0204 - Horror-Rock
noch einmal Schwung und pendelte nicht nur über die nächsten Tische hinweg, sondern auch über die zupackenden Klauen der lauernden Monstren.
Geschafft!
Jane ließ los, landete sicher auf dem Boden, wollte einen Haken schlagen, als Monstrum Nummer vier erschien.
Pechschwarz war dieses Wesen, halb Mensch, halb Raubtier und mit glühenden roten Augen.
Jane schrie. Sie sah den Körper dicht vor sich, die ausgestreckten Pranken, wollte weg, doch der andere war zu schnell. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Detektivin erreicht und hämmerte seine Pranken in ihre Schultern, wo der Stoff des Pullovers riß, als wäre er aus Papier.
Jane verlor das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken. Das Monstrum war sofort über ihr.
Ein pfeifendes, auch fauchendes Geräusch drang aus dem geöffneten Maul, und die Detektivin erkannte dicht vor sich zwei gefährlich spitze Zahnreihen. Starr blieb sie liegen…
Nicht den kleinsten Finger wagte sie zu rühren. Sie schien plötzlich zu Eis geworden zu sein.
Keine Chance mehr…
Dann hörte sie Schritte.
Die anderen kamen.
Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks näherten sie sich. Jane wußte nicht, wen genau sie vor sich hatte und woher die Monstren kamen, aber sie glaubte daran, daß sie freiwillig diesen Ort wohl nie mehr verlassen konnte.
Neben ihr verstummten die Schritte.
Noch immer lag das pechschwarze Monstrum auf ihr. Der Rachen war nach wie vor geöffnet. Raubtiergeruch strömte der Detektivin entgegen.
Die roten Augen glühten wie die Enden zweier brennender Zigaretten.
Wenn diese Zähne zubissen, dann würde Jane nie mehr aufstehen. Die angststarre Detektivin hörte Worte. Die vier Monstren unterhielten sich.
Dies geschah allerdings in einer Sprache, die Jane Collins völlig unbekannt war. Sie konnte auch keine Bruchstücke verstehen, geschweige denn Zusammenhänge.
Aber es war eine menschliche Sprache. Keine Tier-oder Grunzlaute, durch die sich die vier verständigten.
Wahrscheinlich ging es dabei um die Gefangene. Die Bestätigung bekam Jane Collins schon bald.
Bevor sie sich versah, packte der Blondhaarige mit dem türkisfarbenen Knochenkörper zu und hob sie hoch.
Jane juckte es in den Fingern, sich den Weg einfach freizuschlagen, dann unterließ sie es. Die anderen würden immer schneller sein.
Man hielt sie fest.
Drei Monstren schauten ihren Anführer an. Es war der mit dem Flammenschädel. Er hatte einige Fragen gestellt bekommen und schüttelte nun den Kopf.
Danach trat er einen Schritt vor und blieb bei Jane Collins stehen. Sehr dicht sogar. Fast berührten sich ihre Körper.
Sekundenlang geschah nichts. Schweigen lag zwischen den beiden Parteien. Schließlich faßte sich die Detektivin ein Herz und fragte mit zittriger Stimme: »Was wollen Sie von mir?«
Der Mann mit dem Flammenschädel sah wieder völlig normal aus. Ein Mitglied der Horror-Rockgruppe. Ansonsten war nichts Außergewöhnliches an ihm festzustellen.
»Du bist uns in die Quere gekommen, Fremde. Man darf nicht so neugierig sein.«
»Mich interessieren eben alte Gemäuer.«
»Das war ein großer Fehler, Jane Collins.«
Die Detektivin zuckte zusammen. »Ihr kennt meinen Namen?« hauchte sie.
»Ja.«
»Woher?«
»Wir kennen ihn eben. Zudem braucht es dich nicht zu interessieren. Nicht mehr, wohlgemerkt, denn es gibt gewisse Dinge, die sind längst beschlossene Sache.«
»Was habt ihr vor?«
»Wir sind zurückgekommen«, erklärte der Flammenkopf. »Mehr nicht. Wir habe lange genug in der Leichenstadt gelebt.«
»Leichenstadt?« flüsterte Jane.
»Ja. Hast du noch nie von ihr gehört?«
»Nein, tut mir leid. Von der Leichenstadt habe ich nie erfahren. Gibt es sie?«
»Sie gab es und sie gibt es. Dazu mußt du weit, sehr weit zurückdenken. Atlantis ging unter. Das war leider eine Tatsache. Niemand konnte den Untergang aufhalten. Nicht die Kräfte der Schwarzen, noch die der Weißen Magie. Aber alle Bewohner dieses großen Kontinents wußten von seinem Untergang. Viele trafen Vorsorge, so auch wir, die Hüter der gewaltigen Leichenstadt. Kurz vor dem Ende holten wir die mächtigen Dämonen zusammen, die den Untergang ihres Kontinents in der Leichenstadt erleben wollten. Denn dort hatten sie eine Chance, dem Inferno zu entkommen. Tief unter dem Meer liegt die Leichenstadt. In ihr haben sich die mächtigen Dämonen versammelt und sind in einen magischen Schlaf gefallen. Wir waren die Hüter der Stadt, wir hielten die Stadttore besetzt und durften keinen hineinlassen,
Weitere Kostenlose Bücher