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0209 - Die Panik kam per Telefon

0209 - Die Panik kam per Telefon

Titel: 0209 - Die Panik kam per Telefon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Panik kam per Telefon
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er es nicht ankommen lassen, denn er selbst besaß keine Waffe.
    Mit den bloßen Händen gegen einen Gangster anzugehen, der eine Pistole und ein scharfes Rasiermesser besitzt, wäre nackter Selbstmord gewesen.
    Wo konnte er nur eine Waffe hernehmen?
    Baker stand auf und ging unruhig hin und her. Er tat es ganz in Gedanken, und als es ihm plötzlich bewusst wurde, wunderte er sich selbst darüber, dass der Gangster ihm diese Bewegung gestattete.
    Lonnigan war, was Baker nicht wusste, selbst zu tief in Gedanken, als dass er sich von einer Kleinigkeit hätte stören lassen. Er malte sich aus, was er mit seinem Beuteanteil würde anfangen können. Möglichkeiten über Möglichkeiten huschten durch seinen Kopf, eine schöner als die andere. Dass Baker plötzlich auf und ab ging, wurde ihm kaum bewusst. Im Grunde hielt er diesen Mann sowieso nicht für gefährlich. Er konnte ihn mit der linken Hand zusammenschlagen, wenn es darauf ankam. Und wer achtete schon haargenau auf einen Mann, von dem er felsenfest glaubt, dass er nicht gefährlich werden könnte?
    Lonnigan sah auf seine Uhr. Plötzlich hörte er das laute Weinen eines Kindes aus dem Keller dumpf zu ihnen heraufhallen. Sein Gesicht verzog sich. Er konnte Geplärre nicht hören. Zum Teufel, sie sollten still sein!
    »He, Sie!«, sagte er. »Ist das eins von Ihren Bälgern?«
    Baker sagte nichts. Lonnigan stand auf.
    »Ich werde das mal beruhigen«, sagte er gedehnt. Vielleicht war es bloßer Zufall, dass dabei sein Rasiermesser kreisende Bewegungen vollführte.
    Aber das Weinen war bereits verstummt. Lonnigan drehte sich in der Tür wieder um. Plötzlich sah er, dass Baker zitterte. Er lachte.
    »Angst, Dickerchen?«, fragte er hämisch und ging langsam auf den Wissenschaftler zu. »Ein bisschen Angst, wie?«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er das Rasiermesser einen Fingerbreit vor Bakers Hals durch die Luft. Baker fuhr zu Tode erschrocken zurück. Lonnigan machte das Spaß. Er packte Baker mit der linken Hand und hielt ihn fest. Mit der rechten tupfte er ihm die Spitze des Messers auf die Nase. Grinsend sah er, dass es in Bakers Kehle würgte.
    »Ein schönes Messerchen, was?«, kicherte er.
    In seinen Augen stand ein unheimliches, düsteres Flackern. Baker war nicht imstande, eine Antwort zu geben. Lonnigan trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe Durst«, sagte er abrupt. »Besorg mir was zu trinken! Los! Was zu trinken! Da, da steht doch Kaffee. Koch mir Kaffee! Schönen starken Kaffee! Ich habe Durst!«
    Völlig unmotiviert kicherte er wieder. Baker stand auf und nahm den Tauchsieder. Ein Frösteln überlief ihn. Nein, dieser Mann war nicht normal. Der Kerl war verrückt. Er war unheimlich…
    Baker schob den Stecker in den Anschluss, steckte den Tauchsieder in den Topf, den er an der Leitung rasch gefüllt hatte, und wartete.
    Als ein schwaches Summen hörbar wurde, ging er zu dem kleinen Regal unterhalb des Waschbeckens und nahm die schwere Kaffeekanne heraus, die er sich von zu Hause mitgebracht hatte. Die Kanne hatte keinen Deckel mehr und war deshalb von seiner Frau ausrangiert worden. Baker hatte sie mit ins Institut genommen, obgleich sie ein wenig unpraktisch war wegen ihrer Größe.
    Jedes Mal wenn er sie in die Hand nahm, ärgerte er sich von Neuem über das Gewicht. Als er sie jetzt ergriff, zuckte plötzlich ein Gedanke durch sein Hirn. Er zögerte einen Sekundenbruchteil, dann stellte er die Kanne auf den Schreibtisch, holte den kleinen Löffel und die Tasse und zählte sechs Löffel Kaffeepulver ab.
    Lonnigan beobachtete ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen. Wie eine Maschine ratschte er mit dem Rasiermesser immer wieder über dieselbe Stelle der Schreibunterlage, die bereits völlig zerfetzt war.
    Das Wasser fing an zu kochen. Baker trat an den Schreibtisch heran, genau an die Stelle, wo der Topf mit dem Tauchsieder stand. Die Entfernung bis zu dem Gangster betrug knapp anderthalb Yards.
    Lonnigan rührte sich nicht. Nur seine rechte Hand säbelte in monotoner Wiederholung immer wieder über dieselbe Ecke der Schreibunterlage. Baker zog mit der linken Hand den Stecker des Tauchsieders heraus. Mit der rechten Hand ergriff er das obere Ende des Tauchsieders.
    Und plötzlich schnellte er vor. Das glutheiße Ende des Tauchsieders fuhr Lonnigan ins Gesicht. Der Gangster stieß einen gellenden Schrei aus.
    Baker ließ den Tauchsieder los. Das heiße Gerät fiel in Lonnigans Schoß.
    Aber zugleich riss Baker auch schon mit beiden Händen die

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