0208 - Die blauen Herrscher
stehengeblieben und hatten die Terraner durch unmißverständliche Gesten aufgefordert, einzutreten.
Der Raum, kaum erleuchtet, war leer. Der steinerne Boden fiel sanft zur Mitte ab. Die Mitte aber war eine ovale Schale, die schwach leuchtete.
Am Rand der Schale blieben sie stehen, einer neben dem anderen, nur Kasom stand hinter Mory Rhodan-Abro.
Mit fiebernder Spannung warteten die Terraner, was folgen würde.
Die Schale öffnete sich; in der Öffnung erschien ein Schnorchel.
Im schwachen Licht funkelte seine umhangartige Kleidung. Der Kopf, vom Tentakel weit ausgefahren, drehte sich nach rechts und links. Im gleichen Moment hörten die Terraner hinter ihrem Rücken Schritte.
Achtung, Perry, unsere Bewacher kommen. Für alle zwei, nur ich kriege ein halbes Dutzend!
Und, Gucky? Was denken denn die Bewacher?
Nichts! Das ist es ja eben. Natürlich denken sie, aber es ergibt keinen Sinn. Aber dieser Loorn denkt! Großer Himmel, der spinnt!
Es kostete Rhodan Kraft, nicht die Ruhe zu verlieren. Als er wieder in telepathischen Kontakt mit Gucky treten wollte, hatte der Kleine seine Gedanken abgeschirmt.
Gucky aber bewies, daß er nicht umsonst den Titel Spezialist der USO trug!
Er zuckte nicht einmal zusammen, als er entdeckte, daß Loorn ein starker Telepath war, der versuchte, seine Gedanken zu lesen.
Er begriff im gleichen Moment, wieso Loorn der Chef einer Untergrundbewegung werden konnte. Mit seiner telepathischen Fähigkeit, die er vor allen anderen Schnorcheln verborgengehalten hatte, war er ihnen weit überlegen.
Aber gegen Guckys Parakräfte kam er nicht an, und die sechs Bewacher, die Gucky etwas abgesondert hatten, störten den Kleinen nicht.
Das Schweigen in dem schwach beleuchteten Raum wurde bedrückend. Am tiefsten Punkt der ovalen Schale stand Loorn und drehte auf seinem Tentakel langsam den Kopf von links nach rechts.
„Okay!" rief Gucky in die Stille hinein, obwohl er wußte, daß Loorn ihn nicht verstand. Aber der Loorn verstand, daß er keinen Boden mehr unter den Füßen hatte. „So", sagte Gucky, als der Schnorchel dicht unter der Decke zappelte, „jetzt wollen wir uns einmal mit dir unterhalten. Ein Teil deines Planes hat Hand und Fuß, aber uns zu betäuben, um uns dann gegen die fünfzehn Opfer auszutauschen und an ihrer Stelle den Blauen Herrschern auszuliefern, ist ein niederträchtiges Vorhaben... Perry, je länger er unter der Decke zappelt, um so vernünftiger werden wir uns mit ihm unterhalten können. Dieser telepathische Loorn träumt davon, daß wir in der Lage sein könnten, die drei Blauen Herrscher zu vernichten, wenn wir uns einmal auf einer Station befinden. Das ist der eine Teil seines Planes, und den finde ich nicht schlecht. Wie er uns auf die Stationen schaffen will, habe ich ja schon erklärt."
Loorn verfügte über eine ungeheure Beherrschung. Er hatte keinen Ton über die Lippen gebracht, als Gucky ihn kraft seiner Telekinese zur Decke schweben ließ.
Die Bewacher schienen nicht zu begreifen, was sich vor ihren Augen abspielte. Düster starrten sie aus ihren Froschaugen die Terraner an.
Gucky telepathierte Rhodan sein gesamtes Wissen über Loorn zu. Der Großadministrator empfing die Gedanken des Kleinen und unterrichtete die anderen.
Es stellte sich bald heraus, daß Loorn nicht aus niedrigen Motiven handelte. Zwei seiner Brüder waren vor vielen Intervallen an die Blauen Herrscher ausgeliefert worden. Es wurde auch bekannt, daß die Bewacher der Terraner Opfer des Blauen- Herrscher-Kultes waren, die in den Zellen des Reinen Hauses den Verstand verloren hatten.
Die Terraner erfuhren, daß in einem Abstand von vierzig Stunden Standardzeit in der Rot-Etage die Rotlicht-Epoche einsetzte. Wenn dann die lohende Rotglut des Himmelsgewölbes den höchsten Stand erreicht hatte, kamen die Blauen Herrscher unter dem Donnerknall des Schallmauerdurchbruches über Kraa, um ihre Opfer zu verlangen.
„Laß Loorn zu Boden, Gucky!" ordnete Rhodan an.
Sanft niedersinkend landete der Schnorchel auf seinem alten Platz. Rhodan versuchte mit seinen telepathischen Kräften, sich mit Loorn in Verbindung zu setzen, und er war nicht erstaunt, als es ihm sofort gelang. Er eröffnete das lautlose Gespräch mit dem Satz: Loorn, wir helfen, wenn wir helfen können.
Aber in diesem Augenblick, in dem er diesen Gedanken dachte, erinnerte er sich an seine CREST II und an das Schicksal seiner Besatzung. Lebte noch einer?
Die drei Robotstationen hatten die Flucht des kleinen
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