Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
beiseite. Mit dem Messer, das ihm der Elementargeist zugespielt hatte und das ihre einzige Waffe darstellte, zeichnete er eine improvisierte Karte in den Ufersand, so, wie er das Gelände aus der Vogelperspektive in Erinnerung hatte. Michael Ullich brachte einige Veränderungen an, dann hatten sie ziemlich genau den Verlauf des Flusses- »Wir können natürlich hier warten, daß uns jemand findet!« beschloß Zamorra seinen kleinen Vortrag. »Aber ich glaube kaum, daß bei den Katarakten im Süden ein Flußdampfer bis hierher verkehrt. Und auf den Zufall können wir uns nicht verlassen. Aber der Mann im Tower von Manaos sprach von einem Straßenbauprojekt, das hier in dieser Gegend durch den Urwald getrieben wird. Wir haben so etwas von weitem gesehen, ungefähr fünf Tagesreisen in nordwestlicher Richtung, also hier!«
    Und mit dem Messer markierte er ein Kreuz in den Sand.
    »Ich bin dafür, wir wagen den Marsch durch den Dschungel. Lieber fünf Tage Abenteuerurlaub mit einer Horde Hysteriker im Rücken, als hier langsam aber sicher am Fluß zu verhungern.«
    »Ich bin der gleichen Meinung!« sagte Michael Ullich. »Mit etwas Glück müßten wir es schaffen. Ich weiß, wie man mit Hilfe einer Uhr auch ohne Kompaß die Himmmelsrichtung feststellt und ich habe vor unserer Landung genau den Kompaß betrachtet!«
    »Na, hoffen wir, daß du den richtigen Pfad findest, Lederstrumpf!« sagte Nicole skeptisch und erntete von Ullich einen verachtungsvollen Blick.
    »Wir müssen Obacht geben, der Dschungel steckt voller Gefahren«, schnitt Professor Zamorra jede unnütze Diskussion ab. »Mit diesem Dolch werden wir uns Kampfstücke zurechtmachen, die wir anspitzen. Außerdem werden wir uns in drei Gruppen aufteilen, die jederzeit eine Art Blickverbindung haben müssen. Sollten wir angegriffen werden, und ich will das nicht ausschließen, dann müssen uns die beiden anderen Gruppen irgendwie herauspauken!«
    »Gute Idee!« lobte Obiso Yagamuko. »So haben wir die besten Chancen.«
    »Ich selbst übernehme achtzig Leute, die den Haupttrupp bilden«, sagte Zamorra. »Nicole und die beiden Stewardessen werden mir sicher helfen, daß hier so etwas wie Disziplin aufrecht erhalten wird.«
    »Dann übernehme ich mit ungefähr zehn Mann die Vorhut!« sagte Michael Ullich, der sich schon ganz in die Rolle des Scout eingefunden hatte. Sein Abenteurerblut, was er längst vergessen hatte, war wieder in Wallung geraten. Er konnte nicht sagen, daß ihm die Situation äußerst unangenehm war. Das war doch mal was anderes, als der trockene Kram mit den Versicherungen.
    Und das Wort ›Angst‹ war für ihn so eine Art Fremdwort.
    »Dann übernehme ich die Nachhut«, bot sich Yagamuko an und Professor Zamorra nickte ihm dankbar zu. Er reichte dem Japaner den Dolch zu.
    »Die Nachhut ist immer gefährdet, denn Eingeborene fangen stets die letzten Personen eines Trecks!« sagte er. »Kennen sie sich mit einer solchen Waffe aus?«
    Die Augen des Japaners leuchteten, als er die Waffe in der Hand wog.
    »Hai! - Ja!« rief er. »Ich bin ein Samurai!« Da war Professor Zamorra beruhigt. Denn er war sicher, daß Yagamuko-san, der ehrenwerte Herr Yagamuko, wie es in korrekter Übersetzung heißt, ein Meister des japanischen Krummschwertes war.
    »Dann wollen wir keine Zeit versäumen, solange die Sonne noch im Zenit steht!« sagte nun Nicole drängend. »Und ein sicheres Nachtquartier für über hundert Menschen will hier im weglosen Urwald auch erst einmal gefunden werden!«
    Gemeinsam gingen sie zu den anderen und teilten ihnen das Ergebnis ihrer Beratung mit. Außer dem dicken Industriellen aus Germany hatte niemand etwas dagegen einzuwenden. Nur weg hier. Nur fort aus der grünen Hölle.
    Schnell waren die Mannschaften für Vor- und Nachhut ausgewählt. Minuten später war man marschbereit.
    »Heia, Safari!« grinste Professor Zamorra Michael Ullich zu.
    »Westward ho!« gab dieser zurück. »Treibt sie nach Norden!« Augenblicke später hatte das grüne Laub des Dschungels die hundert Menschen verschluckt.
    ***
    Kundschafter beobachteten jede Bewegung, die von der Gruppe Weißer durchgeführt wurden. Und schneller, als die Taube fliegt, wurden die Nachrichten in’s Dorf zu Lomac, dem Kriegshäuptling und Asala, dem Schamanen getragen.
    Sie kamen. Und Huitzilopochtli hatte ihre Gedanken so verwirrt, daß sie sich schnurgerade dem Dorfe näherten. Wenn ihnen die Geister des Urwaldes gnädig waren, brauchten sie die Beute nicht besonders weit zu

Weitere Kostenlose Bücher