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0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

Titel: 0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehengeblieben zu sein. Windschiefe Häuser, kein Asphalt auf den Straßen, an manchen Stellen nicht einmal einfaches Pflaster.
    Sie kamen an einem alten Pub vorbei. Der Wirt stand vor der Tür und grüßte höflich.
    Miller nickte zurück. Er wurde hier respektiert. »Und wenn uns noch Zeit bleibt, dann besichtigen wir die Brennerei«, schlug er Horace Sinclair vor.
    Der war einverstanden.
    Schließlich erreichten sie den Friedhof. Die Mauer war aus Bruchsteinen gebaut. An ihr schritten sie entlang und erreichten wenig später das seltsame Tor.
    Horace Sinclair blieb stehen. »Das gibt es immer noch?« staunte er.
    »Wie du siehst.«
    Sinclair trat näher an das Tor heran und strich mit den Fingerkuppen über das Eisen. »Es ist wirklich einmalig«, murmelte er. »Ich habe so etwas nie wieder gesehen, und ich bin viel herumgekommen, wie du dir vorstellen kannst.« Er stieß die rechte Seite auf, wo die Heiligenfigur zu sehen war und der Griff der beiden Hände wurde unterbrochen.
    Normalerweise war der Friedhof um diese Zeit leer. Jetzt aber hatten sich Menschen versammelt. Männer und Frauen standen an den Rändern der Wege und blickten zumeist betreten zu Boden. Die beiden Neuankömmlinge wurden scheu begrüßt. Die Angst stand den Menschen in den Gesichtern geschrieben. Hier war etwas so Schreckliches passiert, für das sie keine Erklärung fanden.
    Übernatürliche Kräfte waren im Spiel.
    Unter den Füßen der Männer knirschte der feine Kies, als sie den Hauptweg entlangschritten. Winterfeste Pflanzen und Buschwerk nahmen ihnen oftmals den Blick auf die Grabreihen. Sie steuerten nicht den neuen Teil des Friedhofs an, sondern den alten, wo auch die hohen Grabsteine standen, die zum größten Teil aus dem letzten Jahrhundert stammten und die Zeiten überdauert hatten.
    »Was es wohl mit dem Auge auf sich hat?« fragte der Whiskybrenner.
    »Ich weiß auch keine Antwort«, gab Sinclair ehrlich zu.
    »Vielleicht erscheint es wieder. Dein Ahnherr scheint wirklich ein Höllensohn gewesen zu sein, denn der Pilot, er heißt übrigens Frank Evans, erzählte von schrecklichen Szenen und Gestalten, die er gesehen hat, als er durch das Auge schaute.«
    Horace F. Sinclair schwieg. Er hatte längst einen Entschluß gefaßt.
    Sobald er sich hier von der Richtigkeit der Angaben überzeugt hatte, wollte er seinen Sohn anrufen. John mußte so rasch wie möglich aus London herkommen.
    Noch eine Kurve mußten sie nehmen, um die Gruft sehen zu können.
    Wie vor eine Wand gelaufen, blieb Horace Sinclair stehen. Was er und Miller sahen, war wirklich unbegreiflich…
    ***
    Gordon Miller hatte nicht gelogen. Der Pilot war in der Tat mit dem Grabstein verwachsen. Er stand in einer etwas gebückten Haltung, seine Arme steckten im Stein und sein rechtes Knie ebenfalls. Er stand unbeweglich da und drehte den beiden Männern den Rücken zu.
    In der Nähe standen vier Menschen. Eine Frau, es war die Haushälterin des Pfarrers, hielt einen Korb fest, in dem sich Proviant für den armen Menschen befand. Sie hatte vom Weinen gerötete Augen.
    Langsam ging Horace F. Sinclair vor. Sein Gesicht war eine steinerne Maske. Er wollte sich alles genau ansehen, und dabei stach ihm etwas ins Auge.
    War der gesamte Vorgang schon makaber und unheimlich anzusehen, so fiel ihm auf, daß die Arme bis zu den Ellenbogen im Grabstein steckten. Der Stein selbst war nicht so breit. Die Hände zumindest hätten an der Rückseite wieder hinausschauen müssen.
    Das war nicht der Fall, und Horace Sinclair stand einem zunächst unerklärlichen Phänomen gegenüber. Er wußte sich wirklich keinen Reim darauf zu machen.
    Der Pilot hatte gemerkt, daß jemand gekommen war. Langsam drehte er den Kopf nach links und schaute Horace F. Sinclair an. »Noch ein Glotzer!« schimpfte er. »Verdammt, was schaut ihr alle so? Ich kann doch nichts dafür.« Sein Gesicht verzerrte sich. Es war verquollen. In den Augen spiegelte sich die Angst. »Soll ich denn hier verrecken?!« brüllte er. Aus seiner Stimme war die ganze Qual zu hören, die er in seiner schlimmen Lage empfand. »Verrecken, ja, ich werde verrecken, und ihr schaut dumm zu…« Er schluchzte auf und holte pfeifend Atem.
    »Verdammt, schießt mir doch eine Kugel in den Schädel! Los, ihr feigen Schweine, macht ein Ende. Ich kann nicht mehr, verdammt ich kann nicht mehr…«
    Die Zuschauer wandten sich ab. Nur Sinclair und Miller blieben. Die Haushälterin des Pfarrers ging weinend davon.
    Gordon Miller blieb neben

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