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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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doch wirklich die einfachste Möglichkeit.«
    Wir hatten nicht weit zu gehen, um eine Ausgabe des Herald erstehen zu können. Tatsächlich sprang einem auf der ersteh Seite förmlich das Bild eines Ringes entgegen. Als wir den kurzen Text darunter gelesen hatten, sagte das Mädchen mit gerunzelter Stirn:
    »Das ist aber wirklich merkwürdig. In diesem Lokal scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Erst verschwindet der Kellner, und jetzt stirbt Johnny so plötzlich.«
    »Von welchem Lokal sprechen Sie?« fragte ich.
    »Ach, es ist eins von der Reynold-Kette. Es liegt in der 182. Straße, also eine Straße weiter von hier.«
    »Wieso? Was hatte denn Johnny mit diesem Lokal zu tun?«
    »Eine Zeitlang scheint Johnny für dieses Lokal gearbeitet zu haben. Er hatte während dieser Zeit immer Geld. Irgendwann war es plötzlich damit vorbei. Und jetzt — ich kann das nicht fassen. Johnny war bestimmt kein schlechter Mensch, wenn er auch manchmal zu viel getrunken hatte. Ich verstehe das nicht.« Ich spürte, daß sie den Tränen nahe war. Nachdenklich steckte ich mir eine Zigarette an. Was hatte das wieder zu bedeuten? Wer war dieser Johnny? Was hatte er mit dem Lokal zu tun? Wieso war seine Leiche verstümmelt? Wie kam er überhaupt ums Leben? Eine Menge anderer Fragen ergab sich. Ich mußte versuchen, Kontakt mit Phil herzustellen, um ihn auf diese Sache aufmerksam zu machen. Natürlich mußte es ein Kontakt sein, der selbst dann nicht auffiel, wenn ich vielleicht insgeheim von der Bande beobachtet wurde.
    Ich versprach dem Mädchen, über einen angeblich vorhandenen Freund bei einer Zeitung die Geschichte mit Johnny verfolgen zu lassen.
    Danach ging ich in die Kneipe, die nun so eine Art zentraler Punkt in meinem Leben geworden war. Sam Lieser stand wie üblich hinter der Theke und schenkte Bier, Schnaps und Wein aus, die Frau an der Kaffeemaschine arbeitete pausenlos, denn ein irchtiger Amerikaner kann täglich zwanzig Becher Kaffee vertragen, und der Kellner schließlich flitzte hin und her.
    Eigentlich hatte ich keinen besonderen Grund, zu dieser Zeit das Lokal aufzusuchen. Und doch sollte es sich als sehr günstig erweisen, daß ich es getan hatte. Kaum saß ich in einer Ecke auf meinem Platz, da erschien der Kellner, bückte sich zu mir herab und tuschelte mir ins Ohr:
    »Sir, Mr. Lieser hätte Sie gern in der Küche gesprochen. Würden Sie so freundlich sein?«
    Er deutete auf die Tür, die in die Küche führte. Ich nickte und stand auf. Was wollte Lieser von mir? In der Küche? War Combers nicht zuletzt in der Küche gesehen worden?
    Daß ich meine Pistole nicht bei mir hatte, gefiel mir ganz und gar nicht. Aber es half nichts. Wenn ich nicht auffallen wollte, mußte ich wohl oder übel in die Küche gehen. Also tat ich’s…
    ***
    »Jerry hat in der Tat mit seinem Plan Erfolg«, sagte Mr. High abends gegen sieben Uhr zu Phil, der ihn zu einer Lagebesprechung aufgesucht hatte. »Hier, Phil, sehen Sie sich das an.« Der Chef schob einen Stadtplanausschnitt über den Tisch. Er zeigte den südlichen Abschnitt von Manhattan, die sogenannte Downtown. Mit dem dicken Blaustift des Chefs waren mehrere Kreuzchen in den Plan gemalt.
    »Jedes Kreuz bezeichnet ein Lokal, das von dieser Bande beliefert wird«, erklärte der Chef. »Aber was uns eigentlich interessiert, das sind die Produzenten! Wo wird das Teufelszeug gebrannt? Das ist die entscheidende Frage, und davon wissen wir leider noch gar nichts.«
    »Wir müssen uns eben gedulden, Chef«, sagte Phil. »Es ist klar, daß die Bande Jerry nicht gleich in alles einweiht. Mich wundert es sowieso, daß er so schnell den erhofften Kontakt mit den Leuten bekam.«
    »So verwunderlich ist das gar nicht«, meinte der Chef. »Eine Organisation mit einem derart großen Verteilernetz, wie man schon aus der Abnehmerkette in der Downtown schließen kann, braucht eine Unmenge Leute. Das ist zugleich die schwache Seite dieser Organisation, , denn je mehr Leute von ihr wissen, um so größer wird die Gefahr, daß einer nicht dichthält. Außerdem dürfte es sehr schwierig sein, ständig genug Leute zur Verfügung zu haben. Es ist deshalb kein Wunder, daß sie sofort an Jerry herantraten, nachdem er sich ihnen gegenüber durch die angeblich gestohlenen Geldscheine als Mitglied der Unterwelt ausgewiesen hatte.«
    Phil grinste:
    »Und was hätten wir gemacht, wenn Lieser die Nummern der Fünfziger nicht aufgefallen wären?«
    Mr. High lächelte zurück:
    »Oh, Phil, da hätte

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