Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
Vom Netzwerk:
den Hinterhof gefahren.
    »Kommt 'rein«, sagte Sam Lieser. »Alles klar?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte der Jüngling.
    Sam Lieser hatte uns in die Küche des Lokals geführt. Zwei Teller mit belegten Broten und heißer Kaffee standen bereit. Sam zeigte darauf, und wir setzten uns. Der Jüngling hatte den Appetit einer halben Kompanie ausgehungerter Infanteristen. Ich selbst trank nur einen Becher heißen Kaffee. Das Gespräch schleppte sich müde dahin, bis der Junge gesättigt war. Dann lehnte er sich zurück, zog ein hübsches Päckchen Geldscheine aus der Hosentasche und fing an, mit Lieser abzurechnen. Die beiden waren emsig beschäftigt. Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete.
    Als sie fertig waren, stand der Junge auf, gähnte wieder und sagte:
    »Ich bin müde. Bis zwölf schlafe ich mindestens.«
    Er ging, zur Tür. Ich blieb sitzen. Sam Lieser sah mich mit gerunzelter Stirn an. Er hatte mir längst den zweiten Teil meines versprochenen »Lohnes« zugeschoben, und es gab für mich keinen Grund, der mein Bleiben gerechtfertigt hätte. Ich wartete, bis der Junge die Hand auf der Türklinke hatte.
    »Stopp!« rief ich.
    Er drehte sich um.
    »Meinst du mich?«
    »Ja.«
    Eine knisternde Spannung kam auf. Lieser blickte abwechselnd zu mir und dem Jungen.
    »Was willst du?« brummte der Bursche ungnädig.
    »Ich möchte nur, daß du die Abrechnung korrekt erledigst«, sagte ich. »Wo ist das Geld für die zehn Flaschen, die du zum halben Preis weggegeben hast?« Er wurde blaß. Sein Mund stand offen. Sam Lieser sah nur noch den Jungen an. Er schien sofort zu ahnen, was ich meinte. Ganz langsam ging er auf den Jungen zu. Ich beobachtete beide genau.
    »Jetzt bist du dran«, sagte Lieser fast unhörbar. »Sprich dich aus, mein Junge. Auf diese Anschuldigung wirst du ja etwas zu erwidern haben — oder?«
    »Ich — ich weiß überhaupt nicht, wovon er redet«, stotterte der ertappte Sünder verlegen. »Wirklich, Sam, ich habe keine Ahnung, wovon er spricht.«
    Ich sagte den Namen des Lokals, wo wir zuletzt gewesen waren, und ich fügte hinzu:
    »Bei den anderen habe ich nicht aufgepaßt, Sam. Vielleicht macht er dieses Geschäft sogar im großen Stil.«
    Sam Lieser griff der Reihe nach in sämtliche Taschen des Jungen. Der Bursche wagte nicht, es ihm zu verbieten. Sam förderte mehr Geldscheine zutage. Bedächtig zählte er sie. Es waren hundertzwanzig Dollar.
    »Ich weiß nicht, um wieviel du uns bisher betrogen hast«, sagte Sam ruhig. »Ich setze eine Strafe von tausend Dollar für dich fest. Von heute an wirst du nur die Hälfte des Lohnes kriegen, bis die tausend Dollar abgegolten sind. Und ab heute ist der da der Chef dieser Tour. Morgen abend seid ihr wieder hier, gegen elf, wie gewöhnlich. Solltest du für so wenig Geld nicht arbeiten wollen, so kannst du dir aussuchen, auf welche Weise du am liebsten sterben möchtest. Haben wir uns verstanden?«
    Der Junge nickte ein paarmal hastig und sichtlich erschrocken. Ich verzog keine Miene. Meiner Meinung nach war ich jetzt einen guten Schritt vorangekommen. Sam wußte nun, daß ich brauchbar war. Vielleicht weihte er mich jetzt eher in das Geheimnis ein, auf das ich scharf war, das Geheimnis um die Hersteller des falschen Whiskys. Aber vor dem Jungen würde ich auf der Hut sein müssen. Seine Blicke verhießen Gutes…
    ***
    Am Donnerstagmorgen gab es eine Besprechung, deren Ergebnis ich erst später erfuhr. Sie fand im Districtsgebäude des FBI statt. Teilnehmer waren der New Yorker FBI.-Chef High, der G.-man Phil Decker, Detektiv-Leutnant Sam Hawkins von der Mordkommission sowie ein untergeordneter Beamter der Kommission und der Pressechef des New Yorker FBI.
    Phil sah ein wenig bleich aus und hatte ein dickes Pflaster auf dem Kopf. Aber um seine Mundwinkel schwebte schon wieder ein belustigtes Schmunzeln, woraus man entnehmen konnte, daß er das Schlimmste überstanden hatte.
    Er war — als man ihn im Park fand — nur besinnungslos gewesen. Sein starker Schädel und der dicke Filzhut hatten ihn vor dem Tode bewahrt.
    »Am besten ist es wohl«, fing Mr. High an, »wenn Sie uns erst einmal der Reihe nach erzählen, wie das alles kam, Phil.« Mein Freund nickte, streifte die Aschenkrone seiner Zigarette im Aschenbecher ab Und berichtete alles genau. Phil erzählte:
    »Ich habe wie ein Luchs auf diesen Lindner aufgepaßt, der mit mir in den Park hineinging. Ich dachte, er würde vielleicht versuchen, mich an einer geeigneten Stelle niederzuschießen.

Weitere Kostenlose Bücher