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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß nur die Knochen übrigbleiben.«
    Aber es war das Skelett einer Frau, wie sie bei näherem Betrachten feststellte. Und Fenrir heulte!
    »Ist sie es?« fragte sie den Wolf und rüttelte an seinem Halsband. »Gib Antwort, Grauer! War das hier Ansu?«
    Sie bangte vor der Antwort. Und dann stellte Fenrir sein Jaulen ein. Langsam drehte sich sein Kopf, und aus seltsam verschleierten Augen sah der Wolf Nicole an.
    Ja , klang seine Telepathenstimme in ihr auf. Das war Ansu Tanaar, die Goldene aus der Geisterstadt!
    Wie erschlagen stand Nicole da.
    Welche unglaubliche Macht konnte es geschafft haben, die magischen Superkräfte der lemurischen Zauberpriesterin zu überwinden und sie zu töten?
    Die Meeghs?
    Aber wo war dann der fehlende Schädel?
    Nicole sah Fenrir und Tane Carru an, aber von beiden hatte sie keine Antwort zu erwarten!
    ***
    Leonard Ring machte sich keine sonderlich großen Gedanken. Asmodis forderte ein Opfer, und er sollte es bekommen. Inzwischen war Ring sicher, daß Asmodis selbst es gewesen war, der ihn in seiner Wohnung heimgesucht hatte. Und - Asmodis hatte auch das Opfer besorgt.
    Nur kurz fühlte Ring Bedauern in sich aufsteigen, daß das zauberhaft schöne Mädchen sterben sollte. Aber wenn es von Asmodis so bestimmt worden war, hatte er keinen Anlaß, etwas dagegen einzuwenden. Schöne Mädchen gab es genug auf der Welt, und für den Fürsten der Finsternis war das Schönste gerade gut genug.
    Ring hatte die anderen Mitglieder des Zirkels informiert, daß es am kommenden Abend eine Schwarze Messe geben würde. Davon, daß dabei ein Mensch sterben würde, ahnten sie nichts. Unter dem Begriff Blutopfer stellten sie sich immer noch Tieropfer vor wie bei früheren Anlässen. Leonard Ring selbst wunderte sich, warum es ihm nichts ausmachte, an den Ritualmord zu denken. War er von Natur aus so eiskalt und hatte es bislang nur nicht gewußt, oder hatte der Besuch des Teufels ihn so verändert, daß alle anderen Regungen unterdrückt wurden?
    Er konnte es nicht ergründen, und er wollte es nicht. Er wußte nur, daß die Satansmesse stattfinden mußte. Wenn nicht… Asmodis' Zorn konnte furchtbar sein, und er wollte ihn nicht herausfordern. Zumal, wo es ihm schon so einfach gemacht wurde.
    Er brauchte nicht erst umständlich ein Opfer zu besorgen, es zu entführen und versteckt zu halten. Das hatte Asmodis bereits erledigt, und Ring war sicher, daß niemand nach dem Mädchen fragen würde.
    Er beschloß, tagsüber des öfteren nach dem Mädchen zu sehen. Das fiel ihm ja nicht sonderlich schwer, weil der Schrottplatz seine Arbeitsstelle war. Er mußte nur Sorge tragen, daß sie nicht schrie und zufällig auftauchende Kunden auf sich aufmerksam machte…
    Vielleicht mußte er sie knebeln und fesseln.
    Er lächelte kalt. Es würde sogar am einfachsten sein, die Schwarze Messe dort an Ort und Stelle abzuhalten. Das sparte den Transport des Opfers und verringerte die Fluchtgefahr. Ja, so würde es am einfachsten sein.
    Leonard Ring, künftiger Mörder, war mit sich und der Welt zufrieden. Asmodis würde ihm sogar dankbar sein, und Ring sah sich schon in höhere Kreise aufsteigen. Von der Zurückhaltung, die er mit seinem Zirkel bis zu diesem Zeitpunkt gepflegt hatte, war an ihm nichts mehr zu spüren.
    ***
    Gryf hatte in der Tat eine Idee! Er war per zeitlosem Sprung in London aufgetaucht und per Doppeldeckerbus zum New Scotland Yard gefahren. Daß er dabei unter die Schwarzfahrer gegangen war, weil er selten mehr als ein paar Pence in der Tasche hatte und die für wichtigere Dinge brauchte, störte ihn herzlich wenig. Ausnahmsweise kontrollierte ihn auch niemand.
    Heldenhaft unterdrückte er sein schlechtes Gewissen und biß sich dann im Yard-Building bis zu einem bestimmten Zimmer durch. Blaue Augen strahlten ihn an.
    »Hallo, Gryf! Auch mal wieder im Lande? Willst du zu Kerr?«
    Babs, Inspektor Kerrs Sekretärin und Lebensgefährtin, sah wie üblich zum Anbeißen aus und war auch genau der Typ, auf dem Gryf abfuhr. Heute hatte er aber andere Sorgen und schlug sogar das Angebot, in aller Gemütsruhe eine Tasse Tee zu trinken, aus.
    »Ist Kerr denn nicht da?«
    »Aber sicher«, sagte Babs etwas enttäuscht, weil Gryf so wenig Zeit mitgebracht hatte, dabei sah man sich doch so unheimlich selten. »Zur Zeit schreibt er Berichte…«
    Das war für Gryf Aufforderung, Kerr bei seiner Tätigkeit zu stören. Ohne anzuklopfen, trat er ein.
    »Du fehlst mir gerade noch«, brummte Kerr statt einer Begrüßung.

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