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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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selber machte. Aber diese kleine Mühe, der ich mich unterzog, wurde belohnt, als ich in jener Nacht nach Hause kam. Ich hatte ja die angeblich gestohlenen Fünfzig-Dollar-Noten unter den Matratzen versteckt. Das Bettuch war von mir jedesmal so zurechtgezupft worden, daß eine schräg verlaufende Falte entstand.
    Ich sah auf dem ersten Blick, als ich das Licht in meinem netten Zimmer eingeschaltet hatte, daß jemand sich mit meinem Bett beschäftigt haben mußte. Die Falte gab es nicht mehr. Nach zehn Minuten wußte ich, daß nicht nur mein Bett untersucht worden war. An kleinen Veränderungen erkannte ich, daß auch in allen Schubladen fremde Hände sich betätigt hatten.
    Ich suchte das Geld unter den Matratzen. Es war noch vorhanden, aber es lag ein klein wenig anders, als ich es hingelegt hatte. Jemand hatte also mein Zimmer gründlich durchsucht. Trotzdem fehlte nichts. Zufrieden zog ich mich aus und ging ins Bett. Die ganze Geschichte entwickelte sich genauso, wie wir uns das gedacht hatten.
    Am Nachmittag, nachdem ich mich ausgeschlafen hatte, setzte ich einen genauen Bericht über die Ereignisse auf, die sich bis jetzt Zügetragen hatten. Ich ließ nichts aus und zählte auch die Kneipen auf, die wir beliefert hatten. Auch die Nummer vom Kennzeichen des benutzten Lastwagen wurde aufgeschrieben. Anschließend brachte ich den Brief selber zur Post. Er lief an eine Deckadresse, würde aber unverzüglich zum Büro von Mr. High weitergeleitet werden.
    Da ich bis zum Abend nichts anderes zu tun hatte, bummelte ich ein wenig durchs Viertel.
    An einer Straßenecke zupfte mich plötzlich jemand am Ärmel. Ich sah mich überrascht um. Es war das Mädchen von der Heilsarmee, dem ich die Sammelbüchse gerettet hatte.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte sie mit einer Stimme, die noch sehr kindlich klang. »Ich kam an jenem Abend nicht dazu, mich bei Ihnen zu bedanken. Das möchte ich gern nachholen. Sie haben sehr viel gewagt!«
    »Ach was! Bei diesen jungen Burschen wagt man nicht allzuviel, wenn man sie ein bißchen zurechtrückt. Wenn der Anführer nicht ein Messer gezogen hätte, wäre es eine harmlose Unterhaltung geworden,«
    »Aber Sie scheinen zum Glück nicht verletzt worden zu sein?«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich hatte Glück, und außerdem habe ich ein bißchen mehr Kraft als diese Milchgesichter.«
    Wir waren zusammen langsam weitergegangen. Eine Weile unterhielten wir uns über dies und jenes. Bis das Mädchen auf einmal fragte:
    »Wohnen Sie hier in dieser Gegend, Sir?«
    »Ja. Zwei Blocks weiter. Warum?«
    »Ach, ich weiß mir keinen Rat. Bei uns im Hause ist ein junger Mann verschwunden. Er hat ein Zimmer im Dachgeschoß. Johnny heißt er. Johnny Stocks. Er ist ein bißchen haltlos, wissen Sie?«
    »Das scheint heute eine allgemeine Krankheit zu sein.«
    »Oh, er ist aber nicht schlecht. Er hat keine Eltern mehr. Da habe ich mich immer ein wenig um ihn gekümmert. Wenn ich abends nach Hause kam, habe ich eine Kleinigkeit für ihn gekocht, weil er sonst ja doch nichts Warmes in den Magen bekommt. Und jetzt ist er aui einmal weg. Heute früh, als ich zum Dienst ging, war er nicht zu Hause. Das passiert eigentlich nie. Er kommt zwar oft sehr spät nach Hause, aber frühmorgens ist er immer da.«
    »Er wird einmal richtig gebummelt haben. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Wahrscheinlich liegt er längst im Bett und holt den versäumten Schlaf nach.«
    »Nein, Sir. Er ist immer noch nicht in seinem Zimmer. Vor einer Stunde ungefähr habe ich mal nachgesehen. Aber ich weiß nicht, was ich von der Sache halten soll. Mrs. Studeway, das .ist auch eine Hausbewohnerin, eine alte Witwe, die ihre Nase überall hineinstecken muß, erzählte mir, Johnny wäre tot.«
    »Woher will sie denn das wissen?«
    »Sie hat eine Geschichte erzählt, die ich kaum verstanden habe. Johnny wäre von der Polizei tot aufgefunden worden. Und in der Zeitung hätten sie ein Bild von dem Ring veröffentlicht, den Johnny noch von seinem Vater hatte. Ich verstehe das alles nicht. Warum sollte die Zeitung ein Bild von einem Ring drucken? So ein besonderer Ring war es doch gar nicht,«
    »Wissen Sie nicht, von welcher Zeitung die Rede war?« fragte ich.
    »Ich glaube, es war der Herald.«
    »Dann wird es das beste sein, wir kaufen einen Herald und sehen nach«, schlug ich vor.
    Das Mädchen stieß einen erstaunten Ruf aus.
    »Ich bin wohl doch ein bißchen weltfremd«, murmelte sie. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht, dabei ist es

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