0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
vielleicht fischen können und die über Cummings’ Schlupfwinkel orientiert sind. Ich vermute, daß er seihen Zufluchtsort schon seit langem vorbereitet hatte. So etwas geht aber nicht ohne Mitwisser, und Cummings hat jetzt keine Möglichkeit mehr, diese für ihn so gefährlichen Leute zu beseitigen.«
»Gut, Jerry, du sollst deine Liste bekommen. Wundere dich aber nur nicht, wenn sie sehr lang sein wird und wenn du sehr bekannte Namen darauf verzeichnet findest!«
»Das Wundern habe ich mir schon in der ersten Dienstwoche beim FBI gründlich abgewöhnt!« sagte ich lachend und verabschiedete mich von Benders.
***
Nachdenklich betrachtete ich den Stadtplan von New York, der in meinem Büro eine ganze Seitenwand einnimmt.
Irgendwo mußte sich der Verbrecher verkrochen haben.
Aber wo?
Die schrille Telefonklingel riß mich aus meinem Grübeln. Ich nahm den Hörer ab.
»Ein Anruf für Sie, Cotton«, meldete der Beamte aus der Zentrale.
»Ja, hier Cotton«, sagte ich in die Muschel.
Dann vernahm ich aufgeregtes, stoßweises Keuchen aus dem Hörer.
Schlagartig war ich in höchster Alarmstimmung.
Ich schrieb hastig auf einen Zettel: Zentrale sofort feststellen lassen, woher Anruf kommt! und schob ihn Phil zu. Phil eilte unverzüglich aus dem Zimmer.
»Hier Mitchell…«, krächzte es abgerissen aus dem Hörer. »Cotton, passen Sie auf — ich habe… Cummings’ Schlupfwinkel… entdeckt… O verdammt… Ich glaube, die Kerle sind hinter mir her… Also, Old Cathams Square… Die Gangster kommen auf die Telefonzelle zu… Old Cathams Square Num…«
Hämmerndes Stakkato — klirrende Scheiben… Ein Aufschrei — erneut wütendes Bellen von Geschoßsalven… Röcheln — Stöhnen — lähmende Stille…
Ich knallte den Hörer auf die Gabel, rannte aus dem Büro zur Telefonzentrale und brüllte schon von der Tür her: »Von wo aus wurde eben mit mir telefoniert?«
Der Beamte an dem Klappenschrank wirbelte auf seinem Drehstuhl zu mir herum und meldete: »Von der öffentlichen Sprechzelle neben der Hochbahnstation am Old Cathams Square!«
»Phil«, stieß ich hervor, »dort haben sie eben Mitchell zusammengeschossen, als er mir den Aufenthalt Cummings’ mitteilen wollte! Wir müssen uns beeilen. Der Wagen der Mordkommission soll sofort nachkommen. Benachrichtigen Sie auch umgehend das zuständige Revier der City Police! Die Leute können von dort aus eher am Tatort sein als wir«, wandte ich mich mit den beiden letzten Sätzen wieder an den Beamten der Zentrale.
In großen Sprüngen hastete ich, drei Stufen zugleich nehmend, die Treppen hinunter in den Hof zu meinem Wagen.
Phil schwang sich auf den Sitz neben mir, dann rauschten wir aus dem Hof, bogen mit pfeifenden Reifen in die Straße ein und sausten mit heulender Sirene durch die City.
Wütend kaute ich an der Unterlippe. So sehr ich auch dem Wagen und meiner Fahrkunst das letzte abverlangte, eine Hoffnung, Mitchell noch lebend anzutreffen, gab es kaum.
Eine auf den Mann gezielte Maschinenpistolengarbe übersteht niemand.
Als wir auf den Old Cathams Square brausten, zeigte uns die Menschenansammlung und das rundlaufende rote Blinklicht eines Streifenwagens schon von weitem, wohin wir uns zu wenden hatten.
Ich stoppte hart, und wir drängten uns durch die Menge der Neugierigen, die von Polizisten nur mühsam zurückgehalten werden konnte.
Als ich die Gestalt, völlig unter einer Decke verborgen, am Boden liegen sah, wußte ich Bescheid!
Wieder einmal waren wir um eine Nasenlänge zu spät gekommen.
Die Gangster hatten Mitchell den Mund genau in dem Augenblick versiegelt, in dem er uns die entscheidende Mitteilung machen wollte.
»Old Cathams Square«, hatte er noch sagen können, und damit wollte er sicher nicht nur seinen eigenen Standort angeben.
Aber es hatte wohl keinen Sinn, hier nach Cummings zu suchen.
Wenn er sich je irgendwo am Old Cathams Square versteckt gehalten hatte, so würde er bestimmt inzwischen das Weite gesucht haben.
Der Massenaufmarsch der Neugierigen, der Polizeifahrzeuge und der Ambulanz mußte ihn ja geradezu vertreiben.
Am Tatort stellten wir im Verein mit den Beamten der City Police und unseren Kollegen von der Mordkommission die üblichen Erhebungen an.
Die zerschossene Telefonzelle und die Leiche wurden von allen Seiten fotografiert. Unsere Spurensicherer suchten pflichtgemäß, aber von vornherein aussichtslos, nach Finger- und Fußabdrücken. Endlose Fragen nach und an Zeugen schlossen sich an.
Die 16
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