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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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wollte. Es ist mir persönlich völlig gleichgültig, was Sie hier treiben. Aber mein Bruder ist verschwunden. Und zwar hier! Hier in diesem Raum wurde er zuletzt gese- hen! Wollen Sie behaupten, daß sich ein Mann in Luft auf lösen kann?«
    »Das könnte wohl nur ein Narr behaupten«, sagte Lindner. Um seine Lippen spielte die schwache Andeutung eines dünnen Lächelns. »Und ich hoffe, Mr. Combers, daß Sie mich nicht für einen Narren halten.«
    »Das wird sich erst später erweisen«, sagte Phil kaltschnäuzig. »Ich habe Ihnen gesagt, was nötig war. Vielleicht brauchen Sie eine gewisse Bedenkzeit.«
    »Wozu?« fiel Lindner ins Wort. »Sie haben nichts gefordert, was wir uns überlegen müßten! Wozu sollten wir Bedenkzeit brauchen?«
    »Um sich zu überlegen, wie Sie meinen Bruder möglichst schnell wieder auftauchen lassen können«, sagte Phil und steckte sich gelassen eine Zigarette an. »Ich gebe Ihnen zwei Stunden. Jetzt ist es sieben. Um neun werde ich wieder hier sein. Dann erwarte ich von Ihnen, etwas Wahres über den Aufenthaltsort meines Bruders zu erfahren. Ich warne Sie? Mit mir können Sie nicht spielen. Das wollen Sie sich bitte klarmachen! Bis neun also!«
    Phil ging langsamen Schrittes zu der Tür, die zurück ins Lokal führte. Er spürte, wie sich seine Nackenmuskeln verkrampften. Jetzt wandte er den Kerlen den Rücken zu, und ein Messer war eine lautlose Waffe.
    Mitten im Raum drehte er sich blitzschnell um.
    Lieser und Lindner standen regungslos. Sie waren nicht von der Stelle gewichen.
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, stieß Lindner hervor. »Ihr Bruder war hier in der Küche zum Frühstück. Das Fenster stand offen. Als er nach über einer halben Stunde immer noch nicht zurück ins Lokal gekommen war, sah Mr. Lieser in der Küche nach. Ihr Bruder war nicht mehr da. Es gibt zwei Möglichkeiten, Mr. Combers: Ihr Bruder kann die Küche durch die schmale Tür dort verlassen haben. Sie führt hinaus in den Flur und zu den Toiletten. Aus diesem Flur kann man in den Hof und von dort auf die Straße gelangen. Oder aber Ihr Bruder hat den Weg direkt durch das Fenster gewählt. Aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls war er nicht mehr im Hause, als Mr. Lieser nach ihm suchte. Manchmal gibt es solche Fälle, daß Leute plötzlich auf- und davonlaufen. Aus Gründen, die man nicht kennt. Eine Art geistige Verwirrung, die ganz plötzlich einsetzen kann. Sie müssen die Ärzte fragen, ich bin kein Fachmann auf diesem Gebiet.«
    Phil ging noch ein paar Schritte bis zur Tür.
    Als er die Klinke mit der Hand berührte, sagte er schneidend:
    »Ich kenne noch ein paar andere Möglichkeiten, Mr. Lindner. Denken Sie mal selbst darüber nach. Sie wissen ja, bis neun haben Sie Zeit dazu. Aber versuchen Sie nicht, sich ein Märchen auszudenken Ihnen kaufe ich nichts ab. Nicht einmal Ihren Whisky, Lindner. Um neun sitzt mein Bruder hier — oder aber es wird Ihnen zum erstenmal in Ihrem Leben etwas leid tun, Mister — eh — Lindner…«
    Phil dehnte den Namen wie etwas, das man nur sehr ungern ausspricht. Er bemerkte wohl den düsteren Funken, der in den Augen des Geschäftsführers aufglomm. Aber Phil verließ die Küche, ohne noch etwas hinzuzufügen. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, drehte sich Lindner um und sagte:
    »Es gibt immer wieder Idioten, die ihre eigene Beerdigung bestellen…«
    ***
    »Cheerio!« sagte ich und hob den Whisky, den Edward Earp bezahlt hatte.
    Es war kein echter, aber Earp schien es nicht zu bemerken. Wir saßen in der hintersten Ecke. Die Zeiger der Uhr wiesen auf halb zwölf. An der Theke standen ein paar halb betrunkene Männer und ließen das schauderhafte Zeug in sich hineinlaufen, das hier als Whisky verkauft wurde.
    »Hast du Interesse an einem guten Job, old boy?« fragte Earp.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Kommt ganz darauf an.«
    Um die Wahrheit zu sagen: Ich hatte kein, aber auch gar kein Interesse an einem Job, den mir Edward Earp anbot. Aber es konnte nicht schaden, wenn ich herausfand, was Earp zu bieten hatte. Vielleicht bekam ich dadurch einen Fingerzeig über das, was Earp in der nächsten Zukunft plante.
    Earp rutschte ein Stück näher.
    »Der Job ist gut bezahlt«, prahlte er. »Und es ist nicht mal eine Arbeit, die einen anstrengt.«
    »Sowas höre ich immer gern. Wieviel verdient man denn?«
    »Hundertfünfzig die Woche«, sagte er. »Und was muß man dafür tun?«
    Er überlegte, wie er es mir sagen könnte, ohne sich allzu sehr

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