0203a - Wir standen auf der Abschußliste
ganzen Mauer entlang die Handscheinwerfer auf und tauchten das Haus und das davorliegende Gelände in gleißendes Licht.
Gleichzeitig stellte Webster den Lautsprecher ein und reichte mir das Mikrofon herüber. Drüben im Haus ging wie auf Kommando das Licht aus, denn Grover war gerade in dem Augenblick an das Fenster getreten und hatte die Beleuchtung gesehen. Ich sah noch, wie er vom Fenster wegstürzte und einen Befehl brüllte, aber dann übertönte meine Stimme aus dem Lautsprecher alles:
»Rice! John Rice! Das ganze Gelände ist von FBI-Leuten umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen vor das Haus und werfen Sie Ihre Waffen weg. Machen Sie keine Dummheiten, denn das Gelände ist abgeriegelt Sie haben keine Chance mehr, Rice! Wenn Sie nicht herauskommen oder wenn Sie fliehen wollen, müssen wir schießen!«
Meine Stimme donnerte unheimlich, und darauf folgte eine tödliche Stille. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Grover rannte wie ein verfolgtes Kaninchen den Pfad ’runter zum Wasser. Da ging auch sofort der Bootsscheinwerfer an, und der Lichtstrahl traf Grover wie ein Keulenschlag. Er ließ sich sofort zu Boden fallen und wälzte sich hinter einen Stapel Holz, den Lund, als ich das erstemal hier war, bearbeitet hatte.
Wieder nahm ich das Mikrofon in die Hand: »Grover, stehen Sie auf und werfen Sie Ihre Waffe fort Sie sehen doch, daß Sie keine Chance mehr haben. Das Boot ist auch in unserer Hand.«
Statt einer Antwort bellte jetzt aus einem der Fenster eine MP auf. Die Kugeln schlugen vor uns in die Mauer oder zischten über uns weg. Ich hatte meinen Leuten noch keine Schießerlaubnis gegeben, und deshalb brachte auch keiner einen Warnschuß an.
Ich glaubte aber noch immer, daß Rice die Aussichtslosigkeit seiner Lage erkennen würde und zögerte noch mit der Feuererlaubnis. Nochmals forderte ich ihn über den Lautsprecher auf, sich zu ergeben. Aber wieder schickten die beiden Gangster aus dem Haus einen Feuerstoß aus der Maschinenpistole herüber. Und diesmal hatten sie mehr Glück, denn einige der Kugeln trafen den Scheinwerfer über unseren Köpfen, und die Glassplitter klirrten mir um die Ohren.
Neben mir ertönte ein kleiner Schmerzensschrei. Der Scheinwerfer war von der Mauer heruntergefallen und hatte Webster, der neben mir lag, leicht am Kopf verletzt. Er sagte mir aber sofort, daß es nichts Ernsthaftes sei.
Gleichzeitig schien aber auch der Lautsprecher zerschossen zu sein, oder der herabfallende Scheinwerfer hatte die Leitung zerrissen. Denn als ich wieder ins Mikrofon sprach, drang meine Stimme nicht mehr verstärkt über den Platz.
Dieser Teilerfolg hatte die Gangster offenbar mutig gemacht, denn jetzt nahmen sie den nächsten Scheinwerfer vor. Grover hatte inzwischen die für ihn günstige Gelegenheit wahrgenommen. Er war aufgesprungen und im Zickzack zum Haus zurückgelaufen. Ich setzte ihm jetzt einen Warnschuß vor die Füße. Kurz vor ihm sah ich die Erde hochspritzen. Er stoppte aus vollem Lauf Doch dann schlug er noch einen Haken und erreichte mit einem tollen Sprung die Tür.
Jetzt zog ich nochmals die Signalpistole und feuerte eine grüne Leuchtkugel ab. Das war das Zeichen zur Feuer erlaubnis!
Die Beamten hatten Anweisung, zuerst nur Warnschüsse abzugeben. Gezielte Schüsse auf den Mann waren nur in äußerster Notwehr erlaubt. Aber das Ergebnis der grünen Kugel war sofort bemerkbar: das Fenster, hinter dem das Maschinenpistolenfeuer aufgeblitzt war, wurde unter Beschuß genommen. Kurz darauf verstummte das Belfern von drüben.
Jetzt ging ich aus meiner Deckung heraus und legte die Hände als Trichter vor den Mund:
»Rice! Kommen Sie sofort mit Ihren Leuten heraus! Ich gebe Ihnen noch zwei Minuten Zeit, dann werden wir Sie mit Tränengas zur Übergabe zwingen! Mann, sehen Sie doch ein, daß Sie keine Chance mehr haben!«
Er mußte meinen Befehl wohl verstanden haben, den er reagierte prompt. Aber leider anders, als ich erwartet hatte.
Aus dem letzten Fenster vor dem kleinen Schuppen blitzte wieder das Mündungsfeuer einer Maschinenpistole auf, und ich ließ mich wie ein Stein zu Boden fallen. Keine Sekunde zu früh, denn schon surrten mit häßlichem Pfeifen die Kugeln hinter mir in das Laubwerk der Sträucher.
»Tränengas!« knurrte ich, und Webster faßte das als Befehl auf. Er schob mir auch einen Tränengasbombe ’rüber, und wir machten sie beide wurffertig. Sofort, als der nächste Feuerstoß vorbei war und weiter von oben von unseren Leuten ein paar
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