Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
wollte sich erheben.
    »Das wirst du nicht!« rief der Schamane und zog ihn wieder nieder. »Denn diesen Mann, diesen Zamorra, wie er genannt wird, diesen will Huitzilopochtli lebendig. Und auch die Frau, die bei ihm ist. Sie sollen Qualen erleiden, an denen sich der Götze erfreuen will.«
    »Er wird die Blüte meiner Krieger in das Land der Geister senden!« knurrte Lomac unwillig.
    »Er kämpft wie ein Jaguar!« sagte Asala. »Also fang ihn auch wie einen Jaguar. Er hat keine Waffe, nur die Kraft seiner Arme. Laß das Netz richten, mit dem du sonst den ›Gefleckten Herrn des Waldes‹ fängst. In den Maschen ist auch ein Mensch hilflos.«
    Die Augen des Kriegshäuptlings leuchteten auf. Er murmelte dem Schamanen einige anerkennende Worte zu. Dann rief er halblaut einige Krieger und gab ihnen seine Befehle.
    Wie die Schatten der Abgeschiedenen huschten sie zwischen den häßlichen Lehm- und Holzhütten des Dorfes davon.
    »Geh du auch!« bedeutete Asala dem Kriegshäuptling. »Ich werde jetzt das Heilige Tom-Tom schlagen und die Fremden damit in’s Dorf locken. Was dann zu tun ist, nun, der Priester soll dem Krieger nicht raten, wenn es zum Kampfe geht.«
    Da zog sich Lomac zurück, verschwand ebenfalls hinter einer Hütte. Der Schamane zog eine topfgroße Trommel heran und stellte sie auf seine untergeschlagenen Beine.
    Dann begannen seine Finger, langsam einen monotonen Takt zu klopfen.
    Tap - tap - tap, tap - tap!
    Der Schamane schlug die Trommel des Todes.
    ***
    »Egal, wir müssen weiter!« trieb Michael Ullich seine Leute voran, als diese ihn auf die einsame Trommel aufmerksam machten.
    »Viel hat der Drumer ja nicht drauf!« versuchte er bei sich zu scherzen. »Wird wohl einen Job in einer Disco haben!«
    Wehmütig dachte Ullich an das Schlagzeug, auf dem er sonst Dampf abließ, während die anderen Jungs der Band vorne eine wilde, ungezügelte Rockmusik abdröhnen ließen. Wenn er hier mal die Schießbude aufbauen könnte. Die Wilden würden glatt ihre Religion vergessen. Aber Deutschland war so weit und die Jungens würden für die nächsten Gigs einen Ersatzmann am Schlagzeug brauchen.
    Dann lichtete sich der Urwald vor ihm. Und sein Auge erblickte ein verlassenes Eingeborenendorf.
    Nein, nicht ganz verlassen. Mitten auf dem freien Platz- in der Mitte, um den sich die häßlichen, windschiefen Hütten scharten, saß ein Mann undefinierbaren Alters und schlug geistesabwesend seine Trommel.
    Zögernd ging Michael Ullich näher, den angespitzten Kampfstock jederzeit angriffs- und abwehrbereit vorgestreckt. Hinter ihm folgten ihm seine Männer.
    »Sichern!« befahl Ullich wie ein alter Soldat. »Ausschwärmen!« Und er winkte krampfhaft Zamorras Gruppe zu, daß sie so lange zurück bleiben sollte, bis er und seine Männer festgestellt hatten, daß das Dorf wirklich leer war.
    Tap - tap - tap - machte die Trommel. Der Schamane sah nicht auf, ließ sich in seiner Arbeit nicht stören. Das mußte etwas zu bedeuten haben. In Michael Ullich kochte es vor Erregung.
    »Gefahr! Höchste Gefahr!« schrie eine Art siebenter Sinn.
    Und noch einmal gab er der nachdrängenden Gruppe ein Zeichen, zurückzubleiben.
    Umsonst!
    Die Menschen sahen nur das Dorf. Und das bedeutete die Anwesenheit von Menschen. Aber wer sagte denn, daß dies nicht ein anderer Stamm war. Einer, der den Weißen friedlich gesinnt war. Denn sonst wäre doch nicht einer auf dem Platz geblieben, um sie mit seiner Trommel willkommen zu heißen.
    Ein Dorf! Das bedeutete Ruhe, Erholung von den Strapazen. Und es bedeutete endlich einmal etwas zu essen.
    Und wenn die Indios etwaige Gegenleistungen forderten, nun, man hatte Bargeld genug in der Tasche. Mehr als genug, um den ganzen Landstrich von der Regierung zu kaufen.
    So dachten die Menschen, die aus der Welt des Zwanzigsten Jahrhunderts, dem Zeitalter des Fernsehens, der Raumfahrt und der Coca-Cola kamen.
    Aber sie hatten nicht bedacht, daß an diesem Flecken der Welt die Zeit stehen geblieben war. Hier herrschten noch die Gesetze der Urzeit.
    Hier triumphierte das Recht des Stärkeren.
    Erst schlage und dann stelle die Fragen. - Wer schneller schlägt und schneller frißt, der wird satt. - Töte deinen Feind, bevor er dich tötet. Fairneß ist Schwachheit! Nächstenliebe ist Selbstmord.
    So lautet das grausame Gesetz des Dschungels.
    Und dieses Gesetz, das nirgends niedergeschrieben war als in den Gemütern der Wesen, die hier lebten, es war auch das Gesetz der Yanoa-Indios.
    Aber was wußten die

Weitere Kostenlose Bücher