0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge
meinem Hirn aufbauen, aber ich konzentrierte mich voll auf ihn, um die dämonischen Gedanken so weit wie möglich von mir fernzuhalten.
Konnte er sprechen?
Ja, eine tiefe, geisterhafte Stimme drang aus der schwarzen Wolke und wurde von Suko als auch von mir vernommen. »Du bist John Sinclair«, sagte er, »du trägst meinen Namen, und ich habe viel von dir gehört. Asmodis berichtete mir von dir, und selbst der Teufel hat ein wenig Respekt vor dem Geisterjäger bekommen. Als ich mich vor langer Zeit mit ihm verband, da dachte ich nicht daran, daß es einmal jemand geben würde, der auch meinen Namen trägt und auf der falschen Seite steht. Ja, John Sinclair, du stehst auf der falschen Seite, und bekämpfst uns, wo es nur eben geht. Das wird dir in Zukunft nicht mehr gelingen, denn der Teufel selbst hat mich aus meinen Fesseln entlassen und mir die Kraft gegeben, Menschen nicht nur zu manipulieren, sondern sie auch zu töten. Bei einem habe ich es bewiesen, er lebt nicht mehr. Du wirst der zweite sein, und dein Freund der dritte. Ich werde mich auf dich legen und dir langsam die Luft aus den Lungen saugen. Mein Druck, der Alp, wird dich vernichten. Grausame Träume habe ich genug geschickt. Jetzt werde ich töten und auch töten lassen, denn diese sechs Männer hier sind meine ersten Heller. Ich habe ihnen so starke Träume geschickt, daß sie unter Hypnose stehen und diese Träume in die Tat umsetzen. Es waren Mordträume, und sie sollen dafür sorgen, daß es Tote gibt. Sie sollen und werden ihre Träume in die Tat umsetzen.«
Er hatte lange gesprochen, und von mir war jedes seiner Worte aufgesaugt worden.
Ich hatte auch begriffen. Aus dem Alp war mit Hilfe der Hölle eine Bestie geworden, die nun ihr wahres Gesicht zeigte.
Die Dämonenfratze!
Während seiner Worte hatte ich das Gefühl gehabt, als würden seine Augen noch stärker leuchten. Er bewegte sich auch und wuchs vor mir auf. Wie eine schwarze Woge wirkte er, die über mir zusammenschlug, und ich merkte den plötzlichen Ansturm der grauenhaften Gedanken in meinem Kopf. Es waren schlimme Visionen, sie kamen alle auf einmal, so daß ich einzelne nicht trennen konnte und aus diesem Grund auch kein klares Bild bekam.
Dann zog sie der Alp zurück.
Sofort war mein Kopf wieder frei, nur noch die Schmerzen an der hinteren Seite blieben.
Er hatte mir bewiesen, wie stark er war, und ich glaubte nicht, daß ich allein mit der Kraft meines Geistes gegen ihn ankommen konnte. Nein, ich war hilflos.
Und Suko?
Ihm ging es nicht besser als mir. Obwohl er sich vielleicht besser gegen den Dämon wehren konnte, denn er besaß die Gabe, völlig abschalten zu können, um hineinzufallen in die Meditation.
Die rauhe Stimme des Dämons unterbrach meine Gedanken. »Noch seid ihr am Leben«, sagte er. »Und ich werde euch auch nicht töten lassen. Nein, das übernehme ich selbst. Ich will euch allerdings meine Pläne mitteilen. Diese sechs Männer hier habe ich ausgesucht und ihnen meine schrecklichen Träume gegeben. Für mich sind sie Balsam, für die Menschen Gift. Dieses Gift werden sie verspritzen, denn ich schicke sie in den Ort, damit sie ihre Träume nachvollziehen können. Väter werden ihre Söhne umbringen, da zünden Männer ihre Häuser an und sehen zu, wie die Angehörigen verbrennen, um sich an den Schreien zu ergötzen. Maghel wird in ein Chaos stürzen, und ich, der Alp, kann nur lachen.«
Das waren grausame Zukunftaussichten. Es kostete mich Überwindung, eine Frage zu stellen. »Bist du der einzige Alp oder gibt es noch mehr von deiner Art?«
Zum erstenmal hörte ich ihn lachen. Es klang finster und drohend aus der Wolke mit den grünen Augen. »Natürlich bin ich nicht der einzige. Alps gibt es auf der Welt, denn sie allein bringen den Menschen die grausamen Träume. Einer schaffte es nicht. Der Satan besitzt eine Armee.« Abermals lachte er, und mir rann ein Schauer über den Rücken.
Diese Wahrheit war nicht gerade erhebend für uns. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken, denn im Augenblick hatte ich andere Sorgen. Mein Blick fiel auf Suko, und ich sah dessen verzerrtes Gesicht.
Der Chinese signalisierte mir Hoffnungslosigkeit, denn wir konnten es einfach nicht schaffen.
Für die nächsten Sekunden waren wir uninteressant geworden. Der Alp wandte sich an seine Diener. Er gab ihnen einen stummen Befehl. Wir sahen, wie sie kehrtmachten und bereits nach wenigen Schritten von der Dunkelheit verschluckt wurden.
Diese Männer hatten ein
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