0206 - Das Vampirnest
Möglichkeit gefunden, und tatsächlich alle Pillen an den Mann gebracht.« Er steigerte die Spannung und nahm einen Schluck Wein, bevor er weitersprach. »Es gibt einige Ärzte in London, die mir verpflichtet sind. Keine direkten Unterweltsärzte, sondern normale Doktoren. Als sie ihre Praxen eröffneten, hatte ich ihnen Startkapital gegeben. Allerdings mußten sie sich verpflichten, mich und meine Leute umsonst zu behandeln. Was sie sonst taten, das war mir egal. Ich habe sie nur gesponsert.«
»Zu diesen Ärzten bist du hingegangen?«
»Ja. Ich habe sie an alte Zeiten erinnert. Zuerst stellten sie sich dumm, aber ich machte ihnen klar, daß sie meine Pillenmuster nehmen müssen. Ferner machte ich zur Bedingung, daß sie die Pillen auch weitergeben, und zwar an ihre Patienten.«
»Haben Sie das getan?«
»Ja.«
Lady X lachte: »Das ist gut, das ist sogar sehr gut. Welchen Erfolg haben wir erreicht?«
»Ich weiß es nicht. Es ist noch zu früh, um etwas Konkretes zu sagen. Noch ist nichts bekannt geworden. Ich werde morgen die Ärzte einmal persönlich anrufen.«
»Hervorragend, sehr gut«, lobte Lady X. »Dann bin ich nicht umsonst gekommen.«
»Nein, das bist du nicht.« Der Mafioso leerte sein Glas und kaute den italienischen Wein regelrecht. Dabei verdrehte er die Augen. Es war für ihn ein Genuß, Wein aus seiner Heimat zu trinken.
»Ich brauche zwanzig.«
Costello räusperte sich. »Zwanzig Särge?«
»Klar.«
»Ist das nicht ein wenig viel?«
»Nein« erwiderte sie hart. »Wenn der Vampirkeim wirklich fruchtet, dann werden aus den zwanzig bald 200 und noch mehr. London kann von einer wahren Vampirflut überschwemmt werden.«
»Das hört sich gut an für dich.«
»Für dich etwa nicht?«
»Du weißt, daß meine Interessen ein wenig anders liegen, meine Liebe. Aber wir kommen uns ja nicht ins Gehege.«
»Bestimmt nicht.«
»Wie ich hörte, hat Solo Morasso es geschafft?«
»Was geschafft?«
»Asmodina.«
»Ja.«
»Aber Sinclair lebt noch immer. Dabei habe ich die Voraussetzungen für seinen Tod geschaffen, nachdem meine Männer sein Kreuz vertauschten.«
»Er hat es wieder.«
»Das ist, schlecht. Mehr konnte ich nicht tun.«
»Dir macht keiner einen Vorwurf. Außerdem lebt. Mondo nicht mehr. Und Tokata ebenfalls nicht.«
»Oh.« Hart stellte Costello das Glas ab. »Das wußte ich nicht. Solo hat es mir nicht gesagt.«
Lady X lachte. »Wer gibt schon gern Niederlagen zu?«
»Das stimmt. Seid ihr trotzdem stark genug?«
»Wir hoffen es.«
»Gut, dann können wir jetzt mit dem Verladen der Särge beginnen. Einverstanden?«
Lady X nickte.
An zwei verschiedenen Seiten stiegen sie aus. Die Scott nahm ihre MPi mit. Sie hörte, wie Costello zwei Leute losschickte, um die Tür des Bunkers zu öffnen. Lady X gesellte sich zu ihm. »Ist im Bunker noch alles in Ordnung?«
»Ich denke schon. Ghouls scheinen nicht mehr darin zu hocken.«
»Und wenn schon.«
Die beiden Männer hatten den Betonklotz erreicht. Durch eine Eisentür war er gesichert. Sie besaß ein Spezialschloß. Man mußte erst eine Zahlenfolge einstellen, um es zu öffnen.
Ein Wagen war so gedreht worden, daß die Lichtlanzen seiner Scheinwerfer auf die Tür wiesen.
Die zwei Männer stemmten sie auf. Sie quietschte erbärmlich in den Angeln. Das Licht fiel auch in den. Bunker, und bereits wenige Yards hinter der Tür waren die ersten Särge gestapelt. Die matt glänzenden Totenkisten standen übereinander, makabre letzte Ruhestätten, von den meisten Menschen nur mit einer Gänsehaut auf dem Rücken beim Anblick zu ertragen, doch Lady X liebte Särge.
Nur keine leeren. Aber sie würde sie füllen.
»Hast du an bestimmte Größen gedacht?« erkundigte sich der Mafioso.
»Nein.«
Costello nickte. Er und auch Lady X schauten zu, wie die beiden Helfer den ersten Sarg aus dem Bunker trugen. Ihre Gesichter wirkten unbewegt, man sah ihnen an, daß ihnen die Arbeit keinen Spaß machte, aber dafür wurden sie bezahlt.
Lady X ließ den Mafioso stehen und lief zu ihrem Wagen. Dort öffnete sie an der hinteren Seite die Ladefläche. Als die Klappe fiel, erschien auch Vampiro-del-mar. Sein Gesicht sah im Dämmer schaurig aus. Nur auf eine Seite fiel ein Reststreifen Licht, die andere lag im Dunkel. Ein gefährliches, böses Grinsen lag auf seinen Lippen, lange, säbelzahnartige Zähne standen weit vor.
»Es ist soweit«, meldete Lady X. »Sie bringen bereits die ersten Särge.«
Die Untote trat zurück, da sie Schritte hinter
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