Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

Titel: 0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch die anderen beiden.
    Jetzt hatte er freie Bahn.
    Noch einmal holte Horace F. Sinclair tief Luft und faßte den Deckel so an, daß er ihn mit beiden Händen hochwuchten konnte. Das Holz war schwer und ließ auf eine massive Herstellungsweise schließen. Sinclair mußte sich wirklich anstrengen..
    Er schaffte es.
    Der Deckel bekam das Übergewicht und fiel an der anderen Seite zu Boden.
    Horace F. Sinclair hatte freie Sicht in das Innere des alten Sargs. Er wollte seinen Ahnherrn sehen, der innerhalb der Familienchronik einen dunklen Punkt bildete.
    Als er sich vorbeugte, hörte er Gordon Millers Warnschreie. Er sprang zurück, schaute nach oben, und in seinen Blick stahl sich das nackte Entsetzen…
    ***
    Gordon Miller war nervös. Schon jetzt machte er sich Vorwürfe, die Dinge überhaupt ins Rollen gebracht zu haben, doch es ging kein Weg daran vorbei, er konnte nicht mehr kneifen. Zudem mußte dieses grauenvolle Rätsel endlich einmal gelüftet werden.
    Ein schwarzes Schaf bei den Sinclair-Vorfahren. Ein dämonischer Ahnherr, wo der Namensvetter John Sinclair diese Wesen bis aufs Blut bekämpfte.
    Kaum zu fassen, das alles. Da sah man wieder, welche seltsamen Wege das Schicksal ging.
    So völlig allein war er nicht. Ein heimlicher Beobachter stand zwischen den Büschen. Als Miller ein Augenpaar sah, da zog sich der andere sofort zurück, weil er entdeckt worden war.
    Miller hatte ihn nicht erkannt. Vielleicht war es ein Neugieriger aus dem Dorf.
    Frank Evans stöhnte und jammerte. Er hing in verrenkter Haltung über dem offenen Grab und mußte wahnsinnige Schmerzen haben. Sein Gesicht war entstellt, Speichel rann über seine Unterlippe.
    Ein paarmal war Gordon Miller versucht, den anderen anzusprechen, doch er ließ es bleiben. Er fand einfach nicht die richtigen Worte und nur einfach Trost spenden oder etwas Aufmunterndes sagen, das wollte ihm nicht gelingen.
    Gordon Miller war überfordert. Noch nie in seinem Leben hatte er so eine Situation erlebt. Er konnte sich da nicht hineinversetzen, obwohl man es von ihm verlangte, als der Mann im Ort, der den meisten Einfluß hatte.
    Wieder wurde er angesprochen. »Bitte, Mister«, flüsterte Frank Evans.
    »Bitte geben Sie mir eine Kugel. Es ist kein Mord, was Sie da machen. Es ist eine Erlösung. Ich…ich komme hier nie frei, bitte, so seien Sie doch menschlich.«
    »Ich bin menschlich«, erwiderte Miller lahm.
    »Nein, das sind Sie nicht. Wirklich nicht. Sie sind ein Unmensch. Ein verdammter Unmensch. Sie lassen mich hier leiden, wobei Sie genau wissen, daß es für mich keine Chance gibt. Keine mehr. Ich werde hier sterben. Qualvoll. O verflucht…«
    Miller konnte das Jammern nicht mehr hören. Am liebsten hätte er sich die Ohren zugehalten, das gelang ihm auch nicht, und so versuchte er es noch mit Worten. Er sprach davon, daß sie alles unternehmen wollten und daß bereits Hilfe unterwegs war. Und daß auch Horace Sinclair alles tat, um ihn zu retten.
    »Ihr könnt doch nichts«, stöhnte der andere.
    »Doch ja, wir schaffen es. Sie müssen nur daran glauben.«
    Das Lachen des Piloten klang schluchzend. »Sie haben gut reden. Wenn es Ihnen so ergehen würde wie mir, dann würden Sie anders sprechen. Sie können herumlaufen, aber ich, ich hänge hier fest, bin mit diesem verdammten Stein verwachsen. Wäre ich doch nur bei dem Absturz umgekommen, dann wäre alles vorbei…« Seine Worte endeten in einem verzweifelten Schluchzen.
    Gordon Miller hörte es nicht. Er hatte etwas anderes bemerkt. Etwas, das ihm abermals unbegreiflich war.
    Schuld daran trug die schwere Grabplatte.
    Sie bewegte sich plötzlich.
    Die Platte lag halb auf dem Weg und zur anderen Hälfte im Gebüsch. Als sie sich nun drehte, da knirschte unter ihr der Kies, und dieses Geräusch ließ Gordon Miller aufmerksam werden. Seine Augen wurden groß und weit, aufgeregt fuhr die Zunge über die rauhen, spröden Lippen. Im ersten Augenblick war er unfähig sich zu rühren, er wollte das Schreckliche nicht begreifen, und ein grausamer Verdacht keimte in seinem Innern hoch.
    Die Platte hob vom Boden ab.
    Knöchelhoch schwebte sie bereits, drehte sich wieder um die eigene Achse und schwang langsam auf das offene Grab zu.
    Es war klar, was dies zu bedeuten hatte.
    Die Steinplatte wollte das Grab verschließen, in dem sich nicht nur der Sarg befand, sondern auch ein Mensch.
    Horace F. Sinclair!
    Er sollte in der schaurigen Gruft für immer seinen Platz finden.
    Und er war ahnungslos!
    »Horace!«

Weitere Kostenlose Bücher