0208 - Die Killerfische
geht.«
»Hm.« Er überlegte und legte seine Hand gegen die Stirn. »Das ist gar nicht so einfach. Als wir kamen, waren sie bereits auf dem Wasser. Zwar noch nicht an der Stelle, aber sie fuhren gerade hin. Ich habe sie dann beobachtet und konnte auch sehen, wie sie sich ins Wasser warfen. Das ist vielleicht…« Er unterbrach seinen Redefluß und krauste die Stirn.
»Ja, vielleicht ist es ungefähr eine halbe Stunde her. Bestimmt nicht länger.«
»Du bist dir da sicher?«
»Klar.«
Ich stand wieder auf und schaute McDough an. Der Konstabler nickte.
»Wenn das so ist und mein Sohn das sagt, dann stimmt es. Ich kenne ihn.«
»Gut gemacht, Ian«, lobte ich ihn.
»Ich will ja auch mal Polizist werden«, erklärte er.
»Das finde ich toll.« Leider konnte ich mich nicht länger mit ihm unterhalten, denn die Zeit drängte. »Konstabler, wir müssen unbedingt auf das Wasser. Wie kommen wir am schnellsten an das Schlauchboot heran?«
»Nicht über die Klippen.«
»Das hatten wir uns gedacht. Kann ich mir hier ein Boot leihen. Gibt es einen Hafen?«
»Natürlich, der Fischerhafen. Da bekommen Sie auch ein Boot. Ich fahre mit Ihnen.«
»Das ist prima. Vielen Dank.«
Wir stiegen den Hang wieder hoch. Der Konstabler atmete schwer.
Einmal mußte er von Suko geschoben werden. Auf der Straße meinte er: »Bin eben nicht mehr der Jüngste.«
Der Chinese grinste. »Die Ablösung wartet ja schon.« Dabei deutete er auf den Mitgelaufenen Ian.
Ich aber schaute auf das Meer.
Leer und verlassen schaukelte das Schlauchboot auf den Wellen. Ich dachte an den Frankenstein-Verschnitt und an die Killerfische. Waren sie tatsächlich Verbündete?
Daß mir eine Gänsehaut über den Rücken lief, dafür zeigte sich nicht nur die Kälte verantwortlich…
***
Jill wußte nicht, woher dieser Riesenfisch gekommen war. Er mußte sich in einer der Spalten oder Öffnungen verborgen gehalten haben und war hinter ihrem Rücken hervorgekrochen.
Gelesen hatte sie über diesen Fisch ebenfalls noch nichts, denn in dem als Hotel umgebauten Schloß waren sie und die anderen so gut wie kaserniert. Aus der Öffentlichkeit drang nichts an ihre Ohren. Vielleicht wären sie dann nicht getaucht, so aber wurde Jill Dalton mit dem Grauen konfrontiert.
Der Riesenfisch kam ihr vor wie ein aufgeblähter Ballon. Nur war ein Ballon harmlos und hatte kein Maul mit gefährlichen Reißzähnen darin wie dieser Fisch.
Und dann die Augen.
Glotzend und starr stierten sie die Taucherin an. Sie erinnerten an Kugeln, die etwas oberhalb und rechts und links des Mauls in den Fischleib hineingedrückt worden waren.
Wie eine Wand stand der Fisch im Wasser. Wegen seiner Größe fielen die Flossen kaum auf, denn sie waren relativ klein, und Jill erkannte sie nur als huschende Bewegungen.
Sie wagte nicht, sich zu rühren. Fast still stand sie im Wasser und bewegte nur die Schwimmflossen an ihren Füßen. Vom Magen her stieg die Angst in ihr hoch. Es war ein drückendes Gefühl, das sich immer weiter ausbreitete, die Brust erreichte, das Herz wie mit unsichtbaren Reifen umklammerte und Atemnot verursachte.
Lange hatte Jill nicht mehr so eine Angst verspürt. Zum letzten Mal als Kind, als sie in einer Geisterbahn gewesen war und sich vor den Pappfiguren erschreckt hatte.
Und jetzt traf sie das würgende Gefühl wieder. Sie merkte, daß sie anfing zu zittern, und diese Vibrationen pflanzten sich durch den gesamten Körper bis hin zum Kopf. Sie lähmten ihr Denken, das Blut pochte hinter ihren Schläfen, bis sie diesen Zustand plötzlich überwunden hatte und ihr einfiel, daß sie noch eine Waffe bei sich trug.
Die Betäubungsharpune!
Konnte sie den Monsterfisch damit erledigen? Schaffte es das Gas? Es gab keine andere Chance, denn daß der Fisch auch ihr Leben wollte, war ihr längst klargeworden.
Der war gefährlicher als ein Tigerhai.
Jill mußte sich zusammenreißen, um keine zu heftige Bewegung zu vollführen, die das Monstrum reizen konnte. Langsam hob sie ihren rechten Arm an, sie spürte dabei eine Steifheit in der Schulter, sicherlich eine Folge der ungemeinen Nervenbelastung.
Dann hielt sie die Harpune so, daß sie auf das geöffnete Maul des Monsterfisches zielen konnte.
Da bewegte er sich.
Nie hätte Jill dem Fisch diese Schnelligkeit zugetraut. Er war ebenso flink wie ein Hai, wuchs noch größer vor ihrer Atemmaske auf, und Jill drückte ab.
Das Monster war überhaupt nicht zu verfehlen und auch sein geöffneter Rachen nicht.
Die an ihrem
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