0204 - Horror-Rock
Rechnung und betrat auch als erster das Foyer.
Schnurstracks ging ich zur Rezeption, wo der Portier sein bestes Lächeln aufgesetzt hatte. Bevor ich etwas sagen konnte, bot er uns bereits zwei Zimmer an.
»Sie haben Glück, Señores, daß wir nicht ausgebucht sind.« Er sprach instinktiv englisch.
»Ja, wir nehmen die beiden Räume.«
Sein Gesicht legte sich in betrübte Falten. »Leider liegen die Zimmer nicht zum Strand, sondern zur Straße hin. Ist das schlimm, Señores? Beeinträchtigt es Sie?«
»Nein.«
»Ah, da bin ich glücklich. Sie werden trotzdem zufrieden sein Señores, dessen bin ich mir sicher.« Er schob die beiden Schlüssel über die Theke und schaute sich unsere Pässe an.
Wir trugen uns ein, und dann hatte ich eine Frage.
»Sagen Sie Señor?«
»Ja?« schnappte der Portier mit dem kleinen Schnäuzer und den wieselflinken Augen.
Ich spielte mit einer Dollarnote. Diese Währung hatten wir eingesteckt.
»Bei Ihnen wohnt doch eine Miß Jane Collins, nicht wahr?«
Er machte »Hm« und schielte dabei auf den Schein. Diskret schob ich die Geldnote rüber, die er ebenso diskret wieder verschwinden ließ. »Ja, Señor, die von Ihnen erwähnte Dame wohnt in der Tat bei uns. Sie ist zusammen mit einer Freundin von Gran Canaria gekommen. Ich hörte es, wie die beiden darüber sprachen. Sehr hübsche Frauen, wirklich. Die eine blond, die andere schwarz…«
»Wir kennen sie«, unterbrach ich seinen Redefluß. »Würden Sie uns die Zimmernummern nennen?«
»Señor, das ist…«
Ich knisterte mit einem weiteren Schein und erfuhr auch die Zimmernummern.
»Wir danken Ihnen«, sagte ich.
»Nein, ich danke Ihnen.« Er verbeugte sich mit oft kopierter aber nie erreichter spanischer Grandezza.
Wir schoben ab, denn andere Gäste steuerten die Rezeption an. Es waren übermütige Rentner, die am Morgen schon getrunken hatten. Der Sekt lief ihnen bald aus den Ohren, und sie sangen das Lied vom schönen Westerwald.
Wir mußten mit dem Lift zu unseren Zimmern hoch. Ein Boy begleitete uns auch in die Räume. Ich gab ihm 25 Peseten Trinkgeld und packte erst gar nicht aus.
Suko hatte die gleiche Idee gehabt. Auf dem Flur stießen wir fast zusammen.
Der Chinese grinste. »Hast du die Zimmernummer behalten können?«
»Klar.«
Zwei Stockwerke mußten wir tiefer. Dazu nahmen wir die Treppe, nicht den Lift.
Ruhig war es in diesem Kasten nicht. Wir hörten die aufgeregten Stimmen des Personals, jemand schmetterte das alte Volkslied Granada, dann schimpfe eine keifende Stimme, und von unten her vernahmen wir das Schlagen einer Tür.
Der typische Morgenbetrieb in einer Touristenburg.
Schließlich standen wir vor Janes Zimmer. »Die Freundin wohnt nebenan«, meinte Suko.
»Willst du nachschauen?« Er lächelte nur.
Ich klopfte.
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, daß mir geöffnet wurde, doch ich sah mich getäuscht. Rasche Schritte näherten sich der Tür. Sie wurde aufgezogen, und meine Begrüßungsworte erstickten irgendwo in der Kehle, denn nicht Jane stand vor uns, sondern das Zimmermädchen.
Es schaute uns aus großen Kulleraugen an.
»Señores?«
Sie konnte ein paar Brocken Englisch. Wir fragten nach der Zimmerbewohnerin. Das Mädchen schüttelte den Kopf.
»Dürfen wir rein? Wir sind Bekannte von Miß Collins.«
Das Mädchen im grünen Kittel wollte erst nicht. Ich drückte sie leicht an der Schulter zurück, und wir betraten das Zimmer.
Ich schaute im Bad nach, Suko betrat den eigentlichen Raum. Das Mädchen war dabei gewesen, die Handtücher auszuwechseln. Die frischen lagen auf dem Toilettendeckel, die schmutzigen waren auf den Fliesen ausgebreitet.
Von Jane sahen wir nichts.
Ich öffnete den Spiegelschrank. Dort standen einige Kosmetikartikel, die Jane benutzte. Ich erkannte sie an den Marken. Also hatte sie sich hier aufgehalten.
Im eigentlichen Wohnraum fand ich einen ratlosen Suko vor. Als ich ihn betrat, hob der Chinese die Schultern.
Das Bett war frisch überzogen. Es deutete alles darauf hin, als hätte dort niemand geschlafen.
Sicherheitshalber erkundigte ich mich bei dem Zimmermädchen. »War das Bett heute morgen zerwühlt?«
»Nein, Señor.«
Ich runzelte die Stirn. Das bedeutete nichts anderes, als daß Jane Collins nicht die Nacht in diesem Zimmer verbracht hatte. Wo dann?
Das Mädchen stand in der Tür. Es beobachtete uns mit ängstlichen Blicken. Ich lächelte, als wir die Kleine passierten. »Keine Angst, wir werden nichts sagen.«
Sie nickte.
Auf dem Flur
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