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0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Michael Ullich düster. »Aber… Moment mal«, ging ihm plötzlich ein ganzer Kronleuchter auf. »Dein Kulturstrick… das ist die Lösung!«
    »Mein… was?« fragte Zamorra, denn Michael Ullich hatte vor Erregung Deutsch gesprochen und das Wort ›Kulturstrick‹ war im reichhaltigen Vokabular, das Zamorra im Deutschen hatte, noch nicht vorhanden.
    »Deinen Schlips, den meine ich«, rief Ullich. »Wenn wir mehrere Schlipse aneinanderbinden…«
    Er ließ den Rest ungesagt und lief in Richtung auf das Schott. Wenige Augenblicke später kam er mit einem unterarmlangen Schraubenschlüssel, den er irgendwo aufgetrieben hatte, zurück.
    »Den binden wir um das Ende, das kann dann um den Ast gewirbelt werden. Los, Professorchen, und auch ihr anderen. Her mit den Schlipsen. Ihr könnt sie später bei der TWA einklagen. Bei dieser Sauna braucht ihr sie ja ohnehin nicht.«
    Und er ging durch die Sitzreihen, wo die männlichen Passagiere ihre Schlipse losmachten und ihm hinhielten.
    »Geben sie gut darauf acht!« brummte ein glatzköpfiger, öliger Mann, der Michael Ullich vom ersten Augenblick an unsympathisch war. »Es ist ein sehr teures Stück… aus Paris. So geben sie doch acht! Aber die heutige Jugend weiß nicht mehr, was sich gehört.«
    Michael Ullich wandte sich kopfschüttelnd ab. Mit diesem Herren, dessen Englisch mit deutschem Akzent durchsetzt war und der bestimmt über gewisse Aktienmehrheiten verfügte, würden sie sicherlich noch eine ganze Menge Spaß haben. Spaß, auf den sie auch verzichten konnten.
    »Laß mich das mal machen!« sagte Michael Ullich, als er sah, daß Professor Zamorra die Schlipse aneinander knoten wollte. »Ich war jahrelang bei den Pfadfindern und…«
    »Deswegen wäre es dennoch besser, den gekreuzten Weberknoten anzuwenden«, versetzte Professor Zamorra trocken. Michael Ullich zuckte zusammen wie ein ertappter Schuljunge. Der einfache Weberknoten hielt zwar, aber dennoch… der Professor hatte recht.
    »Das Leben lehrt so manches!« grinste der Parapsychologe seinem jungen Freund zu, während sie nun gemeinsam ihr Rettungsseil anfertigten. Am Ende wurde der schwere Schraubenschlüssel angebunden und Professor Zamorra achtete darauf, daß das schwere Werkzeug genau in der Waage lag.
    Dann war es soweit. Professor Zamorra ließ das schwere Gerät wirbeln. Länger, immer länger wurde das aus Schlipsen geknotete Seil, ein surrendes Geräusch erfüllte die Luft.
    Dann, mit einem kraftvollen Ruck wurde der große Schraubenschlüssel nach oben geschleudert. Der Ast lag gut sieben Meter über ihnen.
    Sie hatten Glück. Der große Metallgegenstand verhakte sich in einer Astgabel. Mehrfach ruckte Professor Zamorra an dem Seil, hängte auch kurzfristig sein ganzes Körpergewicht daran. Das Seil hielt. Der Weg zur Rettung war frei.
    ***
    »Das glauben sie doch selbst nicht, das dieses Ding hält!« kam die Stimme des Mannes, der sich vorhin mit Michael Ullich angelegt hatte und sich nun als Eberhard Äbeler vorstellte.
    Der Versicherungsagent würdigte ihn keiner Antwort. Er nahm allen Mut zusammen, ergriff die Rettungsleine und sprang. In sausendem Flug überquerte er das dunkle Wasser, in dem der Tod lauerte. Aber einen Erleichterungsseufzer stieß er doch aus, als er festen Boden unter seinen Füßen spürte.
    »Nehmt nur tüchtig Schwung!« rief er hinüber. »Ich fange euch hier auf.« Und er ließ das Seil zurückschwingen. Nun drängten sich die Menschen heran. Professor Zamorra schlang ihnen sicherheitshalber das Ende des provisorischen Strickes um die Mitte des Leibes, daß sie nicht ins Wasser stürzten, wenn sie aus irgendeinem Grund losließen.
    Fieberhaft wurde die Rettungsarbeit vorangetrieben. Manch einer schloß die Augen, als er über dem gefährlichen Gewässer schwang und öffnete sie erst wieder, als ihn Michael Ullich mit seinen starken Armen umfing und verhinderte, daß er ins Wasser stürzte.
    Und den Damen schien das gar nicht so unangenehm zu sein. Eine ältere Lady stieß dabei sogar eine Art Stöhnen aus.
    Aber der Deutsche schob sie zu den anderen.
    Sogar Eberhard Äbeler kam an. Der Dicke schwitzte. Während seiner kurzen Luftreise bibberte er. Es schien von dem vielgerühmten deutschen Heldenmut nicht allzuviel zu besitzen.
    »Jetzt du, Nici!« kommandierte Professor Zamorra. Gehorsam nahm Nicole Duval Schwung und segelte hinüber.
    Es geschah, als Michael Ullich dem Professor das Seil zuwarf, der als letzter noch auf der Tragfläche des Flugzeuges stand.
    Die

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