0203 - Blizzard über New York
außer Ihnen Anspruch darauf hätte«, antwortete ich und legte auf.
»Telefoniere doch mit dem zuständigen Polizei-Revier«, schlug Phil vor. »Die Jungs der City Police könnten schneller in der Kneipe sein als wir. Bedenke, dass wir nicht mit dem Jaguar hinfahren können!«
Ich wiegte den Kopf und widersprach: »Davon halte ich nichts! Nichts gegen die City Police. Aber es wäre doch möglich, dass die Gangster von ihrem Zimmer aus das Polizeirevier sehen können; soviel ich in Erinnerung habe, ist es ganz in der Nähe von Martens Kneipe. Wenn sie dann bemerken, dass die Polizisten auf die Kneipe zugehen, ziehen sie natürlich sofort Leine. Wenn die Ganoven noch nicht misstrauisch geworden sind, kommt es auf eine halbe Stunde früher oder später nicht an. Haben sie dagegen schon Verdacht geschöpft, dann gehen sie uns so oder so durch die Lappen.«
Ich guckte durchs Fenster hinunter auf die Straße. Der Blizzard hatte sich etwas abgeschwächt. Aus dem grauen Himmel, in dem die Spitzen der Wolkenkratzer verschwanden, wirbelten immer noch dicke Schneeflocken. Es war nicht daran zu denken, mit dem Auto zur Bowery zu fahren. Wir haben in New York auf den Flughäfen Düsenclipper stehen, wir haben über fünf Millionen Autos in der Stadt, davon 12 000 Taxis, wir haben eine Untergrundbahn mit 1000 Meilen Strecke, auf der täglich Millionen Menschen transportiert werden, wenn aber mal ein halbes Yard hoch Schnee fällt, dann ist der Verkehr lahmgelegt.
Na ja, irgendwie würden wir schon zur Bowery kommen. Wir überprüften unsere Waffen und steckten sie in die Schulterhalfter.
»Wollen Sie nicht Verstärkung mitnehmen?«, fragte der Chef, als wir uns verabschiedeten. »Sie haben vier bewaffnete Gangster mit mindestens einer Maschinenpistole gegen sich. Wie aus dem Bericht über die Vorgänge im Waldorf Astoria hervorgeht, sind die Banditen hervorragende Schützen. Ich bin zurzeit gar nicht in Stimmung, Leichenreden zu verfassen!«
»Und wir sind noch weniger dazu aufgelegt, in diesen Leichenreden die Hauptpersonen zu spielen!«, erwiderte ich. Dann blickte ich Phil an: »Was hältst du davon: Schaffen wir die Vierer-Gang zu zweit?«
»Das wird sich heraussteilen!«, antwortete Phil gelassen. »Ich bin der Ansicht, dass wir die Gang am besten zu zweit aufstöbern und stellen können. Im Allgemeinen haben solche Verbrecher nämlich eine äußerst feine Witterung für Polizisten, die in Menge auftreten.«
»Die Sache will mir einfach nicht gefallen!«, brummte der Chef. »Möglich, dass Sie beide die Gang eher fassen als eine Division Polizisten. Dennoch lasse ich Sie nicht ohne Verstärkung arbeiten! Ich denke mir die Aktion wie folgt: Sobald Sie in der Nähe der Kneipe sind, teilen Sie mir telefonisch mit, um welche Uhrzeit Sie das Lokal betreten werden. Ich verständige dann das nächstgelegene Polizeirevier von Ihrem Unternehmen und weise die Beamten an, dass sie genaü fünf Minuten später mit einer Mannschaft den betreffenden Häuserblock abriegeln und die Bude stürmen sollen, es sei denn, sie würden sich vorher bemerkbar machen.«
»Sehr gute Idee«, erwiderte ich. »Nur die Wartezeit für die Polizisten muss verlängert werden. Anstelle von fünf Minuten schlage ich zehn vor. Vielleicht müssen wir, um nicht aufzufallen, ein Glas Bier trinken, vielleicht werden wir anderweitig aufgehalten. Und selbst wenn es gleich zum Kontakt kommen sollte, so nehme ich doch stark an, das wir auch gegen eine doppelte Übermacht zehn Minuten lang anhaltenden Widerstand leisten können!«
»Wenn nicht«, schwor Phil kühn, »kündige ich dem FBI und trete einem Gesangverein bei!«
»In diesem Fall wäre das nicht gut möglich, mein lieber Phil«, widersprach ich lächelnd, »denn ich habe noch nie einen Toten singen hören.«
Wahrscheinlich hatte Phil eine passende Entgegnung bereit, aber Mr. High ließ ihn nicht mehr zu Wort kommen, indem er sagte: »Viel Glück und haltet die Ohren steif. Die Gang scheint mir sehr gefährlich zu sein.«
»Als ob wir es jemals mit ungefährlichen Gangstern zu tun gehabt hätten. Wäre ja direkt langweilig«, grinste ich. Dann zogen wir ab.
Die Untergrundbahn verkehrte wieder, aber wie! Auf den Rolltreppen und auf den Bahnsteigen staute, stieß und schob sich eine ständig wachsende Menschenmenge. Unsere FBI-Ausweise, sonst wahre Zaubermittel,-bewirkten diesmal nur, dass wir mit der dritten anstatt erst mit der fünfzehnten oder zwanzigsten Bahn wegkamen. Immerhin ein Erfolg, über
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