte. Sie wurde zur Rückwand der Hütte gedrängt.
Die beiden Männer erhoben sich stöhnend und keuchend. Eine zweite Lampe flammte auf und riß die Gestalten der beiden Knochenmänner aus der Schwärze. Sie hielten Teri fest, daß sie kein zweites Mal die Flucht versuchen konnte.
»Asmodis' Wächter«, murmelte der untersetzte Mann, den sie niedergeschlagen hatten. »Sie sorgen dafür, daß sie nicht entkommt und ihr auch nichts zustößt, bevor…«
»Komm«, mahnte der andere, der sich an Teri hatte vergreifen wollen. »Laß uns verschwinden. Ich traue denen nicht über den Weg!«
Der Untersetzte lachte scheppernd. »Solange du das Mädchen nicht anfaßt, werden sie dir nichts tun. Sie wissen, wer wir sind. Und ich denke, daß sie bis morgen abend sehr sorgfältig auf das Girl aufpassen werden. Meine Güte, ist die schön…«
»Der Höllenfürst muß verrückt sein«, knurrte der andere Mann. »So ein Prachtweib umzubringen…«
»Ein Opfer für Asmodis. Für uns ist sie tabu!« warnte der Untersetzte. »Komm…«
Das Licht erlosch, die Tür wurde von außen geschlossen und verriegelt. Erst da ließen die knöchernen Echsenmänner die Druidin wieder los, die sich einfach zu Boden sinken ließ.
Morgen abend! hämmerte es in ihr. Blutopfer für Asmodis!
Sie hätte fast hysterisch aufgelacht. Ihre Lebensenergie würde die Kraft des Dämonenfürsten auffrischen und ihm einen Teil der Energien zurückgeben, die er beim Schließen des Weltentors aufgewendet hatte!
»Das hast du dir teuflisch gut ausgedacht«, murmelte sie. »Na ja, du bist ja der Teufel…«
Morgen abend!
Teri Rheken hatte keine vierundzwanzig Stunden mehr zu leben…
***
Sestempe war eine kleine Stadt, mehr ein Dorf. Daß es sich um die Hauptstadt eines nicht gerade kleinen Landes handelte, war nur daran zu sehen, daß etwa jeder dritte Einwohner ein Soldat war und daß im Zentrum der Stadt das einzige fünfstöckige Gebäude wohl des
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