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0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Übermacht rang sie nieder. Röchelnd sank einer nach dem anderen in’s Gras. Mit wildem Triumphgebrüll sprangen die Indios über sie hinweg.
    »Kommen sie, Yagamuko!« hörte der Japaner die Stimme Zamorras. »Sie können nicht mehr helfen!«
    »Aber ich kann ihrem und meinem Tod einen Sinn geben, indem ich euch rette!« rief der Japaner. »Flieht! Ich decke euren Rückzug mit meinem Leben. Ich bin ein Samurai. Ich bin Kamikaze, der göttliche Wind! Vergeßt mich nicht! Lang lebe der Tenno!«
    Da wußte Zamorra, daß es sinnlos war, auf den Mann einzureden. Er folgte dem, was ihm sein Ehrenkodex des Samurai, die bedingungslose Aufopferung, hier trat sie leuchtend zu Tage.
    »Was für ein tapferer Mann!« dachte Zamorra, während er die Menschen gewaltsam vorwärts trieb. Es galt, den Vorsprung, den der Japaner mit seinem Leben erkaufen würde, auszunutzen.
    ***
    Wie ein Polyp, der mit acht Armen das Meer peitscht, wütete Obiso Yagamuko unter den Indios. Das Messer des Wassergeistes schwang er wie einen der gefürchteten japanischen Krummsäbel meisterhaft. Wie eine gereizte Kobra zuckte er bald hierhin, bald dorthin. Und wohin seine Schärfe traf, hinterließ es blutige Spuren.
    Aber nicht nur mit der Hand, welche die Waffe führte, kämpfte der Mann aus dem Lande der aufgehenden Sonne. Arme, Beine und seinen Kopf setzte er als Waffen ein, wirbelte zwischen den Indios umher wie ein Leopard in der Schlinge.
    Entsetzt wichen die Indios zurück, als der Japaner sein Karate-Feuerwerk abbrannte.
    Dann stand er, wie eine in Stein gemeißelte Figur. Blut tropfte aus verschiedenen, unbedeutenden Wunden. Aber er stand, gab keinen Laut von sich außer den rasselnd gehenden Atem.
    Hoch in seiner Faust aber blitzte das Messer, dessen Klinge gerötet war.
    Der Samurai erwartete den zweiten Angriff. Und er erwartete ihn still, stumm - nach den Regeln und dem Kodex seiner Ritterschaft.
    Die Indios wußten nicht, was sie davon halten sollten. Sie zogen sich einige Schritte zurück und palaverten alle durcheinander, den Japaner jedoch nicht aus den Augen lassend.
    War dieser Mensch, der jetzt regungslos hier stand, noch derselbe wie das Wesen, das eben wie ein verwundeter Jaguar unter ihnen getobt hatte?
    Oder war es ein Gott, war es einer, den Quetztalcoatl gesandt hatte, um die Blaßhäutigen zu retten? Die Indios riefen den regungslos verharrenden Japaner an. Keine Antwort. Sie schmähten ihn, warfen mit Erdklumpen und kleinen Zweigen. Yagamuko zuckte mit keiner Wimper. Dann aber nahm sich einer der Indios ein Herz und versuchte an den in völliger Regungslosigkeit Verharrenden sich vorbeizustehlen.
    Es war das Letzte, was er in diesem Leben tat. Ein kurzer, trockener Kampf des Japaners, ein Sprung, ein Niedersausen der Klinge. Dann erstarrte die Gestalt des Kämpfers aus dem Lande Nippon wieder, während der Indio ohne einen Laut von sich zu geben, zusammensank.
    Und wieder stürmte die heulende Meute auf den Japaner ein, wieder wirbelte er wie ein Taifun zwischen ihnen, um danach in völliger Regungslosigkeit zu versinken.
    Aber er ließ keinen der Wilden vorbei. Langsam mehrte sich die Zahl seiner Wunden. Mit seinem Blut verströmte seine Kraft. Aber mit dem unbeugsamen Willen der alten Samurai hielt er die Stellung und verschaffte Professor Zamorra und den Seinen einen großen Vorsprung.
    Noch einmal empfing er die Gegner mit dem Kampfschrei der Samurai, noch einmal wies sein Dolch einigen Indios den Weg in die ewige Schwärze.
    Dann brach er langsam, ganz langsam zusammen, während sich die Gegner scheu zurückzogen. Sieg! Er hatte gesiegt! Er konnte mit hocherhobenem Haupt vor seine Ahnen hintreten.
    Ein letztes Mal blinzelte er zur Sonne empor, die sein Land als Symbol in der Fahne führte. Dann umfing den tapferen Mann die Schwärze des Todes..
    Und es dauerte lange, lange, bevor sich die Indios getrauten, um ihn herumzuschleichen. Aber, obwohl sie Kannibalen waren, sie wagten es nicht, Hand an diesen Mann zu legen und seinen Leichnam zu verzehren.
    Unter Klagegesängen versenkten sie die Leichen der ihren im Sumpf, als letztes die sterblichen Überreste des Japaners.
    Dann schlichen sie wie ein Rudel Wölfe über den Knüppeldamm dahin, den Flüchtenden nach.
    ***
    Michael Ullich prallte zurück. Denn das, was er vor sich sah, war nicht dazu angetan, ihn in bessere Laune zu bringen.
    Es ist auch ziemlich ungewöhnlich, wenn einem in unerforschter Wildnis auf einer Stange ein weißer Totenschädel entgegengrinst.
    Und

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