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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Mädchen zurückbringen und dich entschuldigen«, sagte ich ruhig.
    Der Bursche kniff die Augen zusammen. Er holte tief Luft und spuckte mir vor die Füße. Dann gab er die Büchse dem Nächststehenden und brüllte mir entgegen:
    »Hau ab, du Idiot, bevor du’s bereust!«
    Ich wandte mich ein wenig zur Seite und nahm dem Kerl, der jetzt die Büchse hielt, mit einem gedankenschnellen Griff die Beute ab.
    Im selben Augenblick hörte ich jenes metallische Geräusch, das entsteht, wenn man die Klinge eines Schnappmessers aus dem Griff springen läßt.
    Ein Halbwüchsiger mit einem Messer in der Hand und gekränktem Stolz ist nicht ganz ungefährlich.
    Ich warf mich also herum und konnte einen hinterhältig geführten Stoß gerade noch mit der Büchse parieren. Das Messer glitt ab und ratschte über die Büchse.
    Jetzt war meine Geduld zu Ende, und der heimtückische Messerheld erhielt eine Lehre: Ich holte aus und schlug ihm die Linke auf die kurzen Rippen. Der Bursche sauste vier Schritte zurück und krachte gegen die Hauswand.
    »Ihr solltet euch schämen!« sagte in diesem Augenblick eine zarte, dünne Stimme.
    Ich wandte mich um.
    Mitten in der Einfahrt, höchstens drei Schritte von uns entfernt, stand das Mädchen von der Heilsarmee. Ich warf ihr die Büchse zu und rief:
    »Laufen Sie, Miß! Ich halte Ihnen die Burschen schon vom Halse!«
    Sie fing die Büchse geschickt auf, aber statt zu gehen, kam sie näher.
    »Los, Jungs!« keuchte der Anführer und stieß sich von der Wand ab. »Den Hund machen wir fertig!«
    »Laufen Sie, bis Sie den nächsten Cop entdecken!« rief ich dem Mädchen zu und stand jetzt zwischen dem Rudel der Halbwüchsigen und dem Mädchen.
    Die Burschen rückten wie eine geschlossene Mannschaft gegen mich vor.
    Der Anführer in seiner roten Lederjacke hielt noch immer das Messer in der Hand. Ich ließ die Meute herankommen, bis der Abstand zwischen uns nur noch knapp anderthalb Yard betrug.
    Ich überraschte sie mit einem plötzlichen Angriff. Im Vorspringen fegte ich mit kurzen Haken zwei Burschen von den Beinen und zog mich dann sofort etwas zurück. Mein Angriff hatte ihr Vorrücken gestoppt.
    Sie bückten sich und zogen die beiden k. o.-Geschlagenen hoch. Der Anführer ließ mich dabei nicht aus den Augen.
    Ich riskierte einen schnellen Blick über die Schulter und sah das Mädchen zur Einfahrt hinauslaufen.
    Für mich bestand keine Notwendigkeit, mit ein paar halbwüchsigen Strolchen eine Prügelei zu inszenieren. Also wich ich langsam zurück.
    »Er kneift!« kreischte einer, der höchstens fünfzehn Jahre alt war und den schon ein Windstoß fast umfegen konnte. Aber in der Gesellschaft von fünf anderen, älteren Kumpanen fühlte er sich so stark wie ein Fuchs in der Hühnerfarm.
    Ich erwiderte nichts. Aber viel Zeit blieb mir auch nicht dazu, denn auf ein Kommando des Burschen mit der roten Jacke fielen sie über mich her.
    Es waren sechs an der Zahl, und gegen sechs Mann tut man klug daran, sieh den Rücken zu sichern. Also sprang ich zur Hausmauer, lehnte mich locker dagegen und erwartete die Burschen. Einer griff mich mit dem Messer an. Den Messerarm traf ich mit der Handkante. Der Bursche schrie auf und ließ sein gefährliches Spielzeug fallen. Ich schlug ein paar Boxhiebe in die Menge, wobei ich mich allerdings auf halbe Kraft beschränkte. Aber mehr war auch nicht nötig.
    Als der Kerl in der roten Lederjacke mir zu nahe kam, fing er von mir einen Kinnhaken ein, woraufhin er sich verdutzt hinsetzte. Das wirkte wie ein Gongschlag und war das Zeichen fürs Ende.
    Sie stoben auseinander.
    Selbst die Getroffenen entwickelten dabei eine Geschwindigkeit, die deutlich machte, wie sehr ich sie geschont hatte.
    Ich schöpfte tief Luft und tupfte mit dem Taschentuch ein bißchen Blut von einer winzigen Platzwunde auf der rechten Hand. Plötzlich hörte ich eine leise Stimme hinter mir.
    »Gute Arbeit, Mister!«
    Ich wandte den Kopf.
    Hinter mir stand ein Mann, dessen Gesicht mir bekannt war. Sein Name war Edward Earp, und wenn es stimmte, was neuerdings in der Unterwelt von ihm erzählt wurde, dann hatte er sein bisheriges Spezialgebiet aufgegeben und sich dem übelsten Verbrecherjob zugewandt, den es gibt. Bisher hatte Earp viermal wegen Körperverletzung und Beteiligung am Bandenverbrechen gesessen. Jetzt war er angeblich unter die Killer gegangen. Also unter jene Kreaturen, die gegen Bezahlung andere Leute ermorden. Wenigstens wurde das — nach den Auskünften unserer

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