0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Zusammenarbeiten müssen. Wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, ist doch nur das FBI der lachende Dritte.«
»Boß, ich bin gar nicht dafür, daß wir unsere Geschäfte mit dem großen Unbekannten teilen«, widersprach Robby. »Ich wüßte da eine viel bessere Methode: Wir lassen dem FBI einen Wink zukommen, wer die Rauschgiftgeschäfte im Chinesenviertel besorgt Das gibt einen derartigen Wirbel, daß man unsere kleine Sache mit dem Grünen Drachen schnell vergißt. Hinterher können wir das gesamte Geschäft kontrollieren. Ich sehe durchaus nicht ein, wieso wir uns noch mit dem Kerl verbünden sollen, der in so gemeiner Weise gegen uns gearbeitet hat, nachdem wir praktisch schon das FBI auf dem Hals hatten. So, wie ich die Sache beurteile, kann nur einer übrigbleiben: Du, Boß, oder der geheimnisvolle Mr. X. Bei dem Geschäft wäre zwar für beide Parteien genug drin, aber es wird immer wieder zu harten Auseinandersetzungen kommen. Ich sehe nicht ein, daß noch mehr von unseren Leuten ins Gras beißen sollen, nur damit Mr. X unangefochten seine Oberherrschaft über ganz New York behaupten kann!«
»So ganz von der Hand zu weisen sind deine Vorschläge nicht«, meinte Cummings. »Die Aktionen des Mr. X gegen uns haben mich bis zur Weißglut gereizt. Hätte er das Schiff nicht versenken und den Wagen meines Lieferanten nicht in die Luft jagen lassen, und das noch so idiotisch vor aller Welt, dann wäre die Polizei bis heute noch nicht auf uns aufmerksam geworden, und wir könnten immer noch im Grünen Drachen Koks verschachern. Die beste Rache wäre zweifellos, dem FBI einen Tip zukommen zu lassen!«
»Dann müssen wir aber damit rechnen, daß Mr. X auch uns gewaltig anschwärzen wird!« gab Tony zu bedenken.
Cummings lachte kurz auf. »Es gibt nichts, womit er uns noch mehr anschwärzen könnte, als wir es schon sind. Nachdem die Cops Beater in ihren Händen haben, werden sie von ihm mehr erfahren können, als Mr. X von uns weiß. Ich muß mir also ernsthaft überlegen, ob wir ihm diesen Streich nicht doch spielen sollen. Das Dumme ist nur, daß Mr. X mein Versteck kennt. Wir können die Cops also erst dann auf ihn hetzen, wenn wir den Laden hier geräumt haben. Aber das habe ich noch gar nicht vor.«
»Das wird sehr einfach werden, wenn es soweit ist!« lachte Tony. »Es genügt ein anonymer Anruf beim FBI von der nächstbesten Telefonzelle aus. Aber verdammt noch mal, Boß, wenn du uns schon nicht sagen willst, wer sich hinter dem Mr. X verbirgt, so verrate doch wenigstens, wo er sein Hauptquartier aufgeschlagen hat!«
»Na schön«, meinte Cummings, »das kann ich euch sagen. Abends und nachts ist er meist im Roten Mandarin zu treffen. Das ist im Chinesenviertel ein ähnliches Lokal wie mein Grüner Drache. Mr. X wohnt dort allerdings nicht, sondern ganz woanders, wo ihn kein Mensch vermutet. Tagsüber geht er nämlich einem sehr ehrbaren Beruf nach. Bis vor einem halben Jahr arbeiteten wir beide noch ganz gut zusammen. Dann gefiel es mir nicht mehr, daß ich immer nur die zweite Geige zu spielen und seine Befehle auszuführen hatte. Deshalb habe ich mich selbständig gemacht. Meine Eigenmächtigkeit muß ihm sehr an die Nieren gegangen sein, zumal ich einige seiner Stammkunden übernehmen konnte — wie zum Beispiel Elliott.«
Cummings lehnte sich in seinem Sessel zurück, machte ein paar tiefe Züge aus seiner Zigarette, ließ dann die Hände herunterhängen und schlief ein.
Robby plagte die Untätigkeit. .
Er schaltete das Rundfunkgerät ein und suchte nach geeigneter Musik.
Tony fühlte das Bedürfnis, nach draußen zu schauen.
Er stellte sich auf die Zehenspitzen und brachte sein Gesicht dicht an das Kellerfenster.
Plötzlich winkte er Robby zu sich und flüsterte: »Kennst du diesen Kerl da draußen? Der schleicht schon eine Zeitlang höchst verdächtig in der Gegend um unseren Bau rum.«
Robby peilte aus dem Fenster, betrachtete den Mann genau und sagte leise: »Der Bursche kommt mir irgendwie bekannt vor. Aber mir fällt im Augenblick nicht ein, wo ich ihn unterbringen soll. Zu unseren Kunden gehört er nicht, das kann ich mit aller Bestimmtheit sagen. Verdammt noch mal, es sieht ganz so aus, als würde er sich eingehend mit unserem Versteck beschäftigen!«
Robby rieb sich nachdenklich die Stirn und murmelte ein übers andere Mal: »Wo habe ich diesen Kerl nur schon mal gesehen?« Plötzlich stieß er erregt an und rief: »Jetzt hab’ ich’s! Das ist Charly Mitchell, ein lächerlicher
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