0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Richtung East River. Gut, starten Sie jetzt.«
    Während Mister High nochmals mit der Wasserpolizei sprach, und zwar jetzt direkt mit dem Polizeikreuzer, gab ich für das Einsatzkommando Alarm. Die Leute hatten vorher ihre genauen Instruktionen erhalten, und ich brauchte jetzt keine langen Worte zu machen, da alles genau nach Plan laufen sollte.
    Mr. High kam wieder zu mir durch. »Jerry«, instruierte er mich, »das Boot lief zuerst nach Westen, ist aber jetzt abgedreht. Der Polizeikreuzer folgt abgeblendet. Machen Sie sich langsam einsatzbereit. Das Boot dürfte in etwa einer halben Stunde bei Ihnen sein.«
    »Wir sind schon jetzt darauf gefaßt, Sir«, warf ich ein, denn ich hatte das rote Boot ja in Fahrt gesehen und wußte, wie schnell es sein konnte. »Der Alarm läuft bereits., Wenn die Leute von der Flushing Bay dazukommen, brauchen wir noch nicht mal eine Verstärkung.«
    »Ich werde Ihnen noch einen Einsatzwagen schicken, aber der wird erst nach dem Boot dort sein können, wenn das wirklich so schnell läuft, wie Sie meinen. Und nochmals, Jerry, größte Vorsicht, bitte! Schärfen Sie das auch allen Leuten dort ein«
    »Okay, Sir«, flüsterte ich in das winzige Mikrofon, und im gleichen Augenblick hörte ich unter mir das Knacken von Ästen und das Trappeln von Füßen. Allzu leise verhielten sich Wilders Leute ja nicht gerade. Aber andererseits bestand im Moment ja auch kein Grund dazu, denn sämtliche Gangster waren auf ihrem Boot. Wieder keuchte unten jemand vorbei, und ich vermutete, daß er sich mit einem der Scheinwerfer abplagte. Ich rief ihn leise an
    »Macht nicht so einen Krach. Und stellt einen Scheinwerfer unten am Wasser auf, sonst können wir das letzte Stück nicht ausleuchten, weil es leicht abfällt.«
    »Yes, Sir«, kam es leise von unten ’rauf, und ich erkannte Webster an seiner Stimme. Langsam entfernte sich sein Keuchen. Ich drehte mich auf meinem Sitz um und spähte hinaus auf das dunkle Wasser Und ganz weit weg sah ich die Positionslichter eines Bootes, die sich langsam vorwärts bewegten.
    Ich schaute auf die Leuchtziffern meiner Uhr. Wenn ich mich nicht sehr verschätzte, mußten die Gangster in einer knappen Viertelstunde unten am Steg anlegen.
    ***
    Ich kletterte vom Baum herunter und hastete die Mauer entlang auf das Wasser zu. Die Leute waren alle fieberhaft beschäftigt, die Handscheinwerfer oben auf der Mauer zu installieren. Ich' trieb sie zu noch größerer Eile an. In wenigen Minuten mußten sie aber fertig sein. Wenn die Gangster ankamen, sollte das ganze Gelände wieder in tiefster Ruhe daliegen. Am Ende der Mauer, dort, wo sie auf das Wasser stieß, traf ich Webster, der noch einen Mann bei sich hatte.
    Der zweite Mann zog sich gerade einen Schwimmanzug an, denn er hatte eine schwierige Aufgabe. Er mußte zu dem Boot schwimmen, um den Gangstern den Weg zum Wasser abzuschneiden. Wir konnten ja nicht wissen, ob der Polizeikreuzer nah genug herankommen könnte, ohne den Gangstern aufzufallen.
    Ich schärfte dem Mann noch mal ein: »Sie machen sofort das Boot los, und dann erst machen Sie den Scheinwerfer an und richten ihn auf das Haus. Lassen Sie das Boot aber nicht zuweit abtreiben, damit die Kerle gar nicht erst auf den Gedanken kommen, ins Wasser zu springen. Denn wenn die erst mal in verschiedene Richtungen schwimmen, wird es schwer sein, die drei auch alle zu bekommen. Und ich möchte nicht, daß uns auch nur einer durch die Lappen geht. Und Sie, Webster«, wandte ich mich an den anderen Beamten, »machen den Scheinwerfer erst an, wenn ich das Zeichen dazu gebe. Wenn sie zu früh merken, daß sie umstellt sind, werden sie sicher auf das Boot zurückkehren, und dann ist unsere Aktion gefährdet. Denn unser Schwimmer ist dann noch nicht heran, und der Polizeikreuzer wird auch nicht so dicht folgen können, ohne daß es auffällt.«
    Wieder schaute ich hinaus auf das Wasser. Die Lichter des Bootes waren jetzt bereits deutlich zu erkennen. Man konnte hin und wieder zwischen dem Rauschen des Wassers schon leise und abgehackt ein Motorengeräusch vernehmen.
    »Fertig, Sir«, meldete Webster. Und auch von weiter oben ertönte einige Male der verabredete Ruf eines Kauzes. Ich wußte jetzt, daß alle Leute bereitstanden.
    Das Boot näherte sich nun schneller. Es konnte nur das der Gangster sein. Ich gab einen letzten Bericht an die Zentrale.
    »Mister High, Boot nähert sich in schneller Fahrt. In wenigen Minuten wird es hier sein. Alle Leute auf dem Posten. Wir werden