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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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überhaupt noch existierten. Denn der Silbermond im Sonnensystem der Wunderwelten existierte nicht mehr, das einst mächtige Druidenvolk war fast erloschen. Nur noch wenige kämpften ihren Kampf gegen das Böse, gegen die Schattenmächte und die Kraft der Hölle.
    Kerr war einer von ihnen.
    Aber er wollte es nicht sein. Er wollte ein normaler Mensch sein, wollte ein normales Leben führen. Warum ließ man ihn nicht? Warum war er immer wieder gezwungen, seine Druiden-Kräfte einzusetzen?
    »Der Urlaub ist nur unterbrochen«, versuchte er Babs zu beruhigen. »Wir werden die Tage, die uns jetzt entgehen, später dranhängen. Das mache ich schon klar.«
    Babs sprang auf und ging zum Fenster. Sie befanden sich wieder in ihrem gemütlich und für dörfliche Verhältnisse außerordentlich komfortabel eingerichteten Doppelzimmer in der oberen Etage von Alec’s Pub. Kerr hatte angeordnet, daß der Tote in seinem Haus aufgebahrt werden sollte. Er hatte ihn fotografiert, und der Doc hatte versucht, die Todesursache zu ermitteln, war daran aber gescheitert. Überraschend für alle war gewesen, daß die Leichenstarre einfach nicht einsetzen wollte. Der Körper blieb warm.
    Am kommenden Morgen wollte Kerr nach London telefonieren und Speziallisten anfordern, die sich um den Toten kümmern sollten.
    Das Haus und der Garten sahen nicht danach aus, als habe ein Kampf stattgefunden. Kerr nahm an, daß ein Schock den Mann getötet hatte. Was hatte er im letzten Moment seines Lebens gesehen?
    Und - wie waren seine Augen zu Spiegeln geworden?
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte Babs. »Mir kommt es vor, als liefest du diesmal deinem Druiden-Naturell förmlich nach.«
    »Das ist Unsinn«, sagte er und trat zu ihr. Er legte einen Arm um ihre Schulter und sah nach draußen. Der Horizont brannte in lodernden Farben. Die Sonne versank langsam. Auf dem Hügel spiegelte etwas das rote Sonnenlicht von einem Punkt der obersten Burgzinnen aus wider.
    »Es ist schön«, sagte Babs träumerisch. »Diese wunderbaren Farben… ich könnte sie stundenlang genießen…«
    Sie standen da und sahen zu, wie die Sonne endgültig versank und das prächtige Farbenspiel dunkler wurde und der Nacht wich. Dann kam endlich wieder Bewegung in Kerr. Sein Zeigefinger berührte das Stupsnäschen des blonden Mädchens.
    »Wir gehen nicht mehr hinunter«, sagte er. »Wir werden den Abend genießen.«
    Babs lächelte in der Dunkelheit und küßte ihn, während sie sich eng an ihn schmiegte. »Ja«, flüsterte sie. »Ja…«
    ***
    Als es dunkel geworden war, bewegte sich eine schattenhafte Gestalt auf John Halifax’ Haus zu. Clark Poltryn, der alte kleine Mann, berührte die Klinke der Haustür. In diesem Dorf wurden Türen niemals abgeschlossen, weil es einfach undenkbar war, daß jemand stahl. Und Poltryn wollte auch nicht stehlen.
    Er wollte sich nur zurückholen, was ihm gehörte.
    Die zwanzig Pfund, die er Halifax geliehen hatte. Nachträglich verwünschte er seinen Großmut, aber als Halifax ihn bedrängte, hatte er nachgegeben, um den Kerl wieder los zu werden.
    Und jetzt war John Halifax tot.
    Clark wußte, daß es schwer fallen würde, seinen Anspruch auf die zwanzig Pfund aus dem Nachlaß des Toten zu erhalten. Also wollte er sie sich jetzt sofort zurückholen - oder den entsprechenden Gegenwert.
    Die Tür schwang geräuschlos auf und schloß sich wieder hinter Clark Poltryn. Der alte Mann schaltete das Licht nicht ein, sondern ließ lediglich seine Taschenlampe aufflammen. Der Strahl tastete durch den kurzen Hausflur.
    »Zwanzig Pfund«, murmelte der Alte, »sind eine Menge Geld.«
    Zumindest für einen Rentner wie ihn. Aber auch für die meisten anderen Menschen im Dorf. Ein großer Teil von ihnen war arbeitslos, seit eines der Leyland-Autowerke geschlossen worden war. Es ging rapide bergab. »Es wird Zeit, daß wir wieder ein Weltreich errichten und neue Kolonien gründen, die uns unterstützen«, murmelte Clark.
    Er betrat das kleine Wohnzimmer. Dort hatte man Halifax aufgebahrt. Das heißt, man hatte ihn einfach auf den Tisch gelegt, so wie er war, und eine Decke über ihn gebreitet. Unwillkürlich erschauerte der alte Mann. Die Nähe des Toten bedrückte ihn und jagte ihm dumpfe Furcht ein. Aber Geld, ersatzweise Wertgegenstände, waren am ehesten im Wohnzimmer zu finden.
    Der Strahl der Taschenlampe tastete über den Toten. Die immer noch offenen Augen spiegelten grell. Erschrocken warf Clark Poltryn einen Blick zur Zimmerdecke, wohin der

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