0208 - Die Killerfische
Fahrt in der Teufelskutsche unternommen hatte, attackiert von dem Frankenstein-Verschnitt. Es war zu einem mörderischen Kampf gekommen, während wir dem Abgrund immer näher rasten. Fast hätten wir es nicht mehr geschafft. Im letzten Augenblick war es mir schließlich gelungen, das Frankenstein-Monstrum mit der Dämonenpeitsche zu schlagen, bevor Marcus und ich von der Kutsche sprangen. Das Monstrum war weitergerast, die Kutsche hatte nicht mehr stoppen können und war mit dem unheimlichen Fahrgast über dem Klippenrand verschwunden. [2]
Ich hatte wirklich gehofft, daß es vernichtet sein würde. Dies allerdings war eine Täuschung gewesen, wie ich leider feststellen mußte.
Der Frankenstein-Verschnitt lebte.
Und er sah so aus wie früher. Nur eins war noch hinzugekommen. Die Narbe an seinem Hals. Ich hatte sie ihm mit der Peitsche geschlagen, jetzt leuchtete die Spur blutigrot.
Auch mich mußte es gesehen haben. Sein viereckiger Schädel mit dem verwüsteten Gesicht bewegte sich pendelnd hin und her, und dies im Rhythmus der anrollenden Wellen. Mir kam in den Sinn, daß ihn die Strömung an diese Stelle getragen haben mußte, denn wie sollte er sonst hierher gekommen sein?
Tief atmete ich ein.
Ich schaute auf Suko. Der hatte sich von mir entfernt, stand bis zu den Hüften im Wasser und versuchte, den Mann zu retten, der von dem Monstrum attackiert worden war. Gischtregen umsprühte meinen Partner, er konnte mich nicht sehen, und ich wollte ihn auch durch mein Rufen nicht von seiner Tat abhalten.
Nein, das Monster gehörte mir.
Ohne daß es mir richtig bewußt wurde, hatte ich die Beretta gezogen.
Ob es durch Silberkugeln vernichtet werden konnte, wußte ich nicht, hoffte es jedoch.
Wieder ließ sich das Monster von einer Welle hochschwemmen. Dabei gelang es ihr, auf den glatten Felsen zu klettern und dort auch sitzenzubleiben.
Hinter und über mir hörte ich die Schreie der Zuschauer. Auch sie mußten das Monstrum gesehen haben und waren ebenfalls entsetzt.
Ich schoß.
Dabei hielt ich den rechten Arm ausgestreckt, stützte noch mein Gelenk ab.
Mein Arm bewegte sich kaum, als das geweihte Silbergeschoß den Lauf verließ.
Der Einschlag erfolgte nicht. Vielleicht war die Entfernung zu weit, oder ich hatte nur den Felsen getroffen, auf jeden Fall blieb das Frankenstein-Monstrum stur hocken.
Noch eine Kugel.
Wieder traf ich nicht, aber ich verfolgte seine Reaktion. Sein schauriges Brüllen übertönte selbst die Brecher der Brandung und erreichte meine Ohren. Hoch hob das Monstrum seinen rechten Arm, der an einer Schulter saß, die nach unten gezogen war, und es ballte die Hand zur Faust.
Wie ein finsterer Racheschwur kamen mir das Brüllen und die Drohgebärde vor.
Danach ließ sich der Frankenstein-Verschnitt kurzerhand wieder ins Meer fallen.
Es hatte keinen Sinn, noch eine dritte Kugel zu vergeuden. Vor meinen Augen war er verschwunden, und ich hatte das Nachsehen. Mal wieder, muß man sagen.
Langsam sank mein Arm nach unten. Ich spürte, daß aus meinem Gesicht das Blut gewichen war, die letzten Sekunden hatten mich stark mitgenommen, denn das Auftauchen dieses alten Gegners hatte mir eine verdammt unangenehme Überraschung bereitet.
Doch ich war gewarnt. Ich wußte, daß jemand unterwegs war und sogar ganz in meiner Nähe, der mich umbringen wollte. Eiskalt töten, vielleicht aus dem Hinterhalt, denn möglich war schließlich alles.
Suko fiel mir ein.
Er lief mir schon entgegen. Die Beretta hatte er gezogen, ich winkte ab.
»Du kannst sie wegstecken, es ist vorbei«, sagte ich ihm.
»Was war denn los?« fragte mein Freund, der naß bis zu den Ohren war.
»Erzähle ich dir gleich, Wie geht es dem Mann?«
Suko hob die Schultern. Die Geste sagte eigentlich genug aus. Trotzdem hakte ich nach. »Tot?«
»Leider. Ich konnte nichts mehr tun. Die Verletzung am Kopf war zu schlimm. Er muß bewußtlos geworden sein und trieb dann zwischen die Felsen. Wahrscheinlich ist er ertrunken, genau kann, das nur ein Arzt feststellen.«
Wir schauten uns die Leiche an. Der Mann sah irgendwie seltsam aus.
Der sehr kurze Haarschnitt und auch seine Kleidung wiesen auf einen Soldaten hin, aber hatte nicht der Junge oben an der Uferstraße von mehreren Tauchern gesprochen?
Ich fragte Suko, ob er noch andere Taucher gesehen hatte.
»Nein, John.«
Dann kamen schon die ersten Helfer. Zwei Männer trugen eine Trage.
Es war für sie nicht leicht, den steilen Hang hinunterzugehen. Sie rutschten mehr, als daß
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