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0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt

Titel: 0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Spur führt in die gelbe Stadt
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griff in meine Rocktasche und fischte die Brieftasche heraus, die er eingehend in Augenschein nahm. Er schob sie wieder an ihren Platz zurück, richtete sich auf und…
    Plötzlich funkelte ein Dolch in seiner Hand!
    Mit dem Daumen prüfte er die Schärfe der Klinge, dann näherte er das unsympathische Mordinstrument meinem Hals!
    Ich bin wahrhaftig schon in sehr kitzeligen Situationen gewesen, aber das war der Gipfel!
    Wollte er mir ungesäumt den Hals durchschneiden oder nur die Klinge ansetzen, um die Tiefe meines Schlafes reichlich drastisch zu prüfen?
    Ich hatte, weiß Gott, keine Lust, mich wehrlos abmurksen zu lassen, während ich mit Verbissenheit den Schlafenden mimte!
    Aber wenn er mich nur prüfen wollte und ich eine Abwehrbewegung riskierte, war mein ganzes Spiel verraten. Bis jetzt hatte ich noch lange nicht alles in Erfahrung gebracht, was ich wissen wollte. Die Tatsache, daß im Roten Mandarin Opium geraucht wurde, reichte zwar aus, den Laden dichtzumachen.
    Damit war das Übel aber nicht mit der Wurzel ausgerottet, denn Mr. X würde nach wie vor unerkannt im Dunkeln bleiben.
    Diese Überlegungen jagten in Sekundenbruchteilen durch meinen Kopf. Wenn ich mich jetzt irrte, war ich ein toter Mann!
    Der Chinese berührte ganz leicht mit dem kalten Stahl meine Kehle — stellen Sie sich meine Lage genau vor! —, verhielt einen Augenblick, wobei er mich scharf musterte, dann steckte er seinen Dolch schnell in eine Falte seines Gewandes und rauschte davon.
    Ich konnte nicht verhindern, daß sieh meiner Brust ein tiefer, befreiender Atemzug entrang.
    Vieleicht war ich dem Tod noch niemals so nahe gewesen wie in diesen Augenblicken, die mir wie eine Ewigkeit erschienen.
    Warum aber hatte der Bursche die Prüfung so genau vorgenommen? Gut, ich war ihm unbekannt, und er wollte sich vergewissern, daß ich kein Spitzel war. Aber seine Vorsicht schien mir doch mächtig übertrieben, zumal er nach meiner Beobachtung sich um die anderen Opiumschläfer fast überhaupt nicht gekümmert hatte.
    Daraus zog ich den Schluß, daß an diesem Abend im Roten Mandarin wohl etwas Besonderes los sein müsse. Vielleicht kam der geheimnisvolle Mr. X.
    Allerdings war nicht anzunehmen, daß er sich dem gewöhnlichen Volk der Rauschgiftsüchtigen zeigen würde. Mit anderen Worten, ich mußte mich auf die Socken machen, um ein wenig in dem Bau herumzuschnüffeln.
    Mingh-Hu würde wohl die nächste Zeit nicht mehr nach mir sehen, wie er ja die übrigen Opiumschläfer in Ruhe ließ.
    Ich zog meine Schuhe aus, erhob mich, wobei ich jedes Geräusch sorgfältig vermied, und sah mich in meiner Nische um.
    Während ich deren Rückwand genau untersuchte, entdeckte ich eine kunstvoll verborgene Tür.
    Ich tastete die kaum sichtbaren Fugen rundum ab und stieß tatsächlich auf einen winzigen Vorsprung dicht über dem Boden. Ich drückte darauf.
    Ohne jeden Laut öffnete sich die Tür einen Spalt breit. Schnell huschte ich hindurch und befand mich in einem stockfinsteren Gang. Von irgendwoher hörte ich Stimmengewirr, konnte aber beim besten Willen nicht feststellen, aus welcher Richtung.
    Ich tastete mich an den Wänden entlang durch die Dunkelheit, stieß aber bald an einen Vorhang.
    Ich verhielt und spitzte meine Ohren, konnte aber keine Geräusche dahinter vernehmen, auch die Stimmen waren verstummt. Vorsichtig fühlte ich an dem dicken Stoff entlang, um das Ende zu finden.
    Ich trat in einen halbdunklen Raum, der ähnlich wie die Opiumhöhle eingerichtet war. Von den verschiedenen Ausgängen wählte ich aufs Geratewohl den am nächsten liegenden.
    Nun hörte ich die Stimmen wieder, und zwar direkt vor mir. Ich hielt inne und versuchte aufzufangen, was dort geredet wurde. Es war schlechtes Englisch, und ich verstand kaum ein Wort.
    Plötzlich fühlte ich einen Luftzug und hörte gleichzeitig das Rascheln des Vorhangs.
    Ich erstarrte zu einer Bildsäule.
    Der Vorhang wurde einen Spalt breit aufgezogen. In dem einfallenden Licht erkannte ich einen Chinesen.
    Der Lichtschein mußte auch mich sichtbar gemacht haben. Die Faust des Chinesen fuhr hoch. Ein Messer blitzte auf.
    Ich ließ ihm keine Zeit. Mit einem gewaltigen Sprung schnellte ich auf ihn zu, entriß ihm das Messer, während ich gleichzeitig meine Hände um seinen dünnen Hals krallte. Sein Schrei wurde noch im Entstehen erstickt.
    Der hagere Bursche wurde schlaff in meinen Händen. Ich ließ ihn zu Boden sinken. In fliegender Eile zog ich ihm sein Gewand aus und schlüpfte

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