0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
schlug dem Ganoven auf die Schultern und schickte ihn weg.
Mit großen Schritten kam er an unseren Tisch zurück. Er setzte sich nicht wieder, sondern fragte sofort: »Borway und Cont sind umgelegt worden?«
»Mach ein Nachrichtenbüro auf, Steven, deine Quellen sind gut«, knurrte ich. Es war sinnlos, jetzt noch zu lügen.
Wardens Augen funkelten. »Ich weiß noch mehr, G-man. Kennt ihr den Täter?«
Ich nickte wortlos, und Warden triumphierte: »Ich auch. Es war der ›Hässliche‹.«
»Ja, jedenfalls sieht es so aus, aber warum interessiert es dich. Deine Situation ändert sich nicht um eine Daumenbreite. Du gewinnst nur Aufschub. Das ist alles. Nutze ihn aus und sieh zu, dass du mit Lund ins reine kommst.«
»Ja«, antwortete er wie geistesabwesend. »Ja, das werde ich tun.«
»Du lehnst also Rypers Angebot ab?«
»Selbstverständlich. Ich habe nie daran gedacht, es anzunehmen.«
Phil und ich standen auf.
»Sehr gut, Warden«, sagte ich langsam. »Wir treffen uns also morgen um die gleiche Zeit hier, und ich bin gespannt darauf, zu hören, wie Ryper reagiert hat.«
»Wird alles bestens erledigt, G-man«, antwortete der Hafengangster, aber seinem Gesicht war anzusehen, dass er sich mit den Gedanken ganz woanders befand.
Ich wusste nicht genau, welche Gedanken in Wardens Gehirn irrlichterten, aber ich hatte eine leise Ahnung.
»Steven«, warnte ich, »denke daran, dass wir Jim Brack suchen. Glaube nicht, du könntest in ihm einen Verbündeten gegen Lund finden.«
Warden bewegte unbehaglich die Schultern.
»Unsinn, ich kenne den ›Hässlichen‹ nicht.«
»Dann versuche nicht, ihn kennenzulernen. Ich weiß, dass Leute deiner Sorte einen Mann wie Brack manches Mal schneller auftreiben als die Polizei. Ich rate dir aber, die Finger davon zu lassen. Wenn Brack dazu kommen sollte, auch nur einen Schuss auf Lund abzugeben, werde ich den Mann, der ihm die Pistole geliefert hat, noch vor dem Schützen verhaften.«
Wir verließen den Drugstore.
»Glaubst du, dass Warden den hässlichem wirklich zu finden vermag?«, fragte Phil, während wir zum Hauptquartier zurückfuhren.
»Hoffentlich nicht«, antwortete ich, »aber ein Gangster besitzt in der Unterwelt andere Möglichkeiten als die Polizei. Wenn Warden ernstlich versucht, Brack zu finden, wird er eher als wir erfahren, wo sich der ›Hässliche‹ versteckt hält.«
»Und Lund?«
»Für Lund dürfte es noch leichter sein.«
Phil rückte seinen Hut zurecht. »Ich weiß nicht, aber ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass es in Kürze in New York heftig knallt.«
***
Am anderen Tag betraten wir den Drugstore in der 4th Street um die gleiche Zeit, und als ich nicht Steven Warden, sondern nur den Blonden am Ecktisch sitzen sah, beschlich mich ein unangenehmes Gefühl.
Der Blonde stand lässig auf.
»Irgendetwas mit Warden passiert?«, fragte ich.
»Passiert? Nein, er kann nur nicht kommen. Ich soll euch sagen, er sei verhindert. Er hat auch nichts zu berichten. Ryper hat noch nicht angerufen.« Er warf ein Geldstück auf die Tischplatte. »Das ist alles. Ich kann also gehen.«
Er wollte sich an uns vorbeischleichen. Ich griff ihn mir.
»Wo ist Warden?«
Er drehte den Kopf zur Seite. »In seiner Wohnung, nehme ich an. Wenigstens war er dort, als ich ihn abholen wollte.«
»Komm, mein Junge«, sagte ich. »Davon wollen wir uns gleich überzeugen.«
Wir packten den Blonden auf den Notsitz des Jaguars und zischten zu Wardens Privatwohnung. Wir läuteten, es öffnete aber niemand.
»Wo ist dein Chef?«, fragte ich den Blonden und packte ihn unsanft am Arm.
Er versuchte es mit Frechheit. »Lassen Sie mich los, G-man. Sie haben kein Recht, mich so zu behandeln. Um neun Uhr habe ich ihn noch in seiner Wohnung gesehen. Ich kann doch nichts dafür, wenn er inzwischen weggegangen ist.«
Ich zerquetschte ein paar Flüche zwischen den Zähnen. Dass der Hafengangster seine Verabredung mit uns nicht einhielt, beunruhigte mich.
»Hör zu, mein Junge«, sagte ich. »Du wirst meinen Freund jetzt sofort überall dorthin führen, wo sich dein Chef eventuell aufhält.« Ich wandte mich an Phil.
»Wenn du Warden findest, bringe ihn zum Hauptquartier.«
»Du kannst ihn nicht verhaften«, antwortete Phil leise.
»Nein, aber ich finde, er hat eine Einschüchterung nötig, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.«
»Sieht beinahe so aus, als wäre er schon darauf gekommen.«
»Umso rascher müssen wir sie ihm wieder austreiben. Nimm den Jaguar. Ich
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