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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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der großen Knetmaschine, die links von der Tür stand.
    Seine Augen weiteten sich entsetzt. Über den Rand der fast drei Yard im Durchmesser breiten Schüssel ragte ein menschliches Bein.
    Roger holte tief Luft. Er dachte nicht anders, als daß ein Betrunkener auf irgendeinem rätselhaften Wege hier hereingekommen sei und in der Knetmaschine seinen Rausch ausschliefe. Dem wollte er es zeigen! Jetzt mußte man ja die ganze Maschine erst gründlich reinigen, bevor man mit ihr arbeiten konnte!
    Als er einen Schritt vor der Knetmaschine angekommen war, blieb er stehen, als wäre er jäh gegen eine unsichtbare Wand gestoßen. Seine Augen weiteten sich unnatürlich, sein Mund öffnete sich, und ein halb ersticktes Gurgeln brach über seine Lippen.
    »Was ist denn, Roger?« rief der alte Bill Malleroly aus dem Wiegeraum.
    Roger hörte es überhaupt nicht. Seine Schultern hingen schlaff herab, seine Hände zitterten heftig, die Schlüssel stießen klappernd gegeneinander. Ganz langsam drehte Bill sich um und wankte auf Knien, die jeden Augenblick nachzugeben drohten, zurück in den Wiegeraum.
    Inzwischen war die ganze sechsundzwanzigköpfige Belegschaft eingetroffen und hing schwatzend die Oberkleider in die einzelnen schmalen Schränke. Einige sahen Roger überrascht an, als er — gelblich-grün im Gesicht — aus dem Teigraum herauskam.
    »He, Roger, was ist denn mit dir los?« rief einer.
    Er bekam keine Antwort. Roger Criller sackte, bleich an der Wand lehnend, langsam in die Knie — dann kippte er um.
    »Whisky«, sagte Phil.
    Sam Lieser warf ihm einen kurzen Blick zu, bückte sich, brachte eine Flasche zum Vorschein, zog ein Glas heran und schenkte ein. Als er es Phil herüberschob, sah er ihn wieder an. Diesmal länger, prüfender, nachdenklicher.
    »Habe ich Sie nicht schon mal gesehen, Mister?« fragte er.
    Phil zuckte die Achseln:
    »Schon möglich. Merken Sie sich jedes Gesicht, das bei Ihnen mal aufkreuzt?«
    »Nein, eigentlich nicht«, gab Sam zu. »Aber Ihres kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    Phil probierte den Whisky. Er probierte ein zweites Mal. Es schien echter Bourbon zu sein. Vermutlich war man hier inzwischen vorsichtig geworden. Phil stellte das Glas zurück.
    »Ist Combers immer noch nicht aufgetaucht?« fragte er, während er mit dem Zeigefinger am Rand des Glases entlangfuhr, was ein leichtes, singendes Geräusch ergab.
    »Nein«, sagte Lieser, ohne mit der Wimper zu zucken. »Das ist eine ganz rätselhafte Geschichte. Ich habe es noch nie vorher erlebt, daß ein Mensch einfach verschwindet.«
    »Das soll allerdings öfter vorkommen«, bemerkte Phil. »Ich habe die genaue Zahl nicht im Kopfe, aber es sind jährlich allein im Bundesstaat New York ein paar tausend.«
    »Ach?« staunte Sam.
    »Ja, das ist wahr«, bekräftigte Phil und nahm einen neuen Schluck. »Güter Stoff, das!«
    »Bourbon bleibt Bourbon«, murmelte Lieser. »Weiß der Kuckuck, ich komme nicht darauf, wo ich Sie kennengelernt habe. Dabei bin ich ziemlich sicher, daß es irgendwo passiert sein muß. Ich merke mir die Gesichter von Menschen nur dann, wenn ich irgendwie mal mit ihnen zu tun hatte. Mehr als nur ein Bier ausschenken.«
    Phil zuckte gleichmütig die Schultern. »In meiner jetzigen Aufmachung können Sie mich ja nicht wiedererkennen«, gab er zu. »Als ich das letzte Mal hier war, hatte ich blondes Haar.«
    »Blond?« staunte Lieser. »Sind Sie denn Schauspieler, daß Sie sich die Haare manchmal färben müssen?«
    »Schauspieler? Nein, eigentlich nicht. Oder doch — wie man’s nimmt. Manchmal gehört ein bißchen Schauspielerei schon zu meinem Job. Aber ich hatte ja nicht nur blonde Haare, ich war auch viel dicker, vor allem im Gesicht. So ungefähr!«
    Phil holte Luft und blies die Backen auf. Lieser stutzte, öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, schüttelte aber statt dessen stumm den Kopf und blickte Phil mißtrauisch an.
    »Jetzt denken Sie wohl, ich wäre durchgedreht, was?« lachte Phil. »Nein, bestimmt nicht. Das war kein Witz mit dem blonden Haar. Können Sie sich an den Stiefbruder von Combers nicht mehr erinnern?«
    Lieser hatte die Augenbrauen zusammengezogen, daß sie in der Mitte gegeneinanderstießen.
    »Das waren Sie?«
    »Ja.«
    »Aber — wie kann sich denn ein Mensch so verändern?«
    »Maskenbildner«, erwiderte Phil lakonisch. »Die FBI.-Maskenbildner vollbringen in dieser Hinsicht geradezu Wunder. Wenn Sie sagen, Sie müßten aussehen wie sechzig, machen die das.«
    »Die — die

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