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0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wenn es dann noch der Schädel eines Menschen ist, wird die Sache spannend. Offensichtlich waren sie an der Grenze einer von Menschen beherrschten Gegend.
    Und Michael Ullich zweifelte keinen Augenblick daran, daß es die gleichen Indios waren, die vor einigen Stunden die Nachhut aufgerieben hatten. Nicole war nach vorne gekommen und hatte ihm kurz von der Tragödie am Eingang des Sumpfes berichtet.
    Winkend hob er die Hand. Mit raschen Schritten kam Zamorra nach vorne. Der Parapsychologe schien über unerschöpfliche Energien zu verfügen. Die anderen Menschen dagegen mußten fast mit Gewalt vorwärtsgetrieben werden. Sie waren nicht mehr an Strapazen und Entsagungen gewöhnt und schleppten sich mehr vorwärts als sie gingen, Seit fast drei Tagen waren sie ununterbrochen getrieben worden, hatten die wenigen Stunden der Nacht traumlos in irgendwelchen Bäumen verbracht wo sie, mit Lianen notdürftig festgebunden, sicherer waren als auf der Erde.
    Niemand hatte sich Gedanken darüber gemacht, daß der Jaguar auch in den Bäumen zu Hause ist oder die gewaltige Anakonda hier ihre lautlose Jagd durchführt.
    Völlig entkräftet hatten sie geschlafen, bis sie von den Strahlen der aufgehenden Sonne und dem durchdringenden Geschrei der Papageien geweckt wurden. Und dann waren sie wieder vorwärts gestolpert, getrieben vom Willen des Professor, der sie antrieb.
    Und wenn auch einer von ihnen zusammenbrach, Zamorra war da. Er hob den Entkräfteten empor, sah ihm tief in die Augen und begann dann etwas zu murmeln. Nur Nicole Duval wußte, daß der Meister des Übersinnlichen hier seine geringen Kräfte spielen ließ.
    Mit der Kraft der Hypnose gaukelte er den Menschen neue Kräfte vor. Und siehe da - sie konnten weiter.
    Natürlich wußte er so gut wie Nicole Duval, daß es so nicht ewig ging. Die Menschen hatten fast nichts zu essen bekommen, denn keiner verstand etwas von eßbaren Pflanzen im brasilianischen Urwald. Und sie hatten weder Waffen zur Jagd noch irgend etwas, womit man Feuer machen konnte.
    Anscheinend war es ein Flug der Nichtraucher gewesen. Schmerzlich vermißte Professor Zamorra Streichhölzer oder etwas ähnliches.
    Wer wußte denn, wie lange es noch dauern würde, bis man auf das Camp der Straßenarbeiter traf? Und wer wußte denn, ob es die richtige Richtung war?
    Es gab nur eine Parole: » Wir wollen weiterleben.«
    Und diese Devise hatte sich in den Gehirnen der Menschen festgefressen und peitschte sie wieder auf, auch wenn sie dem totalen Zusammenbruch nahe waren.
    Weiterleben! Überleben! Die grüne Hölle besiegen.
    Immer wieder mußte Professor Zamorra den sich Dahinschleppenden neuen Mut machen.
    Wer machte ihm Mut? Und - wie lange würde er selbst noch durchhalten.
    »Wir müssen durch, Micha!« sagte er trocken. »Es hilft nichts. Die Baustelle kann nicht weit sein. Höchstens noch einen Tagesmarsch. Es muß einfach gelingen.«
    Michael Ullich nickte. »Das ist auch meine Meinung!« sagte er dann. Professor Zamorra hob die Hand und winkte.
    »Weiter!« flüsterte er den beiden Stewardessen zu, die den Zug anführten. »Und von nun an…« seine Stimme sank zu einem Flüstern ab, während sein Finger auf den Totenschädel wies, »von nun an muß größte Stille bewahrt werden.«
    Flüsternd wurde die Anordnung Zamorras weitergegeben. Und wieder wankten die Reihen vorwärts, an dem grinsenden Schädel vorbei, der als Vorbote des Grauens diente.
    Sie hatten das Stammesgebiet der Yanoa-Indios betreten.
    ***
    »Sie haben es gewagt, den Wächter zu mißachten und sind in unser Gebiet eingedrungen!« sagte Lomac. »Und ihr Weg führt sie in’s Dorf, gerade, wie du uns gesagt hast!«
    Der Schamane knurrte befriedigt. »Sagte ich nicht, daß unser Gott sie in unsere Gewalt geben wird!« sagte er dann. »Das Opfer der jungen Krieger war umsonst. Sie hätten nicht angreifen dürfen!«
    »Aber es war ein Waldgeist, der die Blaßhäutigen verteidigte!« verteidigte Lomac die Tat seiner Männer. »Wer, der sterblich ist, kann es mit vierzig Kriegern zugleich aufnehmen und mehr als die Hälfte davon töten?«
    »Ich habe Huitzilopochtli befragt!« sagte Asala, der Schamane. »Es war kein Waldgeist. Wohl aber ein Mensch, der anders kämpft als die Kinder der Yanoa. Und es führt sie einer, auf dessen Brust eine Sonne strahlt. Auch dieser, so sagt Huitzilopochtli, kämpft mit der Wildheit eines verwundeten Jaguar!«
    »Ich werde meine Krieger an weisen, alle Speere auf diesen einen zu werfen!« sagte Lomac und

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