0204 - Horror-Rock
am Ortsausgang von Malaga besorgt. Bisher hatte Jane sie noch nicht gebraucht, nun hakte sie die Lampe vom Gürtel los und knipste sie an.
Der handbreite Lichtfinger stach einen hellen Tunnel in das vor ihr liegende Dunkel. Jane blieb dicht hinter dem Tor stehen und bewegte ihre rechte Hand.
Geisterhaft wanderte der Schein durch einen sehr großen Innenhof.
Jane hatte eigentlich damit gerechnet, einen leeren Hof zu finden, sie sah sich angenehm überrascht.
Die Veranstalter hatten sich den Spaß etwas kosten lassen. Lange Bankreihen luden die Gäste zum Verweilen ein. Die ebenso großen Tische konnte sich Jane ohne weiteres mit Köstlichkeiten vollgestellt vorstellen. Rechts von ihr lagen flache Bauten. Errichtet im spanischmaurischen Stil.
Die Mauern schimmerten hell. Rundbögen verbanden die einzelnen Gebäude. Zwischen ihnen sah Jane winzige Grünanlagen und sogar drei kleine Springbrunnen, aus deren Düsen allerdings keine Wasserfontänen sprudelten.
Sogar Wege waren angelegt worden. Auf den Platten lag kaum ein Staubkorn.
Die Verantwortlichen hatten sich wirklich Mühe gegeben. Jane konnte sich vorstellen, daß es hier sicherlich eine Freude war, ein Volksfest zu feiern.
Auch war schon für den morgigen Tag dekoriert worden. Auf der Innenseite der Nordmauer hing ein gewaltiges Plakat, das auf die Gruppe HorrorMaschine hinwies. Es war in der Aufmachung das gleiche Plakat wie in der Stadt, nur wesentlich größer.
Jane ging so weit vor, daß ihr Lampenstrahl auch das große Plakat erfaßte. Sie ließ den gelben Finger darüber wandern und jetzt wurden auch die Gesichter der Mitglieder dieser Rockgruppe aus der Dunkelheit gerissen.
Ein Typ hatte schwarzgraues Haar. Es war so geschnitten, daß es wie die Borsten eines Kamms nach oben stand.
Das Gesicht selbst war verzerrt, und die weiße Bemalung quer über Nase und Wangen gab ihm einen noch schaurigeren Ausdruck.
Der Lampenstrahl wanderte nach rechts und traf einen blondhaarigen Typ, der wie der andere Musiker eine Gitarre in den Händen hielt. Nur hatte er das Instrument hochgerissen und stand so, daß sein Rücken durchgebogen war. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen. Die Verzerrung zeigte, daß er unter »Strom« stand.
Der dritte hockte vor seinen Trommeln. Er war ein Drummer und befand sich in Aktion. Die beiden Trommelstöcke hielt er zwischen den Fingern und ließ sie buchstäblich über die straffe Haut der Trommeln fliegen. Von seinem Gesicht war ebenfalls kaum etwas zu erkennen, da er den Kopf gebeugt hatte. Rotes Haar fiel fast bis auf seine Instrumente.
Blieb der letzte. Er schien der Anführer dieser Horror-Band zu sein, denn er stand im Vordergrund und hielt ein Ständermikrofon umklammert. Es war außerdem der Sänger der Gruppe, das alles jedoch interessierte Jane Collins nicht. Sie schaute nur auf das Haar.
Es leuchtete wie Feuer.
Anders als bei dem zweiten Rothaarigen der Truppe. Dieser Sänger besaß wirklich ein Haar, das sogar einen gelben Schimmer aufwies. Wie auch die Flammen.
Jane schauderte.
Ihre Blicke glitten über die Kleidung, und sie mußte mit Entsetzen feststellen, daß der Sänger die gleichen Sachen trug wie die Gestalt, die sie auf der Mauer gesehen hatte.
Doch da hatte der Kopf gebrannt.
Die Detektivin schluckte. Plötzlich glaubte sie, Zusammenhänge zu erkennen. Die auf dem Plakat abgebildete Person und die Gestalt auf der Mauer waren identisch.
Konnte es vielleicht sein, daß die vier aus dem Plakat gestiegen waren und in Wirklichkeit lebende Personen darstellten?
Eine Unwahrscheinlichkeit, das schon. Nur hatte Jane bereits die tollsten Dinge erlebt.
Dieses aus atlantischer Zeit stammende Castell enthielt ein Geheimnis, dessen Zipfel die Detektivin gelüftet hatte. Mehr nicht. Sollte sie hierbleiben? Oder nicht lieber gehen und auf John Sinclair warten?
Das wäre auf jeden Fall sicherer gewesen. John hätte ihr helfen können.
Jane warf einen Blick in den Himmel. Sie hatte sich eigentlich die Mauer intensiver anschauen wollen, da entdeckte sie den fast runden Mond, der jetzt über dem Castel stand.
Der Mond…
Geschichten und Legenden rankten sich um ihn. Ein Spender des Bösen. Unheimliche Kräfte wohnten in ihm, die von Schwarzblütlern wie Vampiren und Werwölfen gierig aufgenommen wurden und sie erstarken ließen.
Jane schauderte. Und sie zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als sie hinter sich das Geräusch vernahm. Es hörte sich so dumpf an wie der Schuß aus einer
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