0203 - Die Stadt der Verfemten
es rote Kreise, die wie Lachen von Blut aussahen.
Die Pyramide stand genau im Zentrum des Hügels. Gewaltige Bogenlampen überspannten das Gelände wie eine alles umfassende Kuppel. Die Bestrahlung war so geschickt angelegt, daß es nirgends Schatten gab. Außer dieser Straße schien es keinen anderen Zugang zu geben.
Der Hügel war von kleineren Pyramiden und Bogenlampen umsäumt, so daß man nicht auf Bigtown blicken konnte. Der Boden um das Monumentalbauwerk war von einer dunklen Masse überzogen. Alles wirkte peinlich sauber. Die Stille ließ Rhodan an ein gewaltiges Grabmal denken.
„Was nun, Sir?" Kasoms Stimme klang dumpf.
Gewaltsam löste Rhodan seinen Blick von der Pyramide. Er überlegte. Bisher hatte sie niemand angegriffen oder den Versuch gemacht sie am Weiterkommen zu hindern. Es bestand kein Grund anzunehmen daß sich das ändern würde.
„Wir müssen einen Weg finden, um ins Innere zu gelangen", sagte Rhodan entschlossen. Sein hagerer Körper straffte sich.
„Es sieht nicht so aus, als gäbe es irgendwo einen Eingang", murmelte Kasom. „Vielleicht finden wir etwas, wenn wir das Gebäude einmal umrunden!"
Doch bald wußten sie, daß sie sich getäuscht hatten. Alle vier Seitenflächen der Pyramide sahen gleich aus. Es gab keine Unterschiede „Ob der Eingang dort oben auf der abgeplatteten Spitze angebracht wurde?" Kasom sah seinen Begleiter fragend an.
„Haben Sie eine Idee, wie wir dort hinaufgelangen könnten?"
„Nein", mußte Kasom zugeben. „Ich könnte einen Kletterversuch riskieren, wenn ich überhaupt einen Halt auf der glatten Oberfläche finde."
Rhodan zeigte auf die halbrunden Erhöhungen. „Ich glaube, daß wir dort finden, was wir suchen."
Nebeneinander gingen sie dichter an die Pyramide heran.
Da erlosch das Licht.
Mit einem Schlag war es vollkommen dunkel.
„Sir", sagte Kasom mit verzerrter Stimme.
„Alles in Ordnung", beruhigte ihn Rhodan. „Nicht die Nerven verlieren. Jemand will uns Angst machen. „ Rhodan bewegte sich weiter auf die Pyramide zu und zog den Ertruser mit sich. Dann spürte er, wie er mit den Füßen die Außenfläche des Bauwerks berührte.
„Wir müssen ungefähr an jener stelle sein, wo sich oberhalb eine Erhöhung befindet", erinnerte sich Rhodan. „Kasom, Sie müssen versuchen, mit einem kurzen Anlauf dort hinaufzukommen. Halten Sie sich fest, sobald Sie Ihr Ziel erreicht haben. Ich hoffe, daß ich Ihnen folgen kann."
„Glauben Sie, daß es gut ist, wenn wir uns trennen?" fragte Kasoms Stimme aus der Finsternis.
„Wollen Sie warten, bis es hell wird?" erkundigte sich Rhodan spöttisch.
Er trat zur Seite, um dem Ertruser Platz zu machen. Gleich darauf raste Kasom an ihm vorüber.
Rhodan hörte einen Fluch, dann rutschte jemand schimpfend auf ihn zu.
„Es ist glatt", knurrte Kasom grimmig. „Ich kann mich nicht festhalten."
„Wiederholen Sie den Versuch", befahl Rhodan.
Schimpfend kehrte Kasom zur Ausgangsposition zurück. Wieder lief er an. Diesmal kam er nicht zurückgerutscht. Rhodan hörte ihn befriedigt schnauben.
„Geschafft!" rief Kasom. „Nun sind Sie an der Reihe, Chef."
Was für ein Gefühl, dachte Rhodan. Er mußte geradewegs in die Dunkelheit springen, ohne sein Ziel vor den Augen zu haben. Er ging einige Meter zurück und rannte los. An der Pyramidenwand wurde er langsamer und wäre fast nach hinten gekippt. Dann griff Kasoms Hand zu und erwischte ihn an der Seite. Rhodan spürte, wie er allmählich hochgezogen wurde. Der Ertruser brummte wie ein Bär. Er zerrte Rhodan neben sich auf die Erhöhung.
Bevor Rhodan Atem schöpfen konnte, bewegte sich der Boden unter ihren Füßen. Rhodan hatte das Gefühl, daß die Erhöhung in der Pyramide versank. Es wurde kühler. Rhodan streckte beide Hände aus aber er tastete nur ins Leere.
„Das Ding bewegt sich", stellte Kasom fest. „Wollen wir abspringen?"
„Nein", lehnte Rhodan ab. „Warten wir ab, was weiter geschieht."
Die Erschütterungen wurden stärker. Rhodan hielt sich an Kasom fest, der seinerseits versuchte, den Halt auf dem halbrunden Höcker zu bewahren.
„Es gleitet abwärts", erkannte Kasom. „Wohin bringt es uns?"
Rhodan lächelte schwach. „Wo immer man uns hintransportiert - gebratene Ochsenviertel gibt es dort bestimmt nicht für Sie."
Captain Noro Kagato betrat die Kabine und schloß leise die für hinter sich. Redhorse hockte am Tisch und hatte mehrere Flaschen und Becher vor sich.
„Nun, machen Sie große Medizin?" erkundigte sich
Weitere Kostenlose Bücher